Besser kann es derzeit für Microsoft nicht laufen: Der Software-Riese verzückte die Anleger mit starken Quartalszahlen. Vor allem das gut laufende Cloud-Geschäft mit IT-Diensten im Internet lässt die Kasse klingeln, wie der Konzern in Redmond im amerikanischen Bundesstaat Washington mitteilte.

Denn der weltgrößte Softwareanbieter steigerte von April bis Juni den Nettogewinn auf 13,2 Milliarden US-Dollar - das ist doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Darin enthalten ist auch eine Steuergutschrift von über 2,6 Milliarden Dollar. Das käme durch die Übertragung bestimmter immaterielle Vermögenswerte der ausländischen Tochtergesellschaften in die USA und Irland, erklärte Microsoft in ihrer Pressemitteilung am Donnerstag. Ursache hierfür waren kürzlich erlassene Verordnungen und der TCJA (Tax cuts and jobs act) - eine Reform der US- Steuergesetzgebung aus dem Jahr 2018. Das operative Ergebnis von Microsoft legte um starke 20 Prozent zu.

Durch die Cloud auf Wolke 7


Haupteinnahmequelle ist das florierende Cloud-Geschäft mit der Plattform "Azure". Hier kletterte der Umsatz im Quartal um 64 Prozent. Das klingt nach einen starken Wert, aber: Das Wachstum im Vorjahreszeitraum lag hier bei 89 Prozent und im dritten Quartal bei 73 Prozent. Dennoch sind die Cloud-Dienste ein großer Teil des Erfolgsrezepts, mit dem Konzernchef Satya Nadella Microsoft seit seinem Amtseintritt 2014 zu einem kaum für möglich gehaltenen Comeback verholfen hat.

Mit "Azure" ist der US-Gigant am Markt für Cloud-Software zur Nummer zwei hinter "AWS" von dem Onlinehändler Amazon gewachsen. Die Software wird per Abonnement über das Internet bezogen und bietet Privat- und Geschäftskunden neben dem Mieten der Software auch Speicherplatz in der Datenwolke an. Am kommenden Donnerstag wird sich zeigen, ob Amazon den Wachstumsraten von Microsoft folgen kann.

Das Geschäft läuft


Doch nicht nur das Cloud-Geschäft brummt. Bei den Windows-Anwendungen "Office 365" kletterte der Umsatz um 31 Prozent. Das 2016 übernommene Online-Karriereportal LinkedIn legte sogar um ein Viertel zu. Insgesamt steigerten die Amerikaner die Erlöse im vierten Quartal auf 33,7 Milliarden Dollar - ein Plus von gut zwölf Prozent. Damit lag Microsoft über den Erwartungen der Analysten.

Die starke Nachfrage nach Windows sei durch die bevorstehende Ausmusterung der Version Windows 7 getrieben worden, erklärte der Tech-Gigant das Umsatzplus in dem Segment. Viele Unternehmen stellen derzeit ihre auf Windows 7 laufenden Systeme auf das neue Betriebssystem Windows 10 um. Auch hätten Kunden aus Sorge über höhere Zölle Lagerbestände an Computern aufgebaut.

Über eine Billion Dollar


Microsoft ist derzeit das wertvollste Unternehmen an der Börse. Im April durchbrach der US-Gigant beim Börsenwert als drittes Unternehmen die 1-Billion-Dollar-Marke. Längst hat der Software-Riese den iPhone-Hersteller Apple und Amazon hinter sich gelassen und ist aktuell der einzige Konzern mit einem Wert über einer Billion Dollar.

Das ist deshalb so erstaunlich, da wenige damit gerechnet hatten, dass sich das einst so mächtige Microsoft - nach einer zwischenzeitlichen Schwächephase - mit den neuen Tech-Größen wie Amazon, der Suchmaschine Google oder dem sozialen Netzwerk Facebook messen könnte. Seit Nadella an der Spitze steht knüpft Microsoft allerdings an alte erfolgreiche Zeiten an.

Einschätzung der Redaktion


Auch die Anleger sehen den Erfolg. Der Kurs des wertvollsten börsennotierten Unternehmens sprang nach Handelsschluss in New York auf einen neuen Rekordwert von über 140 Dollar je Aktie.

Nach den Zahlen erhöhten Investmentbanken reihenweise ihr Kursziel auf 155 Dollar. So setzen JPMorgan, Credit Suisse und der Vermögensverwalter Canaccord Genuity auf weiteres Kurspotenzial.

Charttechnisch betrachtet verläuft der Kurs seit Jahren in einem ungebrochenen Aufwärtstrend. Seit Jahresbeginn gewann die Microsoft-Aktie knapp 35 Prozent, der Dow Jones machte im vergleichbaren Zeitraum ein Plus von fast 17 Prozent. Damit zählt der Softwareanbieter neben Visa und American Express zu den Top-Werten im amerikanischen Leitindex.

Die Microsoft-Aktie ist und bleibt ein Basisinvestment.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 142,00 Euro
Stoppkurs: 97,00 Euro

Mit Material von rtr und dpa-AFX