Es ist der mit Abstand größte Deal in der Branche überhaupt. Die Nachfrage nach Videospielen hat seit Beginn der Corona-Pandemie wegen der weitverbreiteten Lockdowns deutlich zugenommen. Microsoft, der die Spielekonsole XBox anbietet, steigt durch die Akquisition zum weltweit drittgrößten Computerspielekonzern auf hinter den asiatischen Rivalen Tencent und Sony mit der Playstation.

"Gaming ist die dynamischste und aufregendste Kategorie in der Unterhaltungsbranche und wird künftig eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Metaverse-Plattformen spielen", sagte Microsoft-Boss Satya Nadella am Dienstag. Das "Metaverse" wird von IT-Experten als Zukunft des Internets gesehen. Es steht für einen virtuellen 3-D-Raum, in dem alle Teilnehmer vernetzt sind, sich austauschen, miteinander agieren und über Virtual-Reality-Brillen am Smartphone oder Computer spielen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg investiert Milliarden in das Geschäft und hat seinen Konzern kürzlich in Meta Platforms umbenannt.

Microsoft erhofft sich von Activision Blizzard eine größere Schlagkraft seiner Xbox-Spieleplattform. Das Unternehmen hat 400 Millionen aktive Nutzer, die potenziell für andere Plattformen bei Microsoft dazugewonnen werden könnten. In den vergangenen Jahren hatte der IT-Konzern aus dem Silicon Valley schon öfter Milliarden für die Übernahme von Videospielefirmen ausgegeben und etwa den "Minecraft"-Entwickler Mojang Studios gekauft.

In der Branche ist derzeit viel in Bewegung: Vor ein paar Tagen gab der Activision-Konkurrent Take-Two Interactive bekannt, für rund elf Milliarden Dollar den "FarmVille"-Schöpfer Zynga zu schlucken.

SEXISMUS-VORWÜRFE GEGEN ACTIVISION


Für Activision Blizzard bietet Microsoft 95 Dollar je Aktie, was einem Aufschlag von 45 Prozent zum Schlusskurs von Freitag entspricht. Die Activision-Aktien schossen an der Wall Street um mehr als 30 Prozent in die Höhe. Auch in Europa legten Titel von Spieleentwicklern wie Ubisoft, Frontier und Paradox zu. Händlern zufolge wird darauf spekuliert, wer der nächste Übernahmekandidat ist.

Analysten von Midcap Partners bezeichneten das Vorhaben von Microsoft als "eine verrückte Sache". Aktienanalyst David Wagner vom Vermögensverwalter Aptus Capital Advisors sagte, mit dem Deal beginne das "metaverse Wettrüsten". Er gehe davon aus, dass die Transaktion erfolgreich abgeschlossen werde. Die Wettbewerbsbehörden würden das Vorhaben aber sicherlich genau unter die Lupe nehmen.

Activision Blizzard steht seit einiger Zeit im Fokus eines Sexismus-Skandals. Die Aktie hat seit dem vergangenen Jahr mehr als ein Drittel verloren. Im Zuge von Ermittlungen wurden 37 Mitarbeiter entlassen, 44 weitere erhielten Verwarnungen von dem Unternehmen. Auch Activision-Chef Bobby Kotick steht deswegen in der Kritik. Er will das Geschäft weiterhin leiten. Microsoft-Boss Nadella wollte sich zu den Ermittlungen explizit nicht äußern. Er sprach in einer Telefonkonferenz mit Analysten aber über die generelle Bedeutung der Unternehmenskultur. "Es ist entscheidend für Activision Blizzard, sein erneutes kulturelles Engagement voranzutreiben. Der Erfolg dieser Übernahme wird davon abhängen."

rtr