"Alle Feinde müssen wissen, dass der Dschihad des Widerstandes mit doppeltem Ansporn weitergehen wird", sagte Chamenei am Freitag in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, der Angriff auf den Bagdader Flughafen, bei dem auch der führende Kommandeur irakischer Milizen, Abu Mahdi al-Muhandis, getötet wurde, sei auf Befehl von US-Präsident Donald Trump geflogen worden. International löste die Attacke Kritik und Besorgnis aus. Es wird befürchtet, dass sich der Konflikt zwischen den USA und dem Iran weiter verschärft. Der Ölpreis zog an. Die Börsen in Europa und Asien gaben nach.

Soleimani wurde nach Informationen aus US-Kreisen durch einen Drohnenangriff auf den Flughafen der irakischen Hauptstadt Bagdad getötet. Nach Angaben irakischer paramilitärischer Gruppen schlugen drei Raketen in der Nähe des Frachtterminals ein. Zwei Fahrzeuge seien getroffen worden. Fünf irakische Paramilitärs seien getötet worden und "zwei Gäste". Die iranischen Revolutionsgarden, zu denen Soleimanis Al-Kuds-Brigaden gehören, teilten mit, US-Hubschrauber hätten den Angriff geflogen.

"Auf Befehl des Präsidenten hat das US-Militär einen entschlossenen Akt der Verteidigung unternommen, um durch die Tötung Kassem Soleimanis US-Soldaten im Ausland zu schützen", erklärte das US-Verteidigungsministerium. "Der Angriff zielte darauf, künftige Angriffspläne des Irans zu verhindern." Die demokratische Präsidentin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, kritisierte, der Angriff sei ohne Beratung mit dem Kongress und ohne Autorisierung erfolgt.

SOLEIMANI WAR ARCHITEKT DES IRANISCHEN EINFLUSSES IN REGION

Chamenei ordnete eine dreitägige Staatstrauer wegen Soleimanis Tod an. Der iranische Präsident Hassan Ruhani sagte, die Ermordung werde den Iran nur noch entschlossener im Widerstand gegen die USA machen. Soleimani war der Architekt des wachsenden militärischen Einflusses des Irans im Nahen Osten. Die Al-Kuds-Brigaden, die Soleimani von 1998 an führte, sind jenseits der iranischen Grenzen im Einsatz. So unterstützten sie den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, als ihm in dem seit 2011 dauernden Bürgerkrieg die Niederlage drohte. Al-Kuds-Einheiten kämpften im Irak an der Seite schiitischer Milizen gegen die radikal-islamische IS-Miliz.

Soleimani sorgte ferner für enge Beziehungen zur schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon. Zu den schiitischen Milizen im Irak gehört die Kataib Hisbollah, die der ebenfalls auf dem Bagdader Flughafen getötete Muhandis gegründet hatte, und deren Stellungen die USA erst vor wenigen Tagen angegriffen hatten. Muhandis war ein führender Kommandeur der irakischen Volksmobilmachungskräfte, einer Dachorganisation meist schiitischer Milizen, die vom Iran unterstützt werden. Diese Organisation wurde formell in die irakischen Streitkräfte integriert.

"ESKALATION ZÜNDET LUNTE FÜR KRIEG IN DER REGION"

Wenige Stunden nach dem Angriff rief die US-Botschaft in Bagdad alle US-Bürger auf, den Irak umgehend zu verlassen. Dessen Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi verurteilte die Tötung Soleimanis als Aggression gegen sein Land und als empörenden Verstoß gegen die Voraussetzungen für die Präsenz der US-Truppen im Irak. Er sprach von einer "gefährlichen Eskalation, die die Lunte zu einem zerstörerischen Krieg im Irak, in der Region und in der ganzen Welt entzündet".

Auch der im Irak führende schiitische Geistliche, Großajatollah Ali al-Sistani, verurteilte den Angriff als Verstoß gegen die Souveränität seines Landes und gegen internationale Vereinbarungen. "Dieser führte zum Tod mehrerer Kommandeure, die die Terroristen des Islamischen Staates besiegt haben." Zugleich mahnte Sistani zur Besonnenheit. "Wir rufen alle betroffenen Parteien auf, sich zurückzuhalten und klug zu agieren."

Auch Russland, das im Syrien-Konflikt mit dem Iran zusammenarbeitet, warnte vor einer Erhöhung der Spannungen in der gesamten Region. China rief die beteiligten Länder und insbesondere die USA auf, Ruhe zu bewahren.

Die Hisbollah-Miliz im Libanon kündigte an, sie werde den Kurs Soleimanis fortsetzen. Die USA würden mit ihrem schweren Verbrechen ihr Ziel nicht erreichen, sagte Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah.

Das israelische Militär ist dem Armee-Hörfunk zufolge in erhöhter Alarmbereitschaft, weil Vergeltung durch die Hisbollah, die Hamas oder den Islamischen Dschihad im Gazastreifen befürchtet wurden. Der amtierende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu brach seinen Besuch in Griechenland ab.

Die Bundesregierung bewertet den US-Luftangriff in Bagdad mit der gezielten Tötung eines iranischen Generals als Antwort auf Provokationen durch den Iran. "Das amerikanische Vorgehen ist eine Reaktion auf eine ganze Reihe von militärischen Provokationen, für die der Iran Verantwortung trägt", sagte Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag in Berlin. Sie verwies auf Angriffe auf Öl-Tanker in der Straße von Hormus und auf eine Öl-Anlage in Saudi-Arabien. "Auch wir sehen die regionalen Aktivitäten des Iran mit großer Besorgnis", sagte Demmer. "Wir sind an einem gefährlichen Eskalationspunkt." Es gelte nun, mit Besonnenheit und Zurückhaltung zu einer Deeskalation beizutragen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes verwies darauf, dass das Außenministerium seit geraumer Zeit von Reisen in den Irak abrate. Es hielten sich nur sehr wenige Deutsche dort auf. Andere europäische Staaten haben ihre Staatsbürger aufgefordert, den Irak zu verlassen.

Demmer wie auch der Sprecher des Auswärtigen Amtes vermieden eine klare Antwort auf Fragen, ob die Bundesregierung die Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani als gezielt bewerte. Der Angriff auf den Flughafen in Bagdad wurde nach Angaben der US-Regierung auf Befehl von US-Präsident Donald Trump geflogen. Der Außenamts-Sprecher ergänzte, Soleimani sei "auch von der Europäischen Union auf der Terrorliste" geführt worden.

rtr