Das Wort der Investmentbank Berenberg hat auf dem Börsenparkett offenbar Gewicht. Die Hanseaten stuften Nemetschek heute von Halten auf Kaufen herauf. Ergebnis: Die Softwarefirma schoss mit einem Plus von über sechs Prozent auf 53,30 Euro und damit an die Spitze des TecDax. Als Kursziel hat Berenberg 60 Euro ausgerufen. Der Grund für den Kurssprung liegt allerdings nicht nur in der Analyse von Berenberg-Banker Gal Munda. Zuvor war das Papier eingebrochen, da die eigene, noch im Herbst erhöhte Jahresprognose leicht verfehlt wurde. Weil die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 28,9 nicht günstig ist, kam es im Anschluss zu Gewinnmitnahmen. Hauptgrund für den Rücksetzer war damit weniger das operative Geschäft als vielmehr die Bewertung.

Abseit der Börse läuft es für Nemetschek hingegen weiter gut. Im vergangenen Jahr stiegen die Einnahmen um rund 18 Prozent, das operative Ergebnis sogar um über ein Viertel. Gleichzeitig ist der wesentliche Grund für die verpassten Ziele ein einmaliger Umsatzsteuereffekt. Von seiner bisherigen Strategie will sich Nemetschek-Chef Patrick Heider daher auch nicht abbringen lassen. Er will durch weitere Zukäufe das Umsatz- und Gewinnwachstum weiter beschleunigen. Rund 200 Millionen Euro stünden dafür zur Verfügung. Im Visier: "Zehn bis zwölf Unternehmen in Europa, Amerika und Asien. Bereits im Dezember hatte Nemetschek für 24,5 Millionen Euro dRofus aus Norwegen übernommen. Die Firma stellt für 2016 bei 4,5 Millionen Euro Umsatz 25 Prozent Ebitda-Marge in Aussicht. Die Skandinavier sind damit ähnlich profitabel wie die Münchner.

Doch nicht nur Zukäufe steigern die Einnahmen. Die BIM genannte Software von Nemetschek sorgt durch 3D-Planung dafür, dass schneller, günstiger und mit weniger Fehlern gebaut wird. Das BIM-Konzept ist zwar nicht neu, steht laut Berenberg jedoch kurz vor der massenhaften Anwendung in der Branche. Während erst 20 Prozent aller Bau-Unternehmer und Architekten mit der BIM-Planungssoftware arbeiten, wollen 80 Prozent den Ansatz in den kommenden Jahren übernehmen. Berenberg-Analyst Gal Munda ist daher überzeugt, dass die Börse Nemetschek für sein starkes Wachstum sowie die hohe Profitabilität einen Bewertungsaufschlag zugesteht.

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Einschätzung der Redaktion

Der Wandel hin von der 2D- zur 3D-Planung sowie die komplette Vorabsimulation eines Bauprojekts sind Megatrends im Bauwesen. Dem Markt wird daher großes Wachstumspotential sowie ein Milliardenvolumen zugetraut. Die Vorteile der BIM-Methode liegen in einer deutlichen Zeit- und Kostenersparnis. Letzteres insbesondere da durch die vorherige Simulation des Baufortschrittes teure Verzögerungen vermieden werden können. Angesichts einer wachsenden und immer mehr in Städten lebenden Weltbevölkerung ist beides unerlässlich soll das Bauen großer Infrastuktur- und Wohnprojekte bezahlbar bleiben. Von diesem Trend profitiert Nemetschek gleich doppelt. Die Münchner bieten BIM-Software an und expandieren damit noch auf ausländische Märkte. Damit stimmen die Wachstumsaussichten für Nemetschek. Langfristige Anleger können daher ungeachtet der hohen Bewertung in die Aktie investieren. Kaufen.

Kursziel: 63,00 Euro Stoppkurs: 47,00 Euro