€uro am Sonntag: Vom Küchenausrüster Rational an die Nemetschek-Spitze: Wie bewältigt man diesen Branchen-Spagat?
Axel Kaufmann: Zwischen Rational und Nemetschek gibt es durchaus Parallelen. Beides sind familiengeprägte und mittelständische Unternehmen, führend in den jeweiligen Branchen, wachsend mit großem Marktpotenzial, profitabel und finanziell solide aufgestellt. Insofern musste ich mich gar nicht so groß umstellen.

Dafür bekommen Sie es zum Antritt gleich mit der Corona-Krise zu tun. Wie schlimm wird es für Nemetschek?
Wir fahren auf Sicht und treffen Zukunftsaussagen unter Vorbehalt. Im Bauwesen dürfte es aber erst zeitversetzt Effekte geben. Wir hatten bis Mitte März einen ordentlichen Start ins neue Jahr und haben aufgrund globaler Präsenz und vieler Speziallösungen eine gute Risikoverteilung. Auch der Anteil wiederkehrender Umsätze über Abo-Modelle oder Serviceverträge von über 50 Prozent der Konzernerlöse wirkt stabilisierend. Deshalb gehen wir für 2020 von stabilem bis leicht wachsendem Umsatz aus. Die Vorsteuer (Ebitda)-Marge sollte mit mehr als 26 (2019: 29,7) Prozent auf hohem Niveau bleiben.

Also verzichten Sie auf Staatshilfen?
Nemetschek zeichnet sich seit Jahren durch hohe Liquidität und solide Bilanzstruktur aus. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese Krise aus eigener Kraft meistern werden.

Nemetschek leistet sich eine Sparte mit Special-Effects-Software zur Bauprojekte-Animation. Brauchen Sie das wirklich noch?
Ganz klar ja. Wir haben die Sparte erst durch zwei Akquisitionen gestärkt. Visualisierungssoftware war früher eine Ergänzung. Heute hat sie strategische Bedeutung für uns. Immerhin adressieren wir damit das Who’s who der internationalen Film- und Unterhaltungsindustrie.