Vor drei Jahren investierte Daniel Loeb über seinen Fonds Third Point bei Nestlé und stellte Forderungen: Die Schweizer müssten schneller, innovativer und kühner werden. Heute ist Loebs Anteil, Dividende eingerechnet, eine Milliarde Franken mehr wert. Und die beste Zeit scheint noch gar nicht gekommen zu sein.

Im herausfordernden ersten Halbjahr schaffte der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt, bekannt für Marken wie Maggi, Vittel, Nescafé, Alete oder Wagner-Pizza, nicht nur ein organisches Wachstum von 2,8 Prozent, sondern steigerte auch die operative Marge leicht auf 17,4 Prozent. Für das gesamte Jahr gibt sich Nestlé beim Wachstum zurückhaltend. Es soll zwischen zwei und drei Prozent liegen. Kühner ist die Prognose, dass man bei der Marge noch ein wenig zulegen will.

Die Basis dafür liefert der beherzte Umbau des Portfolios. Margenschwache Teile werden verkauft. 2019 traf es die Dermatologie-Sparte Skin Health im Wert von zehn Milliarden Franken sowie das US-Geschäft mit Speiseeis für vier Milliarden Dollar. Das Wassergeschäft in China ist veräußert, für Nordamerika werden Optionen geprüft. Auch die veränderte Konsumhaltung wird berücksichtigt. Von der Fleischmarke Herta behielt Nestlé nur die vegetarische Sparte, die unter der Marke Garden Gourmet weiter ausgebaut wird.

Bei den Zukäufen legt der Konzern nicht nur ein rasches Tempo vor. Mit kleinen, schnell wachsenden profitablen Firmen wird das Geschäft mit Tiernahrung und die Gesundheitsdivision verstärkt. Der bisher größte Zukauf ist Aimmune, ein US-Unternehmen, spezialisiert auf Lebensmittelallergien, das Nestlé nun zur Gänze übernehmen will. Weitere Übernahmen sind bereits angekündigt.

Zuwachs gibt es auch in der eigenen Familie. Zu Nespresso gesellt sich Nesqino. Das smarte Gerät dient der Zubereitung von Smoothies. In den zugehörigen Portionsbeuteln sind natürliche Inhaltsstoffe wie getrocknetes Obst, Algen oder Samen. Damit adressiert Nestlé neue Käuferschichten. Vorerst gibt es Nesqino nur in China, nach den USA der größte Markt der Schweizer.

Weitere Märkte dürften folgen. Nesqino könnte sich wie Nespresso zur Weltmarke entwickeln. Das Geschäft mit portioniertem Kaffee, samt Maschine und Nespresso-Läden, war eine Innovation, die sich durchsetzte und hohe Renditen bringt.

Weil die Aktie in Deutschland nur eingeschränkt handelbar ist, können Derivate eine Alternative bieten.

 


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Nestlé

Neue Trends beleben

Die Schweizer haben eine solide Bilanz und können sich daher neben der Wachstumsstrategie eine regelmäßige Ausschüttung sowie Aktienrückkäufe leisten. Auch die Nestlé-Notiz kam um den Corona-Crash nicht herum. Doch der Fall bis auf 90 Franken ist längst wieder aufgeholt. Aktuell wird das Allzeithoch bei 113 Franken vom September 2019 in Angriff genommen.