Seit etwas mehr als vier Jahren ist Ulf Mark Schneider Chef von Nestlé. Langeweile kommt mit ihm nicht auf. Dutzende Deals hat Schneider bereits durchgezogen. Das Ziel: Nestlé, der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern, soll auf margen- und wachstumsstarke Trends setzen. Das bedeutet auch, dass der vor allem für Kaffee und Schokolade bekannte Konzern gesünder wird.

So erklärt sich auch der nächste Name auf Schneiders Einkaufszettel: Nestlé bestätigte Gespräche um eine Übernahme des Vitaminherstellers Bountiful Company. Als Preis ist ein Betrag im mittleren einstelligen Milliardenbereich im Gespräch. Die US-Firma produziert und verkauft Vitamine, Mineralien und andere Nahrungsergänzungsmittel. Die Nachfrage nach solchen Produkten ist in der Pandemie deutlich gestiegen. Das Potenzial ist weiter groß, etwa wenn man individuell auf den Kunden abgestimmte Mischungen anbietet. Das würde bestens in Schneiders Strategie passen.

Als erste große Übernahme unter Schneider hatte Nestlé den amerikanischen Bio-Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller Atrium für 2,3 Milliarden Dollar gekauft. Im vergangenen Jahr schluckte Nestlé Aimmune Therapeutics, einen Spezialisten für die Behandlung lebensbedrohlicher Lebensmittelallergien. Gleichzeitig wurden etliche schwächere Bereiche abgestoßen, unter anderem das US-Eiscremegeschäft, das Geschäft mit Erdnussmilch und Reisporridge-Konserven in China oder auch das nordamerikanische Wassergeschäft. Größte Bereiche der Schweizer sind Kaffee und Tiernahrung, die im vergangenen Jahr 40 Prozent des Umsatzes beisteuerten.

Stark gestartet

Die Geschäftszahlen bestätigen Schneiders Ansatz: Im ersten Quartal des laufenden Jahres stieg der Umsatz organisch um 7,7 Prozent und damit doppelt so stark wie von Analysten erwartet. Gewinne veröffentlicht der Konzern nur alle sechs Monate. Besonders gefragt waren in der Pandemie die Kaffeemarken Nescafe, Nespresso und Starbucks-Produkte. Bei Milchprodukten, Fertiggerichten, Nahrungsergänzungsmitteln und Purina-Tiernahrung griffen Verbraucher ebenfalls zu. Auch wenn Nestlé jetzt im ersten Quartal durch die bereits von der Pandemie belasteten Vorjahreswerte eine niedrige Hürde hat, ist die Dynamik beacht- lich. Bei Konkurrent Danone schrumpfte der Umsatz im Auftaktquartal um mehr als drei Prozent.

Die Chancen stehen gut, dass Nestlé seine Jahresprognose zur Jahresmitte anheben wird. Aktuell peilt der Konzern an, den Umsatz organisch im mittleren einstelligen Prozentbereich zu steigern und die operative Gewinnmarge zu verbessern. In einer Telefonkonferenz mit Analysten räumte Schneider ein, dass die Prognose konservativ erscheine. Die Vorsicht habe vor allem zwei Gründe: In der zweiten Jahreshälfte werde das Vergleichsniveau deutlich höher. Außerdem wolle man angesichts der Pandemie ein weiteres Quartal abwarten, um mehr Klarheit zu haben.

Für Investoren ist Nestlé vor allem ein zuverlässiger Dividendenlieferant. Seit 26 Jahren ist die Ausschüttung durchgehend gestiegen, seit 61 Jahren wurde sie mindestens konstant gehalten. Ziel bleibt es, die Dividende kontinuierlich zu steigern.

Für das laufende Jahr erwarten Analysten einen moderaten Aufschlag von 2,75 auf 2,85 Franken je Aktie. Damit kommt Nestlé auf eine Dividendenrendite von etwas mehr als zweieinhalb Prozent.

Zuverlässig: Der Nahrungsmittelhersteller bleibt auf Wachstumskurs und ein Basisinvestment für Dividendensammler.

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Stoppkurs: 89,00 CHF