Nestle und Merck hätten bereits miteinander gesprochen, bevor die Südhessen den Bereich mit Marken wie dem Nasenspray Nasivin offiziell ins Schaufenster stellten, sagten drei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Laut den Quellen sollen beide Konzerne damals über ein Gemeinschaftsunternehmen verhandelt haben. Grund: Nestle wollte wegen der fehlenden Erfahrung im Medikamentenbereich ein Joint Venture. Dem Vernehmen nach scheiterten die Gespräche damals an diesem Wunsch der Schweizer. Merck hatte am Dienstag angekündigt, einen vollständigen oder teilweisen Verkauf des Geschäfts als auch strategische Partnerschaften zu prüfen. Bis Anfang 2018 soll eine Entscheidung fallen. Neben Nestle sollen auch der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson sowie der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser interessiert sein. Die genannten Unternehmen wollten sich dazu nicht äußern.

Gerüchte, dass Merck sich von dem Geschäft mit seinen weltweit 3800 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt 860 Millionen Euro trennen will, gibt es bereits seit Jahren. Bislang hatte das Unternehmen offiziell stets abgewinkt. Insidern zufolge stand das Management in den vergangenen Monaten wiederholt mit potenziellen Käufern im Austausch. Dabei seien die Gespräche mit Nestle am fortgeschrittensten gewesen, sagte einer der Insider.

Der neue Nestle-Chef Ulf Mark Schneider, der zuvor den deutschen Gesundheitskonzern Fresenius geführt hatte, setzt neben dem Ausbau des Kerngeschäfts auf das vielversprechende Gesundheitsgeschäft. Denn die Bereiche, in denen der Konzern bereits tätig ist - wie Hautpflegeprodukte oder Gesundheitsprodukte für alte und kranke Menschen - versprechen deutlich höhere Wachstumsraten als etwa der vielerorts gesättigte Markt für Süßigkeiten. Einem der Insider zufolge hofft Merck auf einen Preis von fünf Milliarden Euro, während andere schon vier Milliarden als zu ambitioniert ansehen.

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Einschätzung der Redaktion



Die Jahresprognose des weltgrößten Lebensmittelkonzerns ist die schwächste der vergangenen 20 Jahre. Beim Umsatzzuwachs für 2018 wird das untere Ende der Spanne von zwei bis vier Prozent in Aussicht gestellt. Zum Vergleich: Konkurrent Unilever peilt drei bis fünf Prozent an. Auf dem Investoren-Tag am 26. September erwarten Anleger Ziele für die Wende.

Zusätzlichen Druck den Konzern zurück in die Erfolgsspur zu bringen macht derzeit Daniel Loeb. Der aktivistische Investor kaufte sich mit seinem Hedgefonds Third Point im Juni für 3,5 Milliarden Dollar Aktien des Smarties-Herstellers Nestle. Loeb drängt auf Aktienrückkäufe. Weil die so erworbenen Papiere eingezogen werden, sinkt die Gesamtzahl der Anteilscheine. Damit steigt der Gewinn pro Aktie. Das macht Nestlé als Investment attraktiver. Zudem pocht der Aktivist auf den Verkauf von Nestlés 23-Prozent- Beteiligung an L'Oréal. Wird die tatsächlich verkauft, was aktuell vom Vorstand nicht geplant ist, sollen die Schweizer auch dieses Geld in Aktienrückkäufe investieren, fordert Loeb. Die Rendite des Geschäfts soll über eine Straffung des Markenportfolios steigen. Neues Wachstum sollen Zukäufe in "aussichtsreichen Bereichen" bringen.

Viele von Loebs Zielen hatte Nestlé selbst auf der Agenda und sich für die Umsetzung Ex-Fresenius-Lenker Mark Schneider als Chef geholt. Kurz nach Loebs Einstieg startete dieser Aktienrückkäufe und setzte das Süßwarengeschäft in den USA auf die Verkaufsliste. Wachstum sollen vor allem Zukäufe im Gesundheitsmarkt bringen, den der Ex-Fresenius-Chef bestens kennt. Die Gerüchte um den Kauf der Merck-Sparte sind ein weiterer Beleg für Schneiders Ziel Nestle in profitablere Märkte zu führen. Der Mix macht die Aktie trotz des aktuellen Firmenwandels weiter attraktiv.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 80,00 Euro
Stoppkurs: 68,00 Euro