Die Genehmigungsverfahren dauern zu lange, Klagen verzögern die Projekte. Künftig soll die Akzeptanz für neue Windräder erhöht werden, indem die Kommunen eine finanzielle Beteiligung am Betrieb erhalten. Doch durch den pauschalen Mindestabstand für Windräder zur Wohnbebauung von 1000 Metern wird die Flächenrestriktion noch weiter verschärft anstatt abgebaut, kritisiert der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

Auch Anleger sind enttäuscht. Sie hatten mit Nordex-Aktien auf das Klimapaket spekuliert. In der Hoffnung auf einen Schub für die Windkraft legte der Kurs innerhalb weniger Tage um mehr als 15 Prozent zu. Als klar wurde, dass Windkraft im Klimapaket stiefmütterlich behandelt wird, ging der Rally die Luft aus. Weil das nicht das erste Mal der Fall ist, zählt der Titel für kurzfristige Trader zu den Lieblingswerten. In den ersten vier Monaten des Jahres verdoppelte sich die Notiz und erreichte mit 15 Euro den höchsten Stand seit 2017. Hintergrund der Kursrally war der stark gestiegene Auftragseingang.

Hoher Neuauftragseingang


Die Ausrichtung auf Märkte außerhalb Europas macht sich für Nordex immer mehr bezahlt. Im ersten Halbjahr stieg der Ordereingang um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Fast wöchentlich melden die Rostocker neue Aufträge aus Europa und Übersee. Treiber des Wachstums war bis dato vor allem der US-Markt. Jetzt könnte die nächste Tradingchance anstehen. Denn durch die rigide Abstands­regelung in Deutschland kommen nun auch wieder Regionen in Betracht, die eher als schwierig gelten, weil sie keine optimalen Wetterbedingungen bieten.

Das ist die Chance für Nordex. Die Firma ist Spezialist für Schwach- und Mittelwindstandorte. Die neueste Generation von Windkraftanlagen kann individuell an Netzvorgaben, Windverhältnisse, Topografie und Schallanforderungen angepasst werden. Der erste Ordereingang für die neue Generation Delta kam aus den USA. Weitere könnten nun aus Deutschland folgen. Neben der guten Auftragslage und der Verbesserung der Marge durch die kosteneffiziente neue Turbinengeneration profitiert Nordex auch von der Konsolidierung der Branche. Wettbewerber Senvion meldete im Frühjahr Insolvenz an. Das könnte für eine Entspannung bei den Preisen sorgen.

Mit der Korrektur seit dem Hoch im Sommer fiel der Kurs zurück auf die langjährige Unterstützung bei rund zehn Euro. Damit war sie unter den Stoppkurs von BÖRSE ONLINE gefallen. Aufgrund der weiter dynamisch wachsenden Auftragslage stuft die Redaktion die Nordex-Aktie als spekulativen Kauf ein.