Achtung, jetzt kommt kein Klassenkampf, aber Tatsache ist, dass die Schere zwischen Arm und Reich auch in Deutschland auseinandergeht. Was viele nicht sehen: Die Einkommensverteilung hierzulande ist relativ stabil; dass es dennoch zu einer Ausweitung der Lücke kommt, liegt an der unterschiedlichen Entwicklung der Vermögen. Und diese Ausweitung wiederum liegt - ganz vereinfacht - daran, dass diejenigen, die ihr Erspartes in Aktien anlegen, auf lange Sicht höhere Renditen erzielen als jene, die ihre Altersvorsorge auf Sparbuch und Tagesgeld gründen. Dort gibt es seit Jahren nur noch Niedrigst- oder sogar Nullzinsen. Wer dagegen mit durchschnittlich sechs Prozent Rendite (zusammengesetzt aus Dividenden und Kursgewinnen) im Jahr unterwegs ist, hat sein Kapital nach zwölf Jahren verdoppelt. Der Vorschlag von Friedrich Merz, der sich nächstes Wochenende zum CDU-Vorsitzenden wählen lassen will, das Sparen in Aktien steuerlich durch einen Freibetrag zu begünstigen, hat also gleichsam gleichmacherischen, sozialistischen Charakter. Der Vorschlag ist auch nicht deshalb schlecht, weil Merz im Deutschland-Aufsichtsrat von Blackrock, der größten Kapitalsammelstelle der Welt, sitzt - und auch diese Firma davon profitieren würde. Gleich ob Rechts, Mitte oder Links: Wer die Schere zwischen Arm und Reich wieder schließen will, muss dafür -sorgen, dass breite Bevölkerungskreise am Kapitalmarkt partizipieren.

Wieder einmal hat die Welt den Pragmatismus von US-Präsident Trump unterschätzt. Im Nachgang zum G-20-Gipfel von Buenos Aires lieferte er mit Chinas Präsident Xi das wichtigste Ergebnis: Bevor der Handelsstreit gänzlich eskaliert, gibt es ein 90-tägiges Moratorium. China kann nun gesichtswahrend ein paar Zugeständnisse machen; Trump ist auf die Zielgerade eingebogen.

In Kattowitz hat mit hehren Worten ("Eine Frage von Leben und Tod") die Weltklimakonferenz begonnen. Man wird sich wieder viel versprechen, aber wie immer werden den Absichtserklärungen keine Taten folgen.