Experten hingegen hatten mit 400.000 gerechnet, allerdings wurden die Stellen in den beiden Vormonaten um 141.000 nach oben revidiert. Der Arbeitsmarkt ist damit weiter nur langsam auf dem Weg der Besserung nach dem massiven Einbruch zu Beginn der Corona-Pandemie in den USA im Frühjahr 2020. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau fehlen laut Experten noch immer knapp vier Millionen Arbeitplätze.

"Der US-Arbeitsmarkt kommt lediglich in Trippelschritten voran", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Dennoch seien in den USA so viele Stellen offen wie noch nie zuvor, da die Corona-Pandemie den Jobmarkt mächtig durcheinander gewirbelt habe. "Die Hilfszahlungen der öffentlichen Hand waren so üppig, dass noch viele Arbeitnehmer davon zehren dürften und eine Rückkehr an den Arbeitsmarkt bislang noch nicht für nötig erachten." Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe verwies ebenfalls auf die offenen Stellen und die weiter hohe Kündigungsbereitschaft. "Das sind alles Anzeichen für eine eher angespannte Lage." Für die kommenden Monate seien daher weitere kräftige Beschäftigungszugewinne zu erwarten.

Die Notenbank Fed steckt ein bisschen im Dilemma. Zum einen muss sie aufpassen, dass die Inflation nicht auf Dauer aus dem Ruder läuft. Denn die Teuerungsrate stieg zuletzt mit 6,8 Prozent auf den höchsten Stand seit Juni 1982. Zum anderen darf die Notenbank auch die eher verhaltene Erholung am Arbeitsmarkt nicht mit einem zu raschen Entzug der Konjunkturhilfen tendenziell bremsen. Die Zentralbank um Fed-Chef Jerome Powell hat Mitte Dezember wegen der Inflation eine zügige Abkehr vom Krisenmodus beschlossen. Zugleich signalisierten die Währungshüter für 2022 im Mittel drei Zinserhöhungen. Die monatlichen Konjunkturspritzen sollen bis März komplett eingestellt werden - ab Mitte Januar wird das Abbautempo bei den Wertpapierkäufen dazu auf 30 Milliarden Dollar monatlich verdoppelt.

"FURCHT VOR HOHER INFLATIONSRATE INS GESICHT GESCHRIEBEN"


Gitzel sagte zum jüngsten Stellenaufbau: "Das gefällt der Notenbank nicht." Denn je langsamer Arbeitnehmer an den Arbeitsmarkt zurückkehrten, desto länger bleibe die hohe Zahl offener Stellen bestehen und desto mehr stiegen die Inflationsrisiken. Andere Experten äußerten sich optimistischer und verwiesen auf die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote. Diese sank auf 3,9 von 4,2 Prozent und somit stärker als erwartet. "Die US-Arbeitsmarktdaten fielen recht stark aus", sagte Bernd Krampen von der NordLB. Er geht davon aus, dass die US-Notenbanker wohl spätestens im zweiten Quartal 2022 den Leitzins erstmals seit langem wieder anheben dürften.

Viele Fachleute sehen nicht die Bereitschaft der Firmen zu Neueinstellungen als Bremse. "Vielmehr fehlen weiterhin Arbeitskräfte", betonte Commerzbank-Analyst Christoph Balz. VP Bank-Experte Gitzel ergänzte hierzu: "Die eklatante Lücke zwischen Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage könnte die Löhne nach oben treiben." Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Dezember jeweils stärker als erwartet um 4,7 Prozent binnen Jahresfrist und um 0,6 Prozent zum Vormonat. "Damit besteht die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale", warnte Gitzel. "Gerade deshalb steht den US-Notenbankern die Furcht vor einer nachhaltig hohen Inflationsrate ins Gesicht geschrieben."

rtr