Erst vor wenigen Wochen zog die österreichische Spitze aus Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vize Heinz-Christian Strache Bilanz über das erste gemeinsame Regierungsjahr. Diese fiel, wie auch nicht anders erwartet, positiv aus. Jede Menge Eigenlob wurde garniert mit einem zuversichtlichen Ausblick. Sogar von einem Österreich als "Insel der Seligen" war die Rede. Weniger selig dürften Anleger das Börsenjahr 2018 in Erinnerung haben. Der ATX verlor satte 19,8 Prozent.



Beim Wirtschaftswachstum kann das kleine Alpenland allerdings punkten. Während Deutschland im dritten Quartal einen Rückgang verzeichnete, legte das österreichische BIP um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu. Auf das Jahr hochgerechnet wird 2018 eine Expansion um 2,7 Prozent erwartet, 0,4 Prozentpunkte mehr als in der Eurozone. Damit sich der positive Trend 2019 fortsetzt - die Prognosen der Wirtschaftskammer lauten derzeit auf 2,0 Prozent - will die Regierung bei ihrem Reformzug das Tempo hoch halten. Bundeskanzler Kurz setzt dabei drei Schwerpunkte: Neben einem Umbau des Pflegebereichs sowie einer Digitaloffensive ist es vor allem die Steuerreform, welche die Wirtschaft ankurbeln soll. Diese zielt einerseits auf die Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen ab.

Andererseits werden Internetkonzerne mit einer Digitalsteuer zur Kasse gebeten. "Das Ziel ist klar: Eine Besteuerung von Konzernen, die online große Gewinne erzielen, aber kaum Steuern bezahlen", erklärt der 32-jährige Kurz. Details dazu sollen bei einer Klausur am 10. und 11. Januar bekannt gegeben werden. Unterdessen werden Milliarden in die Infrastruktur investiert. Ein Profiteur ist etwa der Flughafen Wien.

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Alpenländische Kaufgelegenheiten



Der Flughafen, an dem das Land Niederösterreich sowie die Stadt Wien jeweils ein Fünftel der Anteile halten, zählt zu unseren Favoriten am österreichischen Aktienmarkt. Unter anderem das solide Wachstum sorgte dafür, dass die Aktie zuletzt den Kursturbulenzen trotzen konnte. Einen Grund zu feiern hatte der Flughafen Wien auch zum Jahreswechsel: 2018 wurde mit mehr als 27 Millionen Passagieren ein neuer Rekord aufgestellt, ein Zuwachs von 10,8 Prozent gegenüber 2017. Zweistellige Wachstumsraten hatte es in den vergangenen zehn Jahren nicht gegeben. Das sollte sich positiv auf den Gewinn auswirken. Der Konsens geht bis 2020 von einer durchschnittlichen Steigerung um rund zwölf Prozent aus. Das ist deutlich mehr als beim deutschen Konkurrenten Fraport, der überdies noch höher bewertet ist. Langfristig werden die Kapazitäten mit einer dritten Startbahn, die 2030 in Betrieb gehen soll, deutlich ausgebaut.

Der zunehmende Flugverkehr erfreut den Caterer Do & Co, der nicht nur bei zahlreichen Sportveranstaltungen für das leibliche Wohl sorgt, sondern auch in der First und Business Class von Airlines sowie in Flughafenlounges. Diesbezüglich zogen die Wiener jüngst einen Großauftrag an Land. Ab 2020 wird Do & Co für zehn Jahre das Catering für alle British-Airways-Flüge ab London und für Iberia ab Madrid übernehmen. "Das ist eines der größten Accounts, die es in Europa gibt", ist Konzernchef Attila Dogudan stolz. Rund 250 Millionen Euro Umsatz wird der Deal pro Jahr bringen.

Eine Kaufgelegenheit bietet derzeit auch Kapsch Trafficcom. Die Aktie des Mautbetreibers musste im zweiten Halbjahr kräftig Federn lassen, nachdem die Halbjahreszahlen etwas schwächer ausfielen. Allerdings haben sich ab September die Geschäfte wieder belebt, sodass das Unternehmen davon ausgeht, im Gesamtjahr 2018/19 (31. März) die Vorjahreswerte bei Umsatz und Ergebnis zu erreichen. Hinzu kommt nun noch ein neuer Auftrag: Zusammen mit CTS Eventim hat die Telematikfirma die Ausschreibung für das deutsche Pkw-Mautsystem gewonnen. Der Vertrag läuft zwölf Jahre mit der Option auf eine Verlängerung.

Zu den drei ATX-Mitgliedern, die das holprige Börsenjahr 2018 mit einem Plus abschließen konnten, zählt CA Immobilien. Und die Chancen stehen gut, dass die Aktie ihren Aufwärtskurs 2019 fortsetzen wird. Prozentual zweistelliges Wachstum beim Ergebnis je Aktie wird dem Unternehmen in den kommenden zwei Jahren zugetraut. Vor allem die attraktiven Assets in Innenstadtlagen von Städten wie Berlin, München, Frankfurt und Düsseldorf machen den Titel bei Analysten beliebt. Bei der Erste Group befindet sich die CA-Aktie sogar auf der 2019er-Favoritenliste. Die Experten verweisen auf die Grundstücksreserven in Deutschland und das damit verbundene Wachstumspotenzial.

Wer sich nicht dem Risiko eines Einzelinvestments aussetzen, sondern sich lieber den Gesamtmarkt ins Depot holen möchte, greift zu einem ATX-ETF (WKN: A0D 8Q2). Der österreichische Leitindex ist derzeit lediglich mit einem KGV von rund zehn bewertet und bietet daher bei einer Beruhigung der Märkte große Chancen auf einen Rebound. Das passive Anlageprodukt aus dem Hause iShares weist eine geringe Gesamtkostenquote von 0,32 Prozent auf. Ein weiteres positives Merkmal ist, dass die Dividenden weitergegeben werden. 2018 belief sich die Ausschüttungsrendite auf 1,62 Prozent.



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