Nach einer ausgiebigen und länger als er­wartet ausgefallenen Analyse des Unternehmens bieten die US-Finanz­investoren Bain Capital und Carlyle für den Kauf des Münchner LED-Chip-Entwicklers Osram nun 35 Euro pro Aktie, insgesamt 3,4 Milliarden Euro. Chef Olaf Berlien und Finanzvorstand Ingo Bank dürften erleichtert sein. Während der vergangenen Woche kursierten Gerüchte über einen möglichen Rückzug der Interessenten wegen der angeblich schwierigen Finanzierung des Deals. Die ist jetzt gesichert. Am Donnerstag stimmten der Vorstand und der Aufsichtsrat der Offerte zu.

Die ersten Gespräche mit den Investoren führte Berlien im ­Februar, die anschließende Hängepartie belastete die Stimmung der rund 26.000 Mitarbeiter.

Da sich die Aussichten für das stark von der Autoindustrie abhängige Unternehmen während der Verhandlungen deutlicher eintrübten als vom Vorstand erwartet, kam die Aktie erheblich unter Druck. Wurde das Papier Anfang Februar noch über 40 Euro gehandelt, waren es vor der Offerte nur 28,90 Euro.

Druck der Großaktionäre


Großaktionäre, allen voran der Vermögensverwalter Allianz Global Investors, der seinen Anteil von rund zehn Prozent nach Schätzungen von Analysten zu einen Durchschnittskurs von 50 Euro pro Aktie erworben hat, dürften mit der bisherigen Entwicklung und mit dem Gebot der Finanzinvestoren nicht zufrieden sein. Beobachter schließen deshalb nicht aus, dass Osram nach einer Empfehlung des Vorstands zur Annahme der Offerte ins Visier des Hedgefonds Elliott Management des aktivistischen US-Investors Paul Singer geraten könnte, der mit Nachdruck ein höheres Gebot fordern könnte. Singers Prominenz am globalen Kapitalmarkt könnte weitere Hedgefonds dazu bewegen, beim Münchner Konzern mit seiner schuldenfreien Bilanz einzusteigen, um Elliotts Forderungen im eigenen Interesse zu unterstützen.

Allerdings ist bei Osram, wo die ersten Zahlen zum Verlauf des dritten Quartals am 31. Juli vorgelegt werden, eine nachhaltige Verbesserung im Geschäft nach Ansicht von Analysten bisher nicht in Sicht. Zur Belastung durch die Autoindustrie kommt die Nachfrageschwäche bei mobilen Endgeräten, sprich Handys, sowie im Geschäft mit Allgemeinbeleuchtung. In Asien belasten zudem hohe Lagerbestände. Die Auswirkungen dieser Entwicklung machten sich im zweiten Quartal mit Rückgängen in allen drei Segmenten Optohalbleiter, Automotive und Digital Systems bemerkbar.

Für das Gesamtjahr erwarten Analysten mit rund 3,5 Milliarden Euro 14 Prozent weniger Umsatz. Beim Nettoertrag gehen die Experten davon aus, dass Osram mit 47 Millionen Euro Verlust rote Zahlen schreiben wird. Im Vorjahr waren es 247 Millionen Euro Gewinn.

Chef Berlien hat den Konzern mit dem Verkauf der Sparte für herkömmliche Leuchten und jüngst mit der Abgabe des defizitären Geschäfts mit Büro-, Straßen- und Stadionbeleuchtung stark umgebaut. Um die Auswirkungen des Abschwungs zu dämpfen, tritt er jetzt auf die Kostenbremse. Bis 2021 sollen die Ausgaben um über 200 Millionen Euro verringern werden. Für eine Trendwende ist das aber wohl noch zu wenig.

Impuls: Das Übernahmeangebot bringt Bewegung in den Kurs. ­Risikofreudige Anleger setzen auf höhere Offerten. Spekulativ.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 40,00 Euro
Stoppkurs: 27,00 Euro