Gleich fünf Manager aus dem Vorstand bzw. Aufsichtsrat des im DAX notierten und in den vergangenen Wochen unter die Räder gekommenen Medienunternehmens ProSiebenSat.1 haben im November Aktien gekauft. Dabei handelt es sich um die drei Aufsichtsräte Rolf Nonnenmacher (59.500 Euro), Werner Brandt (63.000 Euro) und Ketan Mehta (21.500 Euro), die insgesamt für fast 144.000 ProSiebenSat.1-Aktien erworben haben. Nonnenmacher und Brandt haben 2016 schon einmal kräftig investiert, allerdings zu erheblich höheren Kursen. Nonnenmacher stieg Ende Februar mit einem Volumen von über 49.000 Euro ein, während sich Brandt im Mai für über 63.000 Euro Aktien eingekauft hat. Damals bezahlten beide mehr als 43 Euro pro Aktie.

Von den insgesamt sieben Unternehmensvorständen sind im November zwei ebenfalls aktiv geworden und haben bei ProSiebenSat.1-Aktien zugegriffen. Dabei handelte es sich um Christof Wahl (Digital Entertainment & COO) und Gunnar Wiedenfels (CFO). Finanzchef Wiedenfels investierte über 87.000 Euro, während Wahl Aktien im Gegenwert von rund 35.000 Euro erworben hat. Fazit: Sowohl im Aufsichtsrat als auch im Vorstand von ProSiebenSat.1 betrachtet man den Kurseinbruch der Aktie offensichtlich eher als Chance, schließlich bestätigen die Manager ihre Zuversicht mit einem Investment von insgesamt fast 270.000 Euro.

Chartorientierte Investoren dürften diesen Optimismus aber kaum teilen. Grund: Mit dem Verletzen der im Bereich von 36 Euro verlaufenden Unterstützungszone hat sich bei der ProSiebenSat.1-Aktie weiteres Abwärtspotenzial aufgetan. Ein massiver Boden findet sich nun im Bereich um 32 Euro. Zur Erinnerung: Im Vorfeld der Aufnahme in den DAX erzielte der Titel vor ungefähr einem Jahr mit über 50 Euro ein Allzeithoch. Derzeit kann man das charttechnische Sentiment als eindeutig negativ bezeichnen. Ein bisschen Mut erscheint lediglich mit Blick auf den Relative-Stärke-Index gerechtfertigt zu sein. Dieser notiert aktuell nämlich in der überverkauften Zone und würde beim nachhaltigen Überwinden der Marke von 30 Prozent ein Kaufsignal generieren.

Auf Seite 2: Fielmann - Insiderkäufe nach massivem Kurssturz

Eine gehörige Portion Mut haben zwei Fielmann-Manager im Zuge des innerhalb von drei Wochen zu beobachtenden rasanten Aktienabsturzes von fast 20 Prozent bewiesen. So kaufte zum Beispiel Aufsichtsratsvorsitzender Mark Binz im Rahmen von drei Transaktionen Fielmann-Aktien im Wert von über 300.000 Euro. Der für Materialwirtschaft und Produktion verantwortliche Vorstand Günter Schmid "wagte" beim Griff in das "fallende Messer" mit cirka 94.000 Euro erheblich weniger.

Aus charttechnischer Sicht scheinen beide Transaktionen eher nicht gerechtfertigt zu sein. Ohne nennenswerte Widerstände rutschte der MDAX-Wert unter seine bei knapp unter 68 Euro verlaufende 200-Tage-Linie und generierte dadurch ein klares Verkaufssignal. In der aktuellen Kurszone von 60 Euro fand der Titel letztmals im Sommer 2015 Halt. Sollte dieser Boden verletzt werden, drohen neue Härtetests im Bereich von 58 bis 56 Euro. Für ein hohes Maß an Spannung wäre somit auf jeden Fall gesorgt.

Auf Seite 3: Aktienkauf trotz Lufthansa-Höhenflug

Bei der Lufthansa wurden für November ebenfalls zwei Insidertransaktionen gemeldet, obwohl sich der DAX-Wert in den vergangenen vier Wochen um rund ein Drittel verteuert hat und im Zuge dieser Entwicklung sogar wieder über die 200-Tage-Linie zurückgekehrt ist. Die beiden Vorstände Harry Hohmeister und Bettina Volkens haben im Rahmen eines Mitarbeiterbeteiligungsprogramms jeweils mehr als 10.100 Lufthansa-Aktien im Wert von fast 120.000 Euro erhalten. Dieser Umstand und die nicht von der Hand zu weisende Gefahr einer technischen Korrektur lässt die beiden Transaktionen erheblich weniger auusagekräftig erscheinen als die zuvor erwähnten Käufe bei ProSiebenSat.1 bzw. Fielmann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.