Exquisite Uhren ruhen auf weichem Samt in edlen Glasvitrinen: Vor dem Beginn der Genfer Uhrenmesse SIHH am Montag hat der Luxusgüterkonzern Richemont nicht nur seine teuren Zeitmesser auf Hochglanz poliert. Wenige Tage vor dem Start des wichtigen Branchentreffens überraschte der Konzern, zu dem Unternehmen wie Cartier, Piaget, IWC und Montblanc zählen, mit unerwartet positiven Umsatzzahlen für die Monate Oktober bis Dezember. Im diesjährigen Weihnachtsquartal konnten die Schweizer erstmals seit mehr als einem Jahr wieder einen Umsatzanstieg verbuchen - das war ihnen zuletzt im September 2015 gelungen.

Zu verdanken ist dieser Anstieg vor allem der zurückgekehrten Kauffreude von reichen Kunden in Asien und Touristen in Europa. Sie finden wieder verstärkt Gefallen an funkelndem Schmuck und exquisiten Uhren. Im Weihnachtsquartal stieg der Umsatz des Genfer Traditionskonzerns währungsbereinigt um fünf Prozent auf 3,09 Milliarden Euro und übertraf damit deutlich die Erwartungen der Analysten. Diese hatten im Schnitt mit Erlösen in Höhe von 2,96 Milliarden Euro gerechnet. Im ersten Halbjahr (per Ende September) war der Umsatz noch um zwölf Prozent gesunken.

Zugpferd Schmuck



Vor allem die Nachfrage nach hochpreisigen Schmuckstücken ist wieder erwacht: Die Verkäufe von Cartier, Van Cleef & Arpels und anderen stiegen um acht Prozent. Das Geschäft mit Luxusuhren wie Piaget, IWC oder Jaeger-Lecoultre hinkte allerdings noch etwas hinterher. Das sei aber normal, sagt Analyst Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank. Uhren werden meist über Großhändler verkauft, und die bauten bei einem Aufschwung zunächst ihre Lagerbestände ab. Bei den edlen Zeitmessern stand ein Minus von zwei Prozent zu Buche. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum war der Rückgang damit aber bereits nicht mehr ganz so stark wie damals.

In Asien verbuchte Richemont - nach der französischen LVMH der zweitgrößte Luxusgüterhersteller - ein Wachstum von zehn Prozent. Nach drei Jahren der Zurückhaltung griffen vor allem reiche Chinesen wieder verstärkt zu Luxusprodukten aus der Schweiz. "Etwa die Hälfte der hochpreisigen Uhren wird von Chinesen gekauft", sagte Analyst Jon Cox von Finanzdienstleister Kepler Cheuvreux.

In den vergangenen Jahren hatte das harte Durchgreifen der Regierung gegen Korruption wohlhabende Chinesen verschreckt - das Tragen von Luxusuhren hätte zu unangenehmen Fragen führen können. Außerdem war die Luxussteuer auf 60 Prozent erhöht worden.

Doch nicht nur in Hongkong, auch in den Boutiquen in Paris und Mailand blieb manch betuchter Kunde fern, denn die Terroranschläge vor einem Jahr hatten die Menschen verschreckt: Deutlich weniger Touristen reisten nach Europa, die Verkäufe gingen stark zurück. Inzwischen geht es aber wieder aufwärts. Und auch in den Vereinigten Staaten laufen nun die Geschäfte besser.

Die Anleger honorierten die jüngsten Zahlen: Richemont-Aktien legten am vorvergangenen Donnerstag um 7,5 Prozent zu und notieren damit so hoch wie seit einem Jahr nicht mehr. Die Zuversicht zog auch die Titel des Uhrenherstellers Swatch um mehr als fünf Prozent mit in die Höhe. Analysten waren ebenfalls angetan vom Einblick in die Geschäftsentwicklung: "Die Erholung läuft schneller als erwartet", sagt Luca Solca von Exane BNP Paribas. Sein Kollege Jon Cox ist überzeugt: "2017 dürfte ein sehr gutes Jahr werden, eine klassische Erholung nach dem Niedergang der vergangenen Jahre."

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Lichtblick für die Branche



Und so freuen die Zahlen von Richemont nicht nur den Schweizer Konzern und seine Investoren - sie wecken auch die Hoffnung auf eine Trendwende für die gesamte Schweizer Uhrenindustrie. Seit immerhin fast eineinhalb Jahren waren deren Exporte rückläufig. Analyst Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank schreibt in einer Analyse: "Bekanntlich macht eine Schwalbe noch keinen Sommer, aber die aktuellen Indizien entsprechen bereits einem Schwalbenschwarm." Er verweist auf positive Trends, die auch bei anderen Luxusgüterkonzernen wie LVMH und Tiffany erkennbar seien.

Derweil wartet der prestigeträchtige Salon International de la Haute Horlogerie - wie die Genfer Uhrenmesse mit vollem Namen heißt - in diesem Jahr mit einem Novum auf: Erstmals werden die Tore, bislang stets exklusiv geladenen Gästen vorbehalten, für jedermann geöffnet. Am letzten Messetag (20. Januar) dürfen alle Interessierten einen Blick auf die Kreationen der Häuser Richemont & Co werfen, sofern sie bereit sind, 70 Franken (etwa 65 Euro) Eintritt für einen Blick auf die Uhren zu berappen.