Nachdem Konkurrent ProSiebenSat.1 gestern mit seinen Zahlen enttäuschte, reagierte die Börse erleichtert auf das Umsatzplus von RTL. Die Aktie stieg im frühen Handel um über vier Prozent und schob sich damit an die Spitze des MDax. Allerdings war die Bertelsmann-Tochter am Tag zuvor in den Sog der schlechten Zahlen von ProSiebenSat.1 geraten und hatte gut fünf Prozent verloren.

Das Betriebsergebnis (Ebitda) sank um 7,4 Prozent auf 362 Millionen Euro und lag damit im Rahmen der Erwartungen. Das gesunkene Ebitda geht auf eine Einmalzahlung an die französische Tochter M6 im vergangenen Jahr zurück, die das Ergebnis in diesem Jahr im Vergleich schwächer erscheinen lassen. Bereinigt um den Effekte stieg der Gewinn hingegen um vier Prozent. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 183 Millionen Euro, nach 203 Millionen Euro im Vorjahr, ein Minus von rund zehn Prozent. Seinen Ausblick für das laufende Jahr - mit einem moderaten Umsatzanstieg und einem weitgehend stabilen Gewinn - bekräftigte RTL.

Wesentlicher Einnahmetreiber war der Verkauf der US-Fernsehserie "American Gods" an den Streamingdienst Amazon Prime Video. Die Produktion wird im Digital-Segment von RTL erfasst, dass seinen Umsatz im ersten Halbjahr insgesamt um 47,4 Prozent auf 389 Millionen Euro steigerte. Laut RTL profitierte die Sendereinheit von starkem organischem Wachstum sowie der erstmaligen Vollkonsolidierung weiterer Digital-Töchter.

Man habe in den vergangenen Jahren in das dynamisch wachsende Onlinevideo- und Werbetechnologie-Geschäft investiert, erklärten die RTL-Chefs Bert Habets und Guillaume de Posch. Die Geschäftszahlen im ersten Halbjahr 2017 seien einen Erfolg der "Total-Video-Strategie". "Gleichzeitig ist die schwierige Entwicklung der TV-Werbemärkte ein deutliches Signal, dass wir die Umsetzung unserer Strategie sogar noch beschleunigen müssen."

So übernimmt RTL die restlichen Anteile seines Video-Werbevermarkter SpotX und plant zusätzliche Investitionen, um das Werbetechnologiegeschäft weiter auszubauen. Man habe sich mit den Minderheitsaktionären von SpotX darauf geeinigt, die verbleibenden 36,4 Prozent der Anteile für insgesamt 145 Millionen US-Dollar (123 Millionen Euro) zu kaufen. Der Deal soll im Oktober abgeschlossen sein.

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Einschätzung der Redaktion



Nach dem gestrigen Kursrücksetzer und dem heutigen Kursplus bietet sich RTL für risikobereite Anleger als Wette auf eine Gegenbewegung an. Zudem trägt die Digitalstrategie Früchte und kann die Schwäche im europäischen TV-Werbemarkt offenbar kompensieren. Hinzu kommt, dass RTL unverändert cashstark ist und seine Aktionäre daran in Form hoher Dividenden beteiligt. Gestern beschloss der Konzern die bereits erwartete Sonderausschüttung von einem Euro je Aktie im September. Zuvor hatte RTL bereits drei Euro je Aktie als reguläre Dividende gezahlt.

Dennoch belassen wir RTL vorerst auf beobachten. An den Märkten herrscht aktuell zu große Unsicherheit über die Entwicklung der TV-Werbemärkte. Zwar zeigt RTL, dass es sich gegen die Erosion der der Fernseheinnahmen stemmen kann aber so lange unklar ist, wie schnell diese wegbrechen. dürfte es der RTL Kurs schwer haben sich substantiell nach oben zu bewegen.

Empfehlung: Beobachten.
Kursziel: 67,00 Euro
Stoppkurs: 62,00 Euro