Beispiele dafür, dass die Welt immer gefährlicher wird, sind dieser Tage leicht zu finden. Leider. Im syrischen Bürgerkrieg wird die Schlacht um die eingekesselte Stadt Aleppo immer erbitterter geführt, im Jemen schlugen die Huthi-Rebellen ein Angebot zu neuerlichen Friedensgesprächen binnen Stunden aus, und in Libyen bombardieren die USA Stellungen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Die Liste ließe sich kräftig erweitern: Von der Ukraine über Afrika bis nach Asien werden weltweit derzeit 43 größere kriegerische Auseinandersetzungen geführt.

Diese bewaffneten Konflikte ließen die globalen Rüs-tungsausgaben laut Friedensforschungsinstitut Sipri 2015 um ein Prozent auf fast 1,7 Billionen Dollar steigen. Das Wachstum erscheint damit zwar eher schwach, doch zuvor waren die weltweiten Wehretats vier Jahre lang geschrumpft. Am stärksten hat Russland sein Militärbudget steigert, es folgten China und Saudi-Arabien mit Erhöhungen um 7,4 beziehungsweise 5,7 Prozent. Zugleich gingen die Rüstungsausgaben in der westlichen Welt deutlich langsamer zurück als in den Jahren zuvor.

Denn als Folge der Krim-Krise haben nicht nur die Anrainerstaaten der Ukraine ihre Verteidigungsetats deutlich aufgestockt. Mit Großbritannien, Frankreich und Deutschland beschlossen auch die drei größten Nato-Länder Europas für die kommenden Jahre milliardenschwere Erhöhungen ihrer Militärausgaben.

Zudem sinken auch die Rüstungsausgaben in den USA nicht mehr. Der weltgrößte Waffenkäufer kürzte seinen Militäretat mit dem Abzug aus dem Irak und Afghanistan in den vergangenen Jahren um fast ein Viertel. Da die Streitkräfte derzeit jedoch zahlreiche ihrer Waffen - von Flugzeugen bis zu U-Booten - durch Nachfolgemodelle ersetzen, wird nun mit stabilen Ausgaben im Militärbereich gerechnet.

Profitabel, aber teuer



Für US-Rüstungsfirmen sind das gute Zeiten: Lockheed Martin, Northrop Grumman und Raytheon lieferten jüngst gute Halbjahreszahlen ab und erhöhten ihre Prognosen. Beides ist jedoch auch ein Resultat zuvor gesunkener Rüstungsausgaben. Damals reagierten die Waffenschmieden in den USA auf die rückläufigen Einnahmen mit kräftigen Kostenkürzungen. Die Folge: Seit 2012 verbesserte sich die operative Marge von 8,4 Prozent auf zuletzt rund 10,9 Prozent.



Mittlerweile sind die Aktien jedoch teuer. Statt mit einem für die Branche üblichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14 werden etliche Aktien mit einem KGV von 19 und höher bewertet. Bestes Beispiel ist Lockheed. Der Konzern ist der Hauptlieferant für die F35. Von diesem Kampfjet wollen die US-Amerikaner in den kommenden Jahren 2457 Stück anschaffen, für insgesamt 390 Milliarden Dollar - das teuerste Rüstungsprojekt der Geschichte.

Doch die Orders verteilen sich über einen langen Zeitraum, und Lockheed muss sich das Auftragsvolumen mit seinen Partnern teilen. Analysten erwarten in Zukunft daher ein durchschnittliches Umsatzplus von sechs Prozent. Angesichts eines KGV von über 19 dürften auch die Dividendenrendite von zuletzt 2,6 Prozent und die seit 13 Jahren steigenden Ausschüttungen als Treibstoff für weiter steigende Kurse kaum reichen.

Ähnlich sieht es bei Northrop Grumman aus. Der Konzern hat seine Dividende im vergangenen Quartal zum 13. Mal in Folge gesteigert und konnte neue Milliardenaufträge des Pentagons verbuchen. Doch auch hier steht einem erwarteten Gewinnwachstum im einstelligen Prozentbereich ein zweistelliges KGV gegenüber.

Auch Raytheon - Hersteller vor allem von militärischem Gerät mit komplexer Steuerung - ist hoch bewertet. Der Konzern macht fast ein Drittel seiner Umsätze in wachsenden Auslandsmärkten und ist der größte Exporteur der USA. Dank dieser Aufstellung legte der bereinigte Gewinn je Aktie im ersten Halbjahr um 19 Prozent auf 1,51 Dollar zu. Aber auch wenn diese Steigerung zum Bewertungsniveau passt, eignet sich die Aktie nur für risikobereitere Anleger.

Aufholpotenzial



Anders sieht es bei Leonardo-Finmeccanica aus. Die Italiener mussten in den vergangenen Jahren einen Korruptionsskandal über- und eine Restrukturierung durchstehen. Das Ergebnis ist ein auf die Luftfahrt konzentriertes Unternehmen, das gerade die Früchte seiner Sparmaßnahmen zu ernten beginnt. Obwohl der Umsatz im ersten Halbjahr wegen schwacher Orders für zivile Helikopter um fast zehn Prozent auf 5,4 Milliarden Euro fiel, legte das operative Ergebnis (Ebitda) um 2,1 Prozent auf 786 Millionen Euro zu. Da dank eines 7,9 Milliarden Euro schweren Auftrags über 28 Eurofighter für Kuwait ein Grundumsatz gesichert ist, sollte jede Erholung bei Helikoptern den Kurs treiben.

Dass auch deutsche Rüstungsfirmen von größeren Verteidigungsbudgets profitierten, zeigt Rheinmetall. Die Düsseldorfer konnten zuletzt eine Reihe von Großaufträgen gewinnen und bieten um einen Auftrag der australischen Armee über die Lieferung von Radpanzern für insgesamt acht Milliarden Dollar. Fallen die Halbjahreszahlen (4. August) gut aus, dürfte die Aktie weiteren Auftrieb erhalten. Anders als die amerikanische Konkurrenz ist der MDAX-Konzern noch nicht zu hoch bewertet.