Der Softwarekonzern SAP traut sich dank des weiterhin starken Wachstums im Cloud-Geschäft im kommenden Jahr mehr Umsatz zu, bleibt beim Gewinnziel aber vorsichtig. Das Unternehmen erhöhte die Umsatzprognose für 2017 um bis zu anderthalb Milliarden auf 23,0 bis 23,5 Milliarden Euro. Das Ziel für den operativen Gewinn von bis zu sieben Milliarden Euro erhöhte SAP am Freitag jedoch nicht, sondern engte nur die Spanne ein. Die Umsatzrendite lässt SAP damit bewusst weiter abbröckeln, um wachsen zu können, wie Vorstandschef Bill McDermott erklärte. "Wir sind nicht hier, um Margen zu ernten", sagte McDermott, der per Telefon vom Weltwirtschaftsforum in Davos zugeschaltet war.

Beim Cloud-Geschäft können Kunden über das Internet Software oder Speicherkapazität nutzen, die ihnen von externen Rechnern zur Verfügung gestellt werden. Die Einnahmen verteilen sich dabei über mehrere Jahre, während beim Verkauf einer beim Kunden zu installierenden Lizenz-Software der Preis komplett am Anfang gezahlt wird. Cloud-Software ist deshalb nicht so profitabel wie das traditionelle Lizenz-Geschäft: Im vergangenen Jahr lag die Bruttomarge in der Wachstumssparte mit 66 Prozent rund 20 Prozentpunkte unter der des Kerngeschäfts. Die operative Marge, für die noch mehr Kosten abgezogen werden als bei der Bruttomarge, wäre im Mittel 2017 mit 29,5 Prozent einen Prozentpunkt niedriger als 2015 und anderthalb Prozentpunkte unter dem ursprünglich anvisierten Niveau. SAP hatte vor einem Jahr sein Renditeziel von 35 Prozent aufgegeben. Eine solche Marge werde die Cloud-Sparte bis zum kommenden Jahrzehnt nicht erreichen, erklärte Finanzchef Luka Mucic.

Die im vergangenen Jahr stark gestiegene Aktie des Dax-Konzerns fiel um bis zu 2,5 Prozent, obwohl der Gesamtmarkt deutlich im Plus war. Der Ausblick auf 2017 entspreche der Markterwartung, erklärte ein Analyst. "Es ist vielleicht einen Touch höher, aber nicht so, dass man 'Wow' sagen müsste."

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MUCIC: KEIN WEITERER PERSONALABBAU



Im vergangenen Jahr hatte SAP operativ 6,35 Milliarden Euro verdient, so viel wie in Aussicht gestellt. Der Überschuss schrumpfte dagegen um sieben Prozent auf 3,06 Milliarden Euro. Das lag an Sonderfaktoren wie den Kosten von Übernahmen, für Restrukturierungen und Mitarbeiterboni. In diesem Jahr werde dafür bei weitem weniger Geld ausgegeben werden, da kein unternehmensweiter Personalabbau mehr geplant sei, erklärte Mucic. Im vergangenen Jahr hatten weltweit 3000 Beschäftigte das Angebot von SAP zum freiwilligen Ausscheiden angenommen. Es wurden jedoch noch viel mehr Mitarbeiter neu eingestellt, sodass die Beschäftigtenzahl um 2500 auf knapp 77.000 stieg. In Deutschland arbeiten Mucic zufolge rund 18.000 Frauen und Männer bei SAP, das waren zum Jahresende 380 mehr als im Jahr zuvor.

Die Ziele für 2020 ließ SAP unverändert: Das Betriebsergebnis soll dann zwischen acht und neun Milliarden Euro liegen bei einem Gesamtumsatz von 26 bis 28 Milliarden Euro. SAP fühlt sich McDermott zufolge im Vorteil sowohl gegenüber dem Erzrivalen Oracle als auch neuen Konkurrenten, die Cloud-Software für einzelne Geschäftsfunktionen anbieten wie der Marketing- und Vertriebsspezialist Salesforce. Mit der vor rund fünf Jahren eingeführten Datenbank-Technologie Hana mache SAP Oracle Kunden abspenstig, erklärte McDermott. Denn vor Hana hatte SAP keine Datenbank, die Kunden mussten für SAP-Programme Datenbanken von Oracle nutzen.

Die Spielregeln am Markt für Firmen-IT änderten sich gerade, sagte McDermott. Viele Vorstandschefs in Davos hätten ihm gesagt, sie wollten nicht länger einen Flickenteppich von Software, sondern einheitliche Lösungen. Es werde deshalb eine Konsolidierung in der Branche geben. Wie beim Boxen oder im Fußball könne es auch am Markt für Firmensoftware nur einen Champion geben. "Und das wird SAP sein."

Reuters