Bei dem Dax-Schwergewicht lief das erste Quartal trotz der Corona-Krise erstaunlich gut: So konnte SAP von Januar bis März ein Umsatzplus von sieben Prozent auf 6,5 Milliarden Euro verzeichnen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte aber nur dank Wechselkurseffekten noch um ein Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zu, während die am Aktienmarkt viel beachtete Marge um 1,3 Prozentpunkte auf 22,6 Prozent nachgab. Unterm Strich verdienten die Walldorfer 811 Millionen Euro in den ersten drei Monaten. Noch im Vorjahresquartal stand hier ein Minus von 108 Millionen Euro. Das war der erste Quartalsverlust seit fast 17 Jahren gewesen, den SAP verbuchen hatte müssen. Ein Stellenabbau hatte zu hohen Belastungen geführt.

Unruhiges Gewässer: So geht SAP mit Corona um


Die Corona-Pandemie geht nicht spurlos an den Walldorfern vorbei. In Zusammenhang mit den vorläufigen Quartalszahlen Anfang April strich der Dax-Konzern seine Jahresprognose zusammen. Wegen der Corona-Krise wollen derzeit viele Unternehmen - die Kunden von SAP - ihre Kosten unter Kontrolle halten - und damit auch ihr IT-Budget. Nach Konzernangaben wurden einige Aufträge verschoben.

Dennoch gab sich Finanzchef Luka Mucic zuversichtlich: Das Cloud-Geschäft bleibe ein Wachstumstreiber. Im ersten Quartal legten die neuen Cloud-Buchungen währungsbereinigt um 24 Prozent auf 6,65 Milliarden Euro zu. Sie sind ein Indikator für das künftige Geschäft.

Und auch so geht das Dax-Schwergewicht recht gut mit der neuen Situation um. Zur Sicherstellung der finanziellen Flexibilität stellt SAP weniger neue Mitarbeiter ein und verringert die kurzfristig anpassbaren Ausgaben. Da weniger Geschäftsreisen gemacht werden und Veranstaltungen virtuell stattfinden, sparen die Walldorfer ebenfalls. So schloss Mucic auch Kurzarbeit oder einen Antrag auf Staatshilfe aus.

Der Technologiekonzern erwartet, dass es im zweiten Quartal wohl zu Belastungen kommt, bevor im zweiten Halbjahr eine Normalisierung eintritt. In der Summe dürfte der Umsatz rund eine Milliarde Euro und der Gewinn circa eine halbe Milliarde Euro niedriger ausfallen als ursprünglich erwartet worden war.

SAP geht davon aus, dass das Geschäft ab Sommer allmählich wieder anzieht. Mucic begründete diese Einschätzung damit, dass auf dem wichtigen chinesischen Markt die Buchungen mit der schrittweisen Öffnung der Wirtschaft Ende März wieder gestiegen seien. Dennoch wisse man nicht, ob die bisherigen oder künftigen Maßnahmen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Geschäftstätigkeit und das Betriebsergebnis effektiv abmildern werden.

Morgan verlässt SAP - das wirft Fragen auf


In der Nacht zum Dienstag gab SAP überraschend bekannt, dass die Co-Chefin Jennifer Morgan Ende April aus dem Unternehmen ausscheidet. Nach nur einem halben Jahr verabschiedet sich der Dax-Konzern also wieder von der Doppelspitze. "SAP benötigt eine klare Führung", sagte Christian Klein, der Europas wertvollsten Technologiekonzern nun alleine durch die Coronavirus-Pandemie steuern wird. Es habe keine persönlichen Verwerfungen gegeben, versicherte der 39-Jährige am Dienstagmorgen.

Morgan, die 16 Jahre für SAP arbeitete, war die erste Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns. Zusammen mit Klein hatte sie im Oktober überraschend den langjährigen Vorstandschef Bill McDermott abgelöst.

Einschätzung der Redaktion


Der überraschende Abgang von Jennifer Morgan belastete die SAP-Aktie in einem schwachen Marktumfeld. Die Aktie des Softwarekonzerns notierte kurz nach Börseneröffnung gut zwei Prozent schwächer.

Ein Händler verwies zudem als mögliche Kursbelastung darauf hin, dass SAP die Erwartungen an den freien Cashflow nach unten geschraubt habe. Man erwarte nun einen freien Cashflow von rund 3,5 Milliarden Euro - zuvor ging SAP hier von 4,5 Milliarden Euro aus. In der Telefonkonferenz am Nachmittag dürfte es um die Antworten der Walldorfer auf die Belastungen durch die Virus-Krise gehen sowie um das Cloud-Geschäft und die neue Führungsmannschaft.

Charttechnisch gesehen kam die SAP-Aktie recht gut durch den Corona-Crash. Noch im Februar markierte die Aktie mit fast 130 Euro ein Rekordhoch. Im Zuge des Crashs im März war sie dann auf fast 82 Euro eingebrochen - der tiefste Stand seit dem ersten Quartal 2018, kurz davor setzen wir auch unseren Stoppkurs. Danach hatten sich die Anteile aber wieder sehr schnell erholt mit bis auf fast 115 Euro in der Woche nach Ostern.

Sollte die Erholung im Gesamtmarkt anhalten, dürfte die SAP-Aktie weiter gefragt sein. Anleger nutzen den Kursrückgang vom Dienstag zum Einstieg. Wir erhöhen Kursziel und Stoppkurs.

Unsere Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 130,00 Euro
Stoppkurs: 84,50 Euro
Mit Material von dpa-AFX