SAP-Boss Bill McDermott ist immer für einen flotten Spruch gut. Doch am Dienstag kriegte sich der stets sonnen-gebräunte Vertriebsprofi fast gar nicht mehr ein. SAP sei im ersten Quartal "stärker gewachsen als Workday, viel stärker als Salesforce und viel stärker als Oracle", jubelte McDermott. SAP gewinne gegen seine ärgsten Wettbewerber "ziemlich leicht" Marktanteile, das sei einfach nur "wow".

Dabei muss man gar kein SAP-Fanboy sein, um die Zahlen zum ersten Quartal ziemlich ordentlich zu finden. Beispiel Cloud: Von Januar bis März haben die Walldorfer mit Cloud-Abos und -Support ein um Währungs- und andere Effekte bereinigtes Plus von 31 Prozent auf 1,072 Milliarden Euro eingefahren und damit erstmals auch die magische Milliarden-Grenze geknackt. Auch bei den gesamten Cloud- und Software-Erlösen zeigt die Kurve zum Jahresauftakt mit einem währungsbereinigten Zuwachs von neun Prozent auf 4,353 Milliarden Euro nach oben. Für die größte Überraschung sorgte der Konzern jedoch beim Betriebsergebnis. Da reichte es zu einem Anstieg von 14 Prozent auf 1,235 Milliarden Euro. Analysten hatten SAP hingegen lediglich 1,174 Milliarden zugetraut.

Unerwartet starke Marge



Die Zuwächse auf breiter Front wirken sich entsprechend positiv auf die operative Marge aus. Sie lag zum Jahresauftakt bei 23,5 (Vj. 22,7) Prozent und damit satte 120 Basispunkte über der Markterwartung.



Angesichts des guten Jahresauftakts und der Anfang April abgeschlossenen Übernahme des US-Softwarehauses Callidus hoben die Walldorfer die Prognose für das laufende Jahr auch gleich noch an. Danach soll der Gesamtumsatz 2018 nun bei 24,8 bis 25,3 Milliarden Euro liegen. Bislang hatte der Konzern eine Bandbreite zwischen 24,6 und 25,1 Milliarden in Aussicht gestellt. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis soll nun bei 7,35 und 7,5 (bislang 7,3 bis 7,5) Milliarden Euro liegen.

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Einschätzung zur SAP-Aktie



Die SAP-Aktie hat sich im laufenden Jahr eher mau entwickelt. Wir haben nach der Jahrespressekonferenz Ende Januar bereits vor einem möglichen Kursrückschlag gewarnt. Tatsächlich büßte das Papier seit dem Hoch Anfang Januar in der Spitze rund 20 Prozent ein und rutschte bis auf 82 Euro.

Auslöser für die schwache Kursentwicklung war die grassierende Sorge um die Marge. Dabei hatte Finanzvorstand Luka Mucic wiederholt versichert, dass "die Zeit der großen Investitionen nun allmählich an ihr Ende" käme. Er sei daher "sehr zuversichtlich", dass "SAP bei der Profitabilität im laufenden und vor allem im nächsten Jahr einen großen Schritt nach vorne machen" werde, hatte Mucic am Rande der Bilanz-Pressekonferenz gegenüber BÖRSE ONLINE gesagt.

Die Zahlen zum ersten Quartal zeigen, dass der Konzern nun tatsächlich auf dem richtigen Weg ist. Die operative Marge lag zuletzt bei 23,5 Prozent und damit deutlich über den Erwartungen.



Im Jahresverlauf dürfte sich die Lage weiter aufhellen. Zwar haben die Walldorfer im ersten Quartal 5000 zusätzliche Mitarbeiter an Bord geholt. Aber das soll es nun weitgehend gewesen sein, versichert Mucic. Auch 2019 dürfte es bei der Marge weiter bergauf gehen. So arbeitet SAP derzeit etwa mit Hochdruck an der Konsolidierung seiner Rechenzentren. Die Kosten würden alleine dadurch um einen "dreistelligen Millionenbetrag" sinken, sagte Finanzchef Mucic am Dienstag Nachmittag in einer Telefon-Konferenz mit Analysten.

Operativ läuft das Geschäft bei SAP derzeit ohnehin auf vollen Touren. Zwar ist der klassische Software-Verkauf zum Jahresauftakt um rund zwei Prozent geschrumpft. Dafür räumen die Walldorfer in der Cloud richtig ab.

Auch charttechnisch ist die Aktie wieder aussichtsreich. Aktuell kämpft die Aktie mit der 200-Tage-Linie bei 91 Euro. Fällt die und knackt das Papier den seit November verlaufenden kurzfristigen Abwärtstrend bei 93 Euro, ist der Weg zum jüngsten Allzeithoch bei 100 Euro frei.

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Ziel: 105 Euro

Stopp: 81 Euro