SAP-Chef Bill McDermott versprüht gerne Optimismus. "Wir könnten nicht zuversichtlicher sein", sagte der US-Amerikaner am Donnerstag anlässlich der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal. Tatsächlich hat das mit einem Börsenwert von rund 122 Milliarden Euro teuerste Dax-Unternehmen am Donnerstag eine ordentliche Zwischenbilanz vorgelegt. Um Sondereffekte und Währungseinflüsse (Non-IFRS) bereinigt, legten die Erlöse von April bis Juni um zehn Prozent auf gut sechs Milliarden Euro zu. Das Betriebsergebnis (Non-IFRS) kletterte um zehn Prozent auf 1,64 Milliarden Euro.

Den größten Sprung legte der Konzern erneut im Cloud-Geschäft hin. Das um Währungseffekte bereinigte Neu-Geschäft zog um satte 29 Prozent auf 421 Millionen Euro an, die Sparten-Erlöse einschließlich Support sogar um 40 Prozent auf 1,227 Milliarden Euro. Analysten hatten SAP lediglich 1,161 Milliarden zugetraut. "Das Cloud-Geschäft", jubelte McDermott in einer Journalistenrunde denn auch, "fliegt".

Angesichts des guten ersten Halbjahrs bügelte der Konzern seine Prognose zudem noch etwas auf. Im laufenden Jahr soll der Umsatz nun währungsbereinigt um sechs bis 7,5 Prozent auf 24,975 und 25,3 Milliarden Euro zulegen nach bislang 24,8 und 25,3 Milliarden. Beim Betriebsergebnis peilen die Walldorfer nun 7,4 bis 7,5 Milliarden Euro an statt 7,35 und 7,5 Milliarden Euro.

Zudem legt sich das Unternehmen auch mittelfristig die Messlatte ein bisschen höher. Bis 2020 sollen die Cloud-Erlöse zwischen 8,2 und 8,7 Milliarden Euro liegen. Bislang hatte SAP einen Wert in der Bandbreite zwischen 8,0 und 8,5 Milliarden in Aussicht gestellt.

Analysten gaben sich dennoch zurückhaltend. Der angehobene Ausblick sei "keine Überraschung", resümierte etwa Harald Schnitzer von der DZ Bank. Auch UBS-Analyst Michael Briest war nur mäßig beeindruckt. SAP habe die Prognose jeweils am unteren Ende angehoben, das obere Ende jedoch jeweils gleich gelassen. Investoren reagierten ebenfalls ernüchtert. Am Donnerstag Vormittag rutschte die SAP-Aktie leicht ins Minus.

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SAP hat am Donnerstag erneut sehr ordentliche Zahlen vorgelegt. Die Erlöse lagen klar über Vorjahr, das operative Ergebnis war ebenfalls besser und auch bei der Marge stimmt die Richtung. Im ersten Halbjahr lag die vielbeachtete Kennzahl bei 25,49 Prozent und damit immerhin 48 Basispunkte über Vorjahr. Bei der Profitabilität geht es also in die richtige Richtung.

Doch es gibt auch ein paar Schwachpunkte. Das traditionelle Kerngeschäft um den Verkauf von Software-Lizenzen schwächelt weiter. Statt der von Analysten erwarteten 1,017 Milliarden Euro, lieferte SAP lediglich 996 Millionen ab. Von Januar bis Juni liegt das Minus inzwischen bei neun Prozent. Damit fehlen inzwischen rund 160 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Lizenz-Verkäufe sind wichtig, weil sie anschließend Erlöse rund um Service und Support nach sich ziehen.

Dazu sank der operative Cashflow im ersten Halbjahr gleich um 15 Prozent auf 2,985 Milliarden Euro. Zur Begründung verwies SAP unter anderem auf Währungseffekte sowie den Aufwand für aktienbasierte Vergütungsprogramme.

Anleger sollten sich davon aber dennoch nicht beirren lassen. Das Cloud-Geschäft brummt. Mit der neuen Echtzeitlösung S4/HANA hat der Konzern ein heißes Eisen im Feuer. Alleine im zweiten Quartal zogen die Walldorfer 600 neue Kunden an Land. Dazu dürfte der Konzern mit der neuen Kundenmanagement-Suite namens C/4 HANA gegenüber dem Platzhirschen Salesforce weiter Boden gut machen.



Charttechnisch ist die Aktie indes angeschlagen. Der Ausbruchsversuch über das Allzeithoch bei 105,28 Euro ist gescheitert. Nun droht dem Papier ein Doppel-Top. Sollte die Aktie unter die Nackenlinie bei 98 Euro fallen und die Chartformation so bestätigen, drohen weitere Rückschläge bis in die Zone zwischen 92 und 93 Euro. Dort hat sich eine Unterstützungszone ausgebildet. Zudem verläuft dort auch die wichtige 200-Tage-Linie.

Fundamental sind wir von dem Papier aber überzeugt. Wir bleiben daher bei unserer Einschätzung: Kaufen. Anleger sollten allerdings den Stopp nachziehen.

Ziel: 120 Euro

Stopp: 91 Euro