Auftrieb erhielten die Börsen von ermutigenden Firmenbilanzen. BÖRSE ONLINE nennt nachfolgend die größten Gewinner des Monats aus dem deutschen Leitindex DAX. Darunter folgen die Tops aus den Nebenwerte-Indizes MDax und SDax. Auch die größten Verlierer werden kurz genannt.

DAX-Nr.1: Sartorius +33,8%


Der Göttinger Pharma- und Laborausrüster hat kürzlich starke Geschäftszahlen vorgelegt. Der Umsatz des Sartorius-Konzerns stieg in den ersten sechs Monaten auch dank Übernahmen im Jahresvergleich um knapp 27 Prozent auf rund 2,06 Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Auch der Auftragseingang blieb hoch und lag im ersten Halbjahr mit knapp 2,17 Milliarden Euro nur leicht unter dem Wert des Vorjahres, das von einer regen Nachfrage von Corona-Impfstoff-Forschern und Herstellern getrieben worden war.

Mehrere Analysten haben daraufhin ihre Kursziele für Sartorius angehoben. So etwa die Schweizer Großbank UBS von 410 auf 470 Euro, die Deutsche Bank von 518 auf 531 Euro und Morgan Stanley von 520 auf 540 Euro.

DAX-Nr.2: Merck KGaA +15,5%


Mit dem Darmstädter Pharma- und Spezialchemie-Konzern Merck KGaA folgt ein weiteres Unternehmen aus dem erweiterten Gesundheitssektor auf Rang 2 des DAX-Monats-Rankings. Merck wird erst am kommenden Donnerstag seine Quartalszahlen vorlegen. Vorschusslorbeeren kamen von einem Analysten: Experte Peter Welford von Jefferies hat die Beobachtung von Merck mit einer Kaufempfehlung aufgenommen. Die Nachhaltigkeit des Wachstums im Life Sciences-Bereich wird seiner Meinung nach nicht angemessen gewürdigt. Welford sieht seine langfristigen Prognosen immer weiter über den Marktkonsens steigen. Auch das Healthcare-Portfolio hält er für unterbewertet.

DAX-Nr.3: Airbus +13,9%


Obwohl der europäische Luft- und Raumfahrt-Konzern gerade nur durchwachsene Quartalszahlen vorlegte, reicht es für Platz 3 im Juli-DAX-Ranking. Fehlende Triebwerke und andere Zulieferer-Teile durchkreuzen die Produktionspläne von Airbus. Der weltgrößte Flugzeugbauer rechnet deshalb in diesem Jahr nur noch mit der Auslieferung von 700 statt 720 Verkehrsflugzeugen, wie er am Mittwochabend in Toulouse mitteilte. Auch danach dürfte der Produktionsausbau bei den gefragten Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo langsamer vorankommen als gedacht. Viele Flugzeug-Bestellungen ließen die Airbus-Aktie zuvor jedoch deutlich steigen. So bestellte etwa der deutsche Ferienflieger Condor auf der Luftfahrtmesse in Farnborough 13 Mittelstrecken-Jets vom Typ A320neo und 28 Maschinen der Langversion A321neo. Hinzu kommen Kaufoptionen für weitere Maschinen. Auch China Eastern, China Southern, Latam und Delta Air Lines buchten im Juli in großem Stil neue Airbus-Jets.

Im MDax gab es im Juli bei einigen Werten ebenfalls überdurchschnittliche Kursentwicklungen.

MDax-Nr.1: Delivery Hero +33,1%


Einer der größten Verlierer im ersten Halbjahrs drehte im Juli zwischenzeitlich auf: Delivery Hero. Nach jahrelangem Wachstum um jeden Preis will der Essenslieferdienst nun deutlich stärker an seiner Profitabilität arbeiten. So soll das traditionelle Geschäft des ehemaligen DAX-Konzerns rund um die Vermittlung und Auslieferung von Restaurant-Bestellungen in diesem Jahr nicht mehr eine schwarze Null ausweisen, sondern gar einen operativen Gewinn abwerfen. Das verlustreiche Geschäft mit zeitkritischen Bestellungen soll den Konzern zumindest weniger Geld kosten.

MDax-Nr.2: Carl Zeiss Meditec +26,0%


Nach dem tiefsten Stand seit Januar 2021 Ende Juni keimte beim Medizintechnik-Anbieter Carl Zeiss Meditec neue Hoffnung auf. Trotz zunehmender Herausforderungen dürfte der Hightech-Konzern am 5. August gute Kennziffern ausweisen, schrieb etwa Deutsche-Bank-Analyst Falko Friedrichs in einem Ausblick. Auch Stifel-Analyst Markus Gola rechnet mit einer steilen Erholung im dritten Geschäftsquartal. Das sorgte im Juli für Käufe der Börsianer.

MDax-Nr.3: Jungheinrich Vz. +22,3%


Der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich hat Ende Juni seine mittefristigen Ziele trotz der Folgen des Ukraine-Krieges und der hohen Inflation an bestätigt. "Wir sehen uns aktuell weiterhin auf Kurs, die bis 2025 gesteckten Ziele zu erreichen", sagte Konzernchef Lars Brzoska. Bislang habe es trotz des Krieges in der Ukraine - anders als zu Beginn der Corona-Pandemie - keinen Abriss bei den Aufträgen gegeben. Es werde vielmehr in strategische Maßnahmen investiert und weiter Personal aufgebaut. Das kam an der Börse gut an.

Im SDax zeigte sich der Juli ebenfalls von der sonnigen Seite - jedenfalls bei den Top-Gewinnern.

SDax-Nr.1: SMA Solar +38,4%


Die Aktien einiger alternativer Energieanbieter profitierten im Juli vom sich verschärfenden Gasmangel in Europa. Größter Profiteur im SDax war Solarenergie-Konzern SMA Solar. Das Analysehaus Jefferies hatte das Kursziel leicht auf 36 Euro angehoben, die Einstufung aber auf "Underperform" belassen. Die Chipknappheit dürfte den Umsatz des Solartechnik-Konzerns weiter gebremst haben, schrieb Analyst Constantin Hesse in einer aktuellen Studie. Zudem profitierte SMA Solar von der allgemeinen Hausse von Green-Tech-Aktien, nachdem es in den USA nach monatelangen Verzögerungen Bewegung in der amerikanischen Klima-Politik gibt.

SDax-Nr.2: Vitesco +36,1%


Eine von einigen Börsianern positiv kommentierte Kooperation mit Renault wirkte sich im Juli positiv auf Vitesco aus. Die Papiere des Autozulieferers legten im Juli um mehr als ein Drittel zu. Die Continental-Abspaltung will mit Renault Leistungselektronik für Elektro- und Hybridantriebe entwickeln. Einem Händler zufolge handelt es sich um einen bedeutenden Schritt für Vitesco mit einem wichtigen Vertrag in einem besonders attraktiven Antriebssegment. Der Experte Alexandre Raverdy von Kepler Cheuvreux sah seine Ansicht gestärkt, dass Vitesco beim Übergang zu Elektroantrieben einer der am besten positionierten Zulieferer für Antriebsstränge ist.

SDax-Nr.3: About You +28,4%


Die Aktie des Online-Modehändlers About You legte im Juli ebenfalls überdurchschnittlich zu. Ein Grund: Ein Insider rechnet offenbar mit einem nachhaltigen Kursanstieg und griff daher für eine hohe sechsstellige Summe zu. Wie aus einer Pflichtmitteilung hervorging, hat About-You-Chef Tarek Müller am vergangenen Dienstag Aktien des Online-Modehändlers im Wert von fast einer Million Euro erworben. Bereits vor der Transaktion hielt Müller einen Anteil von drei Prozent aller About-You-Aktien. Mit knapp zwei Dritteln befindet sich die Mehrheit aller Aktien allerdings im Besitz der Michael Otto Stiftung.

Abseits der DAX-Familie glänzte im Juli Vulcan Energy Resources mit einem Juli-Kurszuwachs von 48,3 Prozent. Das deutsch-australische Unternehmen will im Oberrheingraben westlich von Karlsruhe in großem Stil Lithium per Geothermie fördern und extrahieren. Ende Juni ist Autobauer Stellantis mit 50 Millionen Euro bei Vulcan eingestiegen. Und im Ende Juni bestätigte Vulcan, noch in diesem Jahr den Bau einer weiteren, deutlich größeren Demonstrationsanlage in Auftrag zu geben.

Zudem hat Vulcan von acht weiteren Kommunen im Lizenzgebiet in Rheinland-Pfalz die Genehmigung zur Durchführung einer 3D-Seismik erhalten und konnte seine Explorationslizenz erweitern. Allgemein profitierte der kleine Wert von der Wiederentdeckung "grüner Aktien", will Vulcan Lithium doch CO2-neutral gewinnen.

Die größten Loser in DAX, MDax und SDax


Die großen Verlierer im DAX waren im Juli 2022 Fresenius Medical Care (FMC) sowie Fresenius mit Kursverlusten von 24,7 bzw. 14.4 Prozent. Die beiden Gesundheits-Konzerne haben ihre mittelfristigen Ziele deutlich gesenkt. Vor allem FMC leidet unter einem verschärften Personalmangel in den USA, der zu Kapazitätsengpässen bei Gesundheitsdienstleistungen führen dürfte. Dazu kämen steigende Löhne und Materialkosten sowie Störungen in der Lieferkette, teilten die beiden DAX-Konzerne am späten Mittwochabend mit.

Im MDax standen Uniper-Aktien mit einem Juli-Verlust von gut 60 Prozent ganz unten. Die weiter gedrosselten Gaslieferungen aus Russland treffen Deutschlands größten Gaskonzern Uniper stark. Uniper muss wegen der Drosselung teureres Gas am Markt einkaufen, um Verträge zu erfüllen. Das führt zu Liquiditätsproblemen. Daher hat die Bundesregierung ein Milliarden-schweres Rettungspaket geschnürt, das im Zuge des Staatseinstiegs zu einer massiven Anteilsverwässerung führen wird. Die Uniper-Aktie stürzte zeitweise unter die 6-Euro-Marke ab. Anfang Juli standen sie noch bei 15 Euro.

Rüstungskonzern Rheinmetall büßte fast 20 Prozent ein und die Aktie der Darmstädter Software AG verlor im Juli 17,9 Prozent. Im SDax litten Media-Markt-Saturn-Muttergesellschaft Ceconomy mit minus 27,2 Prozent sowie Basler mit einem Abschlag von 53 Prozent im Juli am stärksten. mmr mit dpa