CDU-Chef Armin Laschet hatte bereits am Montag angekündigt, dass Brinkhaus die Unterstützung von ihm und CSU-Chef Markus Söder habe. Im Vorfeld hatte es aber Debatten gegeben, ob eine Wahl stattfindet oder Brinkhaus zunächst nur kommissarisch die Fraktion leitet. Hintergrund ist die ungeklärte Frage, ob CDU/CSU künftig eine Jamaika-Regierung anführen oder aber nach den herben Verlusten bei der Bundestagswahl in die Opposition gehen wird. Kommt es zur Wahl eines Fraktionsvorsitzenden, könnte es sein, dass auch andere Kandidaten antreten. Dann könnte auch ein Richtungsstreit offen ausbrechen. Die brandenburgische Abgeordnete Jana Schimke sagte im Deutschlandfunk, sie erwarte eine "sehr lebendige Diskussion".

Umstritten ist bei der Union auch, wie schnell es nach der Wahlschlappe zu einer personellen Erneuerung kommen soll. Präsidium und Bundesvorstand hatten CDU-Chef Laschet zwar am Montag das Mandat für eine Sondierung mit Grünen und FDP erteilt. Zugleich gab es aber Rücktrittsforderungen und deutliche Kritik an Laschet aus der Partei. CDU-Vize Julia Klöckner mahnte zur Geschlossenheit. "Wir sind eine staatstragende Partei, dazu gehört nicht Kopflosigkeit, sondern Berechenbarkeit. Rücktrittsforderungen sind das Einfachste und Schlichteste", sagte sie der "Rheinischen Post". Hamburgs CDU-Landeschef Christoph Ploß sagte, dass die Sondierung nun Vorrang habe. Zugleich forderte er eine deutliche Verjüngung der Führungsspitze.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und der bayerische Finanzminister Albert Füracker (CSU) wiesen Laschet die Mitverantwortung für die Wahlniederlage zu. Altmaier, der sich für Söder als Unions-Kanzlerkandidaten ausgesprochen hatte, forderte eine "zügige personelle und inhaltliche Neuaufstellung". Füracker betonte: "Die CSU ist für diese Niederlage nicht verantwortlich. Das zeigt schon der Blick nach Nordrhein-Westfalen: Dort ist die CDU auf 26 Prozent abgerutscht und liegt jetzt drei Prozent hinter der SPD. Und das, obwohl der Kanzlerkandidat aus dem eigenen Land kommt", sagte er der "Rheinischen Post".

Aus Reihen der Grünen und FDP gab es Mahnungen, dass Sondierungsgespräche mit der Union nur sinnvoll seien, wenn diese geschlossen sei. "Dass die Union jetzt gerade nicht besonders handlungsfähig ist, das haben die letzten Tage schon gezeigt", sagte etwa die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, den Sendern RTL/ntv. Auch der neue Grünen-Abgeordnete Felix Banaszak und der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann, sagten im Deutschlandfunk, CDU und CSU müssten erst klären, ob sie in die Opposition gehen oder sondieren wollten.

Der Generalsekretär der nordrhein-westfälischen CDU, Josef Hovenjürgen, dementierte unterdessen einen Medienbericht, wonach sich NRW-Ministerpräsident Laschet für Landesverkehrsminister Hendrik Wüst als Nachfolger im Amt des Regierungschefs ausgesprochen habe. "Entgegen anders lautender Berichte ist gestern Abend im CDU-Landesvorstand kein Personalvorschlag gefasst worden", erklärte Hovenjürgen. Wüst selbst verwies auf Twitter auf die am Montagabend beschlossenen Gespräche unter Führung von Partei- und Landeschef Laschet. Der Verkehrsminister gilt aber als Favorit für den Posten des Regierungschefs.

rtr