Eine bittere Pille zwingt die Große Koalition (GroKo) den Online-Apotheken auf: Um die Apotheken vor Ort zu stärken, hat sie sich ein Verbot des Versandhandels rezeptpflichtiger Arzneien auf die Fahnen und in den Koalitionsvertrag geschrieben. Als Börsianer davon hörten, fackelten viele nicht lange und warfen kurzerhand die Aktie von Shop Apotheke (SA) und dem Schweizer Wettbewerber Zur Rose Group (Doc Morris) aus den Depots. Die Kurse rauschten in die Tiefe.

Beide Versandapotheken kündigten unmittelbar Widerstand gegen das Vorhaben an und bezeichneten es als verfassungs- und europarechtlich bedenklich. "Das ist ein Kuhhandel, der es in den Koalitionsvertrag geschafft hat", sagte Finanzvorstand Ulrich Wandel zu BÖRSE ONLINE. In den vergangenen zwölf Monaten seien viele verfassungs- und europarechtliche Bedenken gegen diesen Punkt geäußert worden, dessen Aufnahme bis zuletzt strittig gewesen sei.

Auch Analysten und Fachleute halten die Durchsetzung eines Verbots auf Basis der geltenden Rechtsprechung und veröffentlichten Rechtsgutachten letztlich für unwahrscheinlich - zumindest aber für sehr langwierig. Shop Apotheke lässt sich jedenfalls nicht beirren: "Die Planung von Shop Apotheke für 2018 wird von den Absichtserklärungen der möglichen Koalition zum Versandhandelsverbot verschreibungspflichtiger Medikamente nicht beeinflusst", verspricht Wandel. "Shop Apotheke wird das Versandhandelsgeschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten weiter vorantreiben, das kann ich 100-prozentig unterstreichen."

Sollte die neue Bundesregierung wider Erwarten Ernst machen und das Verbot durchdrücken, wären etwa 25 bis 30 Prozent der Umsätze des Unternehmens mit Sitz im niederländischen Venlo betroffen. Erst im September hatte Shop Apotheke ein entsprechendes Standbein zugekauft, die auf verschreibungspflichtige Arzneien spezialisierte Europa Apotheek.

Aber: Drei Viertel des jetzigen Geschäfts, der Handel mit den rezeptfreien Mitteln und Schönheitspflegeprodukten, bliebe davon völlig unberührt.

Marktführerschaft angepeilt



Nur wenige Tage vor dem Kursrutsch hatte Wandel gegenüber unserer Redaktion noch betont, eine aktive Rolle als Marktführer spielen zu wollen. Shop Apotheke wolle auch künftig dynamisch wachsen. Im Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln werde auf den internationalen Märkten ein Marktanteil von 30 bis 50 Prozent angepeilt. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2018 soll bei der Bilanzvorlage am 12. März veröffentlicht werden.