Anfang November noch waren die Aktien der beiden Abspaltungen aus dem Siemens-Konzern kräftig unter Druck geraten, nachdem Siemens-Gamesa-Konkurrentin Vestas Wind den Markt enttäuscht hatte.

Die Papiere des Energietechnik-Unternehmens Siemens Energy stiegen nun gegen Mittag um 5,0 Prozent auf 23,97 Euro und waren damit Spitzenwert im Dax. Sie überwanden damit zugleich auch wieder die von charttechnisch interessierten Anlegern viel beachteten kurz- und mittelfristigen Trendlinien, unter die sie gesackt waren, nachdem Vestas wegen steigender Rohstoffkosten und Problemen in der Lieferkette die eigene Gewinnprognose weiter gesenkt hatte.

Siemens Gamesa gewannen am Montag in Madrid 9,3 Prozent auf 20,54 Euro und konnten sich damit der 21-Tage-Linie für den kurzfristigen Trend zumindest wieder etwas annähern. Diese liegt bei etwas über 21 Euro und stellt nach wie vor einen Widerstand dar, der erst überwunden werden muss.

Am Morgen lobten sowohl JPMorgan als auch Goldman Sachs vor allem den Ergebnisausblick von Siemens Gamesa für das Geschäftsjahr 2021/22 und auch die Nettoverschuldung.

Die Prognose von Siemens Gamesa von einem zwischen zwei und sieben Prozent rückläufigen Umsatz und einer Ebit-Marge von ein bis vier Prozent impliziere in der Mitte ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von etwa 240 Millionen Euro, schrieb Analyst Ajay Patel von Goldman Sachs. Seine eigene Schätzung liege knapp unter 190 Millionen Euro. Und auch JPMorgan-Experte Akash Gupta merkte an: Die Prognose bedeute zwar einen Rückgang von mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Bloomberg-Konsens für das bereinigte Ebit, sei aber besser als seine eigene Schätzung. Außerdem, so fügte er hinzu, sei sie auch besser als die inzwischen gesunkenen Erwartungen von Investoren oder Investmentfonds nach der zurückgenommenen Gewinnprognose durch Vestas. Die Hauptdiskussion dürfte sich ihm zufolge nun darum drehen, ob Siemens Gamesa das Schlimmste schon hinter sich habe.

Beide Analysten sprachen zudem von einer positiven Überraschung, was die Nettoverschulung im abgelaufenen Geschäftsjahr angeht. Statt erwarteter 735 Millionen Euro seien es nur 207 Millionen gewesen, erklärte Goldman-Experte Patel. Das dürfte etwaigen Sorgen über eine schwindende Ertragskraft in der Bilanz den Wind aus den Segeln nehmen.

Außerdem, so hob Patel als weiteres positives Signal hervor, gingen die Spanier mit Blick auf die hohen Frachtkosten davon aus, dass die Preise sich ab dem dritten Quartal wieder normalisieren dürften und seien darüber hinaus bei Stahl und Kupfer stark abgesichert. "Alles in allem sehen wir in den Prognosen daher einen gewissen Optimismus, der jedoch gedämpft werden könnte, wenn das aktuelle Preisniveau andauert."

Doch aktuell hatten er und auch JPMorgan-Experte Gupta eine positive Kursreaktion bei Siemens Gamesa vorhergesehen, insbesondere angesichts der Schwäche von rund 20 Prozent in der Woche vor der Zahlenpräsentation. Siemens Energy, die mit 67 Prozent an Siemens Gamesa beteiligt sind waren ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden.

dpa-AFX