Die Siemens Healthineers-Aktie lugte anschließend kurz über die 30-Euro-Marke und gab den Investoren die Chance auf einen Zeichnungsgewinn von sieben Prozent. Das Erlanger Unternehmen habe mit dem Börsengang "das Beste aus beiden Welten: unternehmerische Freiheit, aber auch Teil des Siemens-Verbundes zu sein", sagte Healthineers-Aufsichtsratschef und Siemens-Vorstand Michael Sen zu Reuters TV.

Zwischen den Händlerschranken hatte Siemens Healthineers ein "Magnetom" aufgebaut, das Aushängeschild unter den Magnetresonanztomographen (MRT) aus der eigenen Produktion. Der verletzte Nationaltorhüter Manuel Neuer hatte sich in die Röhre gelegt, die deshalb seine Daten anzeigte. Als Ehrengast auf dem Parkett ließ sich Neuer im Anzug allerdings nur kurz für ein Foto mit dem Healthineers-Vorstand blicken. Siemens Healthineers ist auch offizieller "Medizintechnik-Partner" von Neuers Klub FC Bayern München.

Mit einem Erlös von 4,2 Milliarden Euro ist Healthineers die viertgrößte Neuemission in Deutschland seit dem Jahr 2000. Mehr hatten nur die Deutsche Post, die ehemalige Siemens-Chip-Tochter Infineon und zuletzt im Oktober 2016 die RWE-Abspaltung Innogy eingenommen. Healthineers könnte im Juni in den Nebenwerteindex MDax einziehen. Die Siemens-Tochter wird zum Ausgabepreis mit 28 Milliarden Euro bewertet. Der Münchner Industriekonzern selbst ist an der Börse 91 Milliarden wert. Seine Anteilsscheine kletterten am Freitag um 0,9 Prozent auf 107,20 Euro.

Technische Probleme im Xetra-Handel der Deutschen Börse hatten die Premiere um mehr als eine halbe Stunde verzögert. Doch das trübte die Stimmung nur vorübergehend. "Sie sehen mich heute sehr zufrieden und gelassen", sagte Sen.

Er verteidigte die Entscheidung, nur 15 Prozent der Aktien von Healthineers zu verkaufen, nachdem große Investoren den Wert der Nummer eins bei MRT- und Ultraschall-Geräten rund 20 Prozent niedriger ansetzten als es Siemens erhofft hatte. 4,2 Milliarden Euro seien eine stolze Summe, das Volumen "genau richtig". "Das sorgt für ausreichend Liquidität und passt im übrigen auch ins strategische Konzept. Denn Siemens will langfristig Anteilseigner bleiben." Der Erlös war für den Industriekonzern zweitrangig. Vielmehr ging es darum, Healthineers die Chance zu geben, mit eigenen Aktien Übernahmen zu finanzieren, um an der Konsolidierung der Medizintechnik-Branche aktiv teilzunehmen.

DEUTSCHE PRIVATANLEGER GRIFFEN BEGIERIG ZU



Die Emission sei mehrfach überzeichnet gewesen, sagte ein Healthineers-Sprecher. Investmentbanker sagten, die Nachfrage sei zum Ausgabepreis am Ende dreimal so hoch gewesen wie das Angebot von 150 Millionen Aktien. Bemerkenswert hoch war die Nachfrage deutscher Privatanleger. An sie ging jede zwölfte Healthineers-Aktie - bei anderen Neuemissionen lag der Anteil zuletzt oft bei nur einem Prozent. Allein 30 Prozent wurden im Inland zugeteilt - auch das mehr als üblich. An Investoren aus den USA, wo Siemens stark auf die Nachfrage der spezialisierten Medizintechnik- und Technologiefonds gesetzt hatte, gingen 21 Prozent.

Der Frankfurter Börse steht in den nächsten Monaten eine Flut von Neuemissionen bevor. Die DWS, der Vermögensverwalter der Deutschen Bank, will sein Debüt nächste Woche feiern. Milliarden-Börsengänge werden auch vom Bremsen-Konzern Knorr-Bremse und vom Wissenschaftsverlag Springer Nature erwartet. In der Schlange stehen unter anderen der Wohnmobil-Hersteller Knaus-Tabbert, der Textil-Discounter Takko, der Möbelversender Home24 und der Homeshopping-Sender HSE24.

rtr