Der Boom ist vorüber. Nach zwei Jahren mit kräftigen Gewinnsteigerungen hat Siltronic die Erwartungen der Börse deutlich gedämpft: 2019 werde der Umsatz in etwa ­stagnieren, die operative Marge leicht unter dem Niveau des Vorjahres liegen, meldete der Münchner Technologiekonzern.

Analysten hatten bereits mit einer schwächeren Dynamik gerechnet, waren aber dennoch zu optimistisch. Um rund zwölf Prozent müsse die Konsensschätzung der Analysten für den operativen Gewinn gekürzt werden, kalkuliert die Citigroup. Der Kursrutsch der Aktie, die am Donnerstag in der Spitze mehr als zehn Prozent einbüßte, war also berechtigt.

Siltronic-Aktionäre sind extreme Ausschläge gewohnt. Kein Titel im MDAX schwankt so stark wie das Papier des Waferherstellers. In den Jahren 2016 und 2017 ging es fast immer nach oben. In der Spitze hatte sich der Börsenwert mehr als verzwölffacht, und das aus gutem Grund. Siltronic ist mit seinen Produkten Teil eines großen Wachstumsmarkts: Die hauchdünnen ­Siliziumscheiben aus den Reinst­laboren von Siltronic sind die Basis für die Herstellung von Computerchips. Damit profitiert der Konzern von vielen großen Trends des digitalen Zeitalters.

Der Markt dürfte langfristig weiter wachsen, das Geschäft aber ist stark zyklisch. Enttäuschende Verkaufszahlen des iPhone oder auch Absatzschwäche der Autoindustrie sind auch für Siltronic schlechte ­Signale. Verstärkt wird der Zyklus durch Investitionen: In Boomphasen werden die Kapazitäten ausgeweitet, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Das aber drückt spätestens im nächsten Konjunkturabschwung auf die Marge.

Besserung in Sicht

Die große Kunst für Investoren liegt darin, die Zyklen der Chip­industrie zu antizipieren. Seit dem Rekordhoch der Siltronic-Aktien vor knapp einem Jahr hat sich der Börsenwert nahezu halbiert. Eine Abkühlung ist also zumindest teilweise im Kurs verarbeitet.

Das Unternehmen selbst geht davon aus, dass der Waferabsatz im ersten Halbjahr 2019 deutlich unter dem des zweiten Halbjahres 2018 liegen wird, sich dann aber erholt. Bei den Investitionen will Siltronic kürzer treten: Bereits begonnene Projekte sollen planmäßig fertiggestellt werden, 2020 aber will der Vorstand die Investitionen deutlich reduzieren.

Auffallend ist die hohe Dividendenrendite der Aktie: Analysten erwarten laut der vom Finanzdienst Bloomberg ermittelten Konsensschätzung für das vergangene Geschäftsjahr eine Ausschüttung von 4,80 Euro je Aktie. Damit käme Siltronic auf eine Dividendenrendite von mehr als fünf Prozent, also ein Niveau deutlich über der durchschnittlichen Rendite etwa in MDAX oder DAX.

Die Dividende ist an den Gewinn gekoppelt: Rund 40 Prozent sollen bei Siltronic an die Aktionäre gehen. Gewinnrückgänge würden damit auf die Ausschüttung durchschlagen. Analysten gehen derzeit aber davon aus, dass die Ausschüttung für das laufende und das kommende Jahr konstant bleibt. Eine Dividendenrendite auf dem aktuellen Niveau könnte den Aktienkurs stabilisieren.