Es war ein herausforderndes und spannendes Jahr", kommentierte Christoph von Plotho, Chef des Waferherstellers Siltronic, das Geschäftsjahr 2019. Im Klartext bedeutet diese Floskel für Anleger meist: Achtung, hier kommen grottenschlechte Zahlen. Und auf den ersten Blick war genau dies der Fall: Der Umsatz der Münchner sank nach vorläufigen Zahlen um rund 13 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro, der operative Gewinn ging um über 30 Prozent in die Knie und landete bei gut 400 Millionen Euro, die operative Marge fiel wie ein Stein von 41 Prozent im Vorjahr auf 32 Prozent.

Das Vorjahr war dabei das beste in der Unternehmensgeschichte für den Hersteller der Siliziumscheiben, aus denen, nach Belichtung und anderen hochkomplexen Produktionsschritten, diverse Sorten von Halbleitern wie Speicherchips oder Prozessoren werden. Nach dem Boomjahr litt Siltronic überdies unter dem Handelskrieg. Auch vor diesem Hintergrund wird die Reaktion des Kapitalmarkts auf die Zahlen verständlich: Die Aktie schnellte in der Spitze um 13 Prozent nach oben, schließlich fiel der Gewinnrückgang nicht so heftig aus wie vielfach befürchtet.

Das Management tut derweil das, was vernünftig ist, wenn es nicht wirklich brummt. "Da wir kaum Einfluss auf die Nachfrage nach unseren Wafern haben, lag und liegt unser Fokus auf unserer technologischen Leistungsfähigkeit, der Erhöhung unserer Produktivität und der Optimierung der Prozesse durch Digitalisierung", so von Plotho. Konkret baut Siltronic in Singapur eine neue Kaltziehhalle für sogenannte Ingots aus Reinstsilizium - das sind große Kristallzylinder, aus denen die ­Wafer gefertigt werden.

Vorsichtige Prognose


Beim Ausblick auf 2020 blieb von Plotho vorsichtig. "Eine Belebung der Nachfrage im Speicherchipbereich ist im ersten Halbjahr noch nicht zu erwarten", heißt es vom Unternehmen, diese Abnehmer haben demnach noch hohe Lagerbestände. Allerdings sei die Nachfrage von Kunden aus dem Logik- und Sensorchipbereich sowie von Chipauftragsfertigern gut. Andere Wettbewerber sind da optimistischer, verzeichnen bereits Aufschwungignale im Speichergeschäft, so das Bankhaus Lampe.

Überdies lässt allmählich der ­Investitionsbedarf nach. Auch die Kapazitätserweiterungen führten 2019 dazu, dass Siltronic mehrmals die Prognosen kassierte, was den Kurs stark belastet hatte.

Im vierten Quartal wies der MDAX-Titel auch deshalb erstmals seit Anfang 2019 beim operativen Netto-Cashflow wieder ein deutliches Plus aus. Experten sehen die Chancen für eine Wende im Geschäft: "2020 wird der Beginn des nächsten Aufwärtszyklus, der durchaus zwei Jahre anhalten kann", sagt Analyst Veysel Taze vom Bankhaus Lampe. Spätestens, wenn sich die Lager der Kunden leeren, die im Massengeschäft mit Speicherchips aktiv sind, dürfte Siltronic wieder positive zweistellige Zuwächse beim Gewinn einfahren. Schließlich treibt die anhaltende Digitalisierung die Nachfrage nach Smartphones, Tablets oder Fitnesstrackern weiter an -ohne Wafer geht hier nichts.

Sprung: Der Widerstand bei 100 Euro wurde kurz überwunden, weiteres Potenzial bis etwa 120 Euro. Sehr riskante, volatile Aktie.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 120,00 Euro
Stoppkurs: 99,88 Euro