Die Big Player der deutschen Softwarebranche wussten mit ihren Geschäftszahlen für 2018 nicht zu überzeugen. Sowohl die Bilanz von SAP wie auch die der Software AG fiel an der Börse durch. Beide geloben aber Besserung: Während sich die Walldorfer mit einem Restrukturierungsprogramm verjüngen möchten, setzt Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar auf eine Neuausrichtung.

Deutschlands zweitgrößter Softwarekonzern musste 2018, vor allem wegen negativer Währungseffekte, einen Umsatzrückgang um 1,5 Prozent verkraften. Aber auch der wichtige Bereich Integrationssoftware - ohne Cloud und Internet der Dinge (IoT) - enttäuschte mit einem Rückgang im vierten Quartal. Dass sich im Gesamtjahr dennoch ein Zuwachs in der größten Sparte des Konzerns ergeben hat, ist primär dem Cloud- und IoT-Geschäft zu verdanken. Dieses hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.



Transformation startet



Eben an diesem Hebel setzt Brahmawar, der erst seit August den Konzern steuert, an. Mit einem Umbau möchte er die Software AG in eine "neue Ära der Digitalisierung" führen. Dazu zieht er auch Übernahmen in Betracht, insbesondere in den Bereichen Datenintegration und IoT. "Wir haben die nötige Finanzkraft, um unser Geschäft auch durch gezielte M & A-Transaktionen zu transformieren", bestätigt Finanzvorstand Arnd Zinnhardt. Möglich wären Zukäufe im Wert von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Auch wenn die 2018er-Bilanz der Software AG etwas enttäuschend ausfiel, entscheidend für Anleger ist der Blick nach vorn. Der Schritt von Brahmawar ist mutig, BÖRSE ONLINE bleibt der Aktie daher wohlgesonnen. Positiv gestimmt sind wir auch für das Unternehmen Atoss Software, das ebenfalls bereits seine Bücher für das abgelaufene Jahr offenlegte. Nach vorläufigen Zahlen hat der Spezialist für Workforce Management, also für Lösungen für eine optimale Personaleinsatzplanung, 2018 das 13. Rekordjahr in Folge erzielt. Das heißt, auch durch die Krisenjahre 2007/08 steuerte das Unternehmen sicher auf einem Wachstumskurs.



Im abgelaufenen Geschäftsjahr nahmen die Erlöse um 15 Prozent auf 62,6 Millionen Euro zu. Das Betriebsergebnis kam erneut überproportional voran und zog um ein Fünftel auf 16,9 Millionen Euro an. Folglich legte die Umsatzmarge um einen Prozentpunkt auf 27 Prozent zu. Damit stecken die Münchner das Gros ihrer Konkurrenten locker in die Tasche. Besonders gut entwickelte sich das Geschäft mit Softwarelizenzen und darunter vor allem jenes mit der Cloud, das sich mehr als verdoppelte. Rund ein Drittel der Spartenerlöse entfallen somit bereits auf die Mietsoftware. Die Aktionäre dürfen sich zudem über eine hohe Dividende von 4,00 je Aktie, darin enthalten ist eine Sonderausschüttung von 2,60 Euro, freuen.

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Wachstumsmotor Cloud



Wie das Beispiel Atoss zeigt, sind die Cloudangebote oftmals der Wachstumtreiber im Konzern. Laut den Marktforschern von Gartner gilt dies für den gesamten Unternehmenssoftwarebereich. Während die Experten die weltweiten Ausgaben für Enterpriselösungen im Jahr 2019 auf 431 Milliarden Dollar schätzen, ein Plus von 8,5 Prozent, sollen die darin enthaltenen Cloud-Umsätze überproportional um 17,5 Prozent auf 214 Milliarden Dollar klettern. Einen Teil dieses Kuchens möchte sich auch Fabasoft abschneiden. Das Unternehmen aus Linz beschäftigt sich überwiegend mit Dokumenten- und Wissensmanagement und verfügt darüber hinaus mit der Tochter Mindbreeze noch über einen Trumpf im Bereich Künstliche Intelligenz. Die Digitalisierung der Geschäftsprozesse spült Fabasoft ordentlich Geld in die Kasse. Im ersten Halbjahr 2018/19 (31. März) legten die Erlöse und der operative Gewinn prozentual zweistellig zu. Mit neuen Produkten, die im ersten Halbjahr entwickelt wurden, sieht Fabasoft in der zweiten Hälfte gute Chancen, neue Kunden zu gewinnen und den Umsatz bei Bestandskunden anzukurbeln.

Großer Übernahmeappetit



Mit strategischen Zukäufen machten zuletzt Nemetschek und Nexus auf sich aufmerksam. Letztgenannter Anbieter von Software für Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen verleibte sich vergangenen Herbst die Roche Diagnostics IT Solution ein. "Die Produkte schließen in unserem Portfolio die letzten wesentlichen Produktlücken", begründet Nexus diesen Schritt. Folglich dürfte die neue Tochter den Wachstumskurs bestens unterstützen. Die Analysten von Hauk & Aufhäuser rechnen damit, dass die ehemalige Roche-Tochter bereits 2021 eine "solide Profitabilität" erreichen wird.

Ein Blick auf die Historie der Neunmonatszahlen verrät, dass sich Nexus auf einem nachhaltigen Erfolgskurs befindet. Die Erlöse verbesserten sich von 21,4 Millionen Euro 2007 ohne Ausnahme Jahr für Jahr auf mittlerweile 95,9 Millionen Euro. Ein ebenso hohes Tempo schlug die Firma beim operativen Ergebnis an, das zwischen Januar und September 2018 erneut um 16,3 Prozent vorankam. Für weitere Zuwächse im laufenden Jahr dürfte unter anderem die Kooperation mit Olympus sorgen. Der Partner führt die Endoskopiesoftware von Nexus in immer mehr Märkten, wie zum Beispiel Australien, ein.

Bei dem Spezialisten für Bausoftware Nemetschek ließ die Übernahme der niederländischen Axxerion Mitte Januar aufhorchen. Mit diesem Deal treiben die Münchner nicht nur die Internationalisierung voran, sondern stärken auch gleichzeitig ihre Position im Markt für Gebäudemanagement, dessen weltweites Volumen auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt wird. Der Anbieter von Cloud-Lösungen für das Facility- und Immobilienmanagement kommt zwar erst auf einen Jahresumsatz von rund zwölf Millionen Euro, allerdings wächst Axxerion laut Nemetschek schnell und ist hochprofitabel.

In Sachen Rentabilität zählt die Firma schon lange zu den Top-Titeln aus dem Softwarebereich. Nach neun Monaten legte die operative Marge trotz hoher Investitionen auf 26,7 Prozent zu und lag damit bereits am oberen Ende der Zielspanne für 2018 von 25 bis 27 Prozent. Begleitet wird die hohe Profitabiliät von starken Gewinnsteigerungen. So verbesserte sich das Ergebnis je Aktie zwischen 2012 und 2017 im Schnitt um jährlich knapp ein Drittel. Der kleinen Verschnaufpause 2018 - die Zahlen werden am 6. Februar (nach Redaktionsschluss) bekannt gegeben - dürfte 2019 erneut ein starkes Jahr folgen. Der Analystenkonsens rechnet mit einem Gewinnplus von einem Viertel. Auch wenn die Nemetschek-Aktie nicht ganz billig ist, aufgrund des hohen Wachstums und der Profitabiliät sehen wir in dem jüngsten Rücksetzer eine Kaufchance.

Für einen Einstieg ist es bei Intershop dagegen noch zu früh, allerdings klingt die neue Strategie des Unternehmens "Cloud first" vielversprechend. Der Anbieter von E-Commerce-Lösungen kann bereits erste Erfolge feiern. In der Cloud-Sparte legte der Auftragseingang 2018 auf 7,2 Millionen Euro zu, das entspricht rund dem 3,5-Fachen im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings verschlingt der Konzernumbau viel Geld. Daher sammelte Intershop im Januar rund fünf Millionen Euro über eine Kapitalerhöhung ein. Bei dem Small Cap sollten Anleger abwarten, ob der Firma nach vielen Versuchen nun nachhaltige Erfolge bei der Transformation des Geschäftsmodells gelingen.



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