Mit einem Naserümpfen haben Anleger die Jahresbilanz und denAusblick von Symrise quittiert: Enttäuscht von der in Aussicht gestellten Marge des Duft- und Aromenherstellers, warfen sie die Aktien des im MDAX notierten Unternehmens aus ihren Depots und schickten den Kurs auf Talfahrt. Der Titel fiel auf den niedrigsten Stand seit sieben Monaten und kam unserem bisherigen Stoppkurs von 60,00 Euro mit einem Stand von 60,44 Euro bedrohlich nahe. Aus diesem Grund schauen wir mal genauer hin.

Im vergangenen Geschäftsjahr verdiente Symrise mit rund 270 Millionen Euro unterm Strich knapp zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz wuchs um gut drei Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen eine um drei Cent höhere Dividende von 88 Cent je Aktie erhalten. Luftsprünge rechtfertigt das nicht. Und auch die Profitabilität schrumpft. 2018 soll sie bei 20 Prozent liegen, 2017 betrug sie 21 Prozent, 2016 waren es noch 21,5 Prozent. Grund dafür sind hohe Rohstoffkosten - etwa für Vanille - und der starke Euro, der sich in negativen Währungseffekten niederschlägt. Hinzu kommt der Ausfall eines wichtigen Lieferanten, der die ganze Branche belastet und natürlich auch Symrise zu schaffen macht. Zusammengenommen spricht das nicht für eine klare Kaufempfehlung.

Doch Vorstandschef Heinz-Jürgen Bertram gibt sich zuversichtlich: "Der Start ins Jahr war sehr solide trotz des Gegenwinds werden wir weiter wachsen", sagte er auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main. Selbst wenn die operative Rendite (Ebitda-Marge) dieses Jahr leicht unter dem Vorjahreswert liegt, hält der Konzernchef am mittelfristigen Ziel fest, bis zum Jahr 2020 eine Ebitda-Rendite von 19 bis 22 Prozent zu erzielen. 2018 läge die Profitabilität dann eben einmal etwas näher am unteren Ende des Zielkorridors. Der Manager selbst nutzte die Kursschwäche zum Nachkauf: Er habe am Morgen 1000 Papiere zum Preis von 61,64 Euro geordert, sagte er BÖRSE ONLINE am Rande der Veranstaltung.

Wie der Vorstandschef auf der Bilanzpressekonferenz erklärte, will das Unternehmen 2018 schneller wachsen als der weltweite Markt für Duftstoffe und Aromen. Für diesen wird ein Zuwachs um drei bis vier Prozent erwartet. Auch soll das Geschäft mit weiteren Zukäufen ausgebaut werden - sofern sich eine passende Gelegenheit ergebe. Symrise prüfe "ständig zwischen fünf und zehn mögliche Akquisitionskandidaten", viele Zukäufe seien aber schlicht zu teuer.

Zuletzt hatten die Niedersachsen ihr Duftstoffgeschäft 2015 mit dem Kauf der amerikanischen Pinova um natürliche Rohstoffe gestärkt. Diese Akquisition erweist sich jetzt einmal mehr als kluger Schachzug: Dank Pinova kann Symrise einen Lieferausfall von BASF bei der Aromachemikalie Citral durch die eigene Produktion ausgleichen. Dazu seien interne Produktionsprozesse umgestellt worden, sagte Bertram. Symrise könne seinen Kunden, anders als mancher Wettbewerber, die zugesagten Produkte weiterhin liefern. "Wir haben die Rohstoffe, egal wie lange die Citralkrise bei BASF andauert", erklärte Bertram. "Allerdings haben wir sie nicht immer dort, wo wir sie gerade brauchen." Die Kapazitäten reichten für den eigenen Bedarf, allerdings mache sich das bei den Kosten bemerkbar.

Bei dem Ludwigshafener Chemiekonzern hatte es Ende Oktober in der Citralanlage gebrannt. Seitdem ist die Anlage außer Betrieb, sie wird frühestens Ende März wieder produzieren. Citral ist ein wichtiger Grundstoff für viele Düfte und Aromen, aus dem Zitrusdüfte, aber auch das nach Lavendel riechende Linalool und das für Rosenduft verantwortliche Geraniol hergestellt werden. Als Weltmarktführer produziert BASF jährlich rund 40 000 Tonnen der Aromachemikalie. Symrise destilliert die aus Citral erzeugten Zitrusdüfte derzeit bei Pinova aus Terpenen, einem Pinienextrakt.

Höhere Kosten, teure Währungen



Zu den Kosten, die durch den Lieferausfall bei BASF entstehen, kommt der Preisanstieg natürlicher Rohstoffe, wie der gestiegene Preis für Vanille, der nach einer Missernte in Madagaskar in die Höhe schoss. Auch der starke Euro belaste Symrise weiterhin, sagte Bertram. 2017 hatten Währungseffekte den Umsatz um 52 Millionen Euro oder 1,8 Prozentpunkte geschmälert. Angesichts des Gegenwinds von der Rohstoff- und Währungsseite "spricht es für unser Vertrauen in unser Geschäft, dass wir eine solch klare Aussage machen", sagte Bertram mit Blick auf den Plan, 2018 ein stärkeres Wachstum zu erzielen als der Markt. "Die Zeit des Rückenwinds ist vorbei. Das ist nicht unerwartet - aber wir werden damit umgehen können", erklärte Bertram.