Die ThyssenKrupp-Stahlsparte würde total abhängig von einem ausländischen Investor, von dem man nicht wisse, wie er sich in Sachen Sicherung der Arbeitsplätze und Standorte sowie der Mitbestimmung und der Arbeitnehmerrechte verhalte, kritisierte Segerath, der auch im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt.

Das "Handelsblatt" hatte zuvor unter Berufung auf einen Konzernmanager berichtet, dass die Essener bei einem Zusammenschluss nicht die Mehrheit übernehmen wollen, um das Stahlgeschäft aus der Bilanz zu bekommen. Der Konzern wollte sich dazu nicht äußern. An der Börse legte die Aktie zeitweise über drei Prozent zu.

IG METALL GEHT AUF DIE BARRIKADEN



"Es ist schon ein Armutszeugnis, wenn angeblich hochrangige Führungskräfte von Thyssenkrupp anonym im 'Handelsblatt' die Fusion diskutieren", sagte der IG-Metall-Vertreter im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Steel Europe, Detlef Wetzel. "Das alles zeigt nur, dass die ganze Debatte schon längst schädlich für das Unternehmen geworden ist. Der Vorstand ist dabei, die Reputation von Thyssenkrupp Steel Europe zu zerstören. Das ist ungeheuerlich", fügte der frühere IG-Metall-Chef hinzu. Sollte Thyssenkrupp an der Fusion mit Tata festhalten, werde dagegen gehalten. "Das ist keine Frage."

Thyssenkrupp spricht bereits seit dem vergangenen Jahr mit Tata über eine Fusion der Stahlgeschäfte. Laut Betriebsrat hat Finanzvorstand Guido Kerkhoff eine Entscheidung im Sommer in Aussicht gestellt - für oder gegen eine Fusion. Vorstandschef Heinrich Hiesinger wolle noch im Juli nach Indien reisen, um dort direkt mit Tata-Chef Natarajan Chandrasekaran auszuloten, ob der Deal gelingen könnte, berichtete das "Handelsblatt". Von Tata in Indien war keine Stellungnahme zu erhalten. Die britische Tochter erklärte, die Gespräche mit Thyssenkrupp über eine Fusion verliefen konstruktiv, der Ausgang sei aber offen.

Bei einer Fusion würden die Stahlunternehmen den zweitgrößten Stahlkonzern in Europa nach ArcelorMittal schmieden. Thyssenkrupp-Chef Hiesinger verspricht sich von einem Zusammenschluss Synergieeffekte und eine Konsolidierung der Branche, der neben dem Preisdruck und der Billig-Konkurrenz aus Asien Überkapazitäten zu schaffen macht. Die Arbeitnehmervertreter werfen Hiesinger vor, dass es ihm in erster Linie um Bilanzkosmetik gehe. Der Konzern wolle seine Bilanz aufhübschen, indem er Schulden und Pensionsverpflichtungen in Milliardenhöhe auf das Joint Venture abwälze, das damit zu einer Art "Stahl-Bad Bank" werde.

"Wieso wird durch eine so unqualifizierte Vorgehensweise die Stahlsparte schlecht gemacht?", kritisierte Betriebsratschef Segerath. Er forderte den Vorstand auf, für Klarheit zu sorgen. "Es ist ein unerträglicher Zustand für die Beschäftigten. Die Unruhe ist groß. Die Mitarbeiter brauchen eine Perspektive." Thyssenkrupp Steel Europe beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter.

rtr