Dass das Unternehmen nun im deutschen Leitindex vertreten ist, dürfte ihm weiteren Auftrieb geben und zumindest kurzfristig auch den Kurs befeuern, da Indexfonds (ETF), die den Dax abbilden, sich mit MTU-Aktien eindecken müssen. Die Entscheidung der Deutschen Börse kam wie erwartet am späten Mittwochabend. Vorstandschef Reiner Winkler freut sich: "Der Aufstieg ist eine weitere Bestätigung der erfolgreichen Entwicklung der MTU in den vergangenen Jahren und ein Beleg für die Attraktivität unserer Aktie", erklärte er. "Wir sehen den Sprung in den Dax als Ansporn, unsere profitable Wachstumsstrategie auch in Zukunft erfolgreich weiter fortzusetzen."

Der Börsenwert von MTU liegt mittlerweile bei rund 13 Milliarden Euro, der Konzern ist damit an der Börse nur gut eine halbe Milliarde Euro weniger wert als die Deutsche Bank. Anleger griffen am Donnerstag zu: MTU-Aktien stiegen zunächst auf ein Rekordhoch von 257,20 Euro, bevor Gewinnmitnahmen die Titel wieder ein Prozent ins Minus auf 251 Euro drückten. Damit waren sie aber immer noch rund 30 Prozent teurer als Ende Mai. Der Dax legte im gleichen Zeitraum gerade einmal gut drei Prozent zu.

Der Finanzinvestor KKR hatte die damalige MTU München ("Motoren- und Turbinen-Union") 2003 vom Autobauer Daimler übernommen und zwei Jahre später an die Börse gebracht. Im Dax ersetzt MTU nun das Gründungsmitglied ThyssenKrupp, nachdem der Stahlkonzern in den vergangenen zwölf Monaten einen Kursrutsch von fast 50 Prozent erlebt hat. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Immobilienkonzern Deutsche Wohnen setzte sich MTU schließlich dank der Kursentwicklung im August durch.

Der Konzern mit 10.000 Mitarbeitern, der lange unter dem Radar vieler Anleger flog, peilt auch dieses Jahr wieder ein Rekordjahr an. Getrieben wird das Geschäft maßgeblich vom Erfolg des A320neo, dem neuen Verkaufsschlager des europäischen Flugzeugbauers Airbus. Pratt & Whitney liefert dafür die neuen, kerosinsparenden Triebwerke, an denen MTU mit knapp einem Fünftel beteiligt ist. Nach Anlaufschwierigkeiten haben die beiden Triebwerkshersteller die Auslieferungen 2018 nahezu verdoppelt. Im laufenden Jahr soll die Produktion der A320neo-Triebwerke nach Winklers Worten um 25 bis 30 Prozent steigen.

Zivile und militärische Luftfahrt


Wie in der Branche üblich, sind die Konkurrenten von MTU auf dem Weltmarkt in anderen Projekten Partner - und umgekehrt: Dazu zählen die französische Safran, die britische Rolls-Royce sowie die US-Konzerne Pratt & Whitney und General Electric.

Getrieben vom Geschäft mit der zivilen Luftfahrt schraubte der Konzern, der sowohl Airbus als auch den US-Erzrivalen Boeing beliefert, die Erwartungen weiter nach oben. Der bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll 2019 nun auf rund 750 (2018: 671) Millionen Euro steigen, gut 20 Millionen mehr als ursprünglich erwartet. Der Umsatz soll 4,7 Milliarden Euro erreichen.

Im Militär-Geschäft, das bei MTU etwa ein Zehntel ausmacht und im ersten Halbjahr neun Prozent zulegte, gibt es Licht und Schatten: Einerseits haben die Münchner gemeinsam mit Safran den Zuschlag für die Entwicklung des Triebwerks des neuen deutsch-französischen Kampfjets bekommen, der ab 2040 nach und nach den Eurofighter und die Rafale ablösen soll. Andererseits bleibt der deutsche Rüstungsexport-Stopp gegen Saudi-Arabien ein Risiko: MTU ist mit Airbus an einem von BAE Systems geführten Konsortium beteiligt, das 48 Eurofighter-Kampfjets für zehn Milliarden Pfund an das Wüstenkönigreich liefern soll.

rtr