Nehmen im Sommer die Reisebuchungen zu, könnte den Hannoveranern die Trendwende gelingen, argumentieren die Bullen. Das könnte theoretisch sein, ist aber nicht realistisch. So ist etwa überhaupt nicht klar, ob geimpfte Menschen das Virus nicht doch übertragen können. Unklar ist auch, ob sich nicht die Gewohnheiten der Touristen ändern werden. Klar ist allerdings, dass TUI in diesem Jahr nicht an das Vor-Pandemie-Niveau heranreichen wird. Das heißt aber auch, dass der Cashverbrauch hoch bleiben wird. Da kann das aktuelle Polster von rund 1,2 Milliarden Euro schnell schrumpfen. Auch wenn die Liquidität aktuell noch nicht drückt, steht der Konzern laut Berechnungen der US-Ratingagentur Moody’s mit 10,8 Milliarden Euro in der Kreide. Im Geschäftsjahr vor der Krise hatte TUI ein Betriebsergebnis von 768 Millionen Euro erzielt. Das zeigt: Selbst in einem guten Geschäftsjahr kann TUI mit dem Cashflow diesen Schuldenberg nicht abbauen. Es ist davon auszugehen, dass Substanz abgestoßen werden muss, etwa Hotelliegenschaften. Was jedoch die Fähigkeit, künftig Cashflow zu erwirtschaften, reduziert. Das heißt: Selbst wenn sich im besten Fall die Lage 2022 normalisieren sollte, muss TUI einmal mehr die Finanzierungsseite neu ordnen. Es ist bei drohender Umschuldung mit einer massiven Verwässerung der Aktionäre zu rechnen. Und wenn sich 2022 die Lage nicht wieder normalisiert, ist sogar ein Totalverlust nicht ausgeschlossen.