Aktien des Börsenneulings stiegen bis zum Nachmittag auf bis zu 11,05 Euro und lagen damit zeitweise gut zehn Prozent über ihrem ersten Kurs von 10,02 Euro. Analysten hatten den Wert des Papiers auf elf bis 15 Euro taxiert, für Uniper war aber auch ein deutlicher Kursrückgang befürchtet worden. "Wir haben widerlegt, dass die Abspaltung nicht funktionieren würde", sagte E.ON-Chef Johannes Teyssen. Trotzdem rechnet er mit einer Achterbahn-Fahrt für den Börsenneuling. Die Kursentwicklung kann massive Auswirkungen auf E.ON haben: Die Investoren versahen Uniper zunächst mit einem Preisschild von rund 3,9 Milliarden Euro. In den E.ON-Büchern ist Uniper aber rund drei Mal höher bewertet.

Für Anleger rechnete sich die Kernspaltung des Versorgers am Montag aber erst einmal. Trotz des E.ON-Kurssturzes von zeitweise knapp 15 Prozent lag der Börsenwert der beiden Firmen am Mittag zusammengerechnet bei etwa 17,6 Milliarden Euro. Zum Schlusskurs vom Freitag wurde E.ON noch mit 15,9 Milliarden Euro bewertet. E.ON-Chef Teyssen hatte dem Stromriesen als Konsequenz aus den Turbulenzen der Energiewende die Aufspaltung verordnet.

"Mit der Börsennotierung ist Uniper jetzt ein eigenständiges Unternehmen", sagte Uniper-Chef Klaus Schäfer, nachdem er in der Frankfurter Börse die Glocke für das Debut seines Unternehmens geläutet hatte. Dies sei ein "ganz wichtiger Tag" für Uniper. Der Düsseldorfer Versorger kümmert sich um das Traditionsgeschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken. Mutter E.ON konzentriert sich auf das Ökostromgeschäft. Uniper sei aber alles andere als "eine Resterampe", bekräftigte Teyssen. Der Börsenneuling steht von Anfang an wegen der stark gefallenen Strom-Großhandelspreise unter Druck. Im Halbjahr fuhr Uniper mit knapp 14.000 Mitarbeitern wegen hoher Abschreibungen auf seine Kraftwerke und Gasspeicher 3,9 Milliarden Euro Verlust ein.

Auch der ebenfalls unter einem Verfall der Strompreise ächzende Konkurrent RWE spaltet sich auf, seine Ökostromtochter Innogy strebt auf das Börsenparkett. "Die Vorbereitungen des Innogy-Börsengangs liegen sehr gut im Plan", erläuterte RWE-Chef Peter Terium, der auf den Chefposten von Innogy wechseln wird. Über eine Kapitalerhöhung sollen zunächst rund zehn Prozent neue Innogy-Aktien ausgegeben werden. Zudem sei beabsichtigt, im gleichen Schritt weitere Aktien aus dem RWE-Portfolio zu platzieren - der Konzern will die Anteilsscheine so versilbern. Für den Börsengang ist er optimistisch: "Das Interesse bei den Investoren ist sehr hoch", sagte Terium Reuters.

E.ON NIMMT MIT UNIPER-BÖRSENGANG KEIN GELD EIN



Der Mutterkonzern E.ON nahm mit dem Uniper-Börsengang kein Geld ein. Der Energiekonzern hatte seinen Aktionären 53,35 Prozent der Uniper-Anteile - das sind 195,2 Millionen Aktien - ins Depot gelegt. Sie erhielten am Wochenende für je zehn E.ON-Aktien eine Uniper-Aktie dazugebucht. Rund ein Viertel dieser Aktien landeten bei Fonds, die nur den Aktienindex Dax abbilden. Uniper wird aber nicht wie die Mutter E.ON Bestandteil des Leitindex sein - vielmehr könnte das Unternehmen wohl in den MDax einziehen. Deshalb mussten diese Fonds die Aktien beim Börsenstart oder in den Tagen danach wieder auf den Markt werfen. Denn Uniper blieb nur dank einer Sonderregelung einen Tag als 31. Mitglied im Dax - deshalb wurde über massive Verkäufe von Index-Fonds spekuliert. Trotzdem blieb ein Absturz zunächst aus: Uniper sei für Anleger attraktiv, die auf eine hohe Ausschüttung setzten, sagte Aktienexperte Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel. "Bei einem Kurs von zehn Euro liegt die Dividendenrendite bei 5,5 Prozent."

ANTEILE STEHEN FÜR ELF BIS ZWÖLF MILLIARDEN IN E.ON-BÜCHERN



Branchenexperten hatten einen Firmenwert von vier Milliarden bis 5,5 Milliarden Euro erwartet - auch daher stammte die Erwartung, eine Uniper-Aktie werde elf bis 15 Euro kosten. Die Anteile stehen aber mit elf bis zwölf Milliarden Euro in der E.ON-Bilanz. Nach der Börsennotierung muss E.ON den Wert neu überprüfen. Liegt der Börsenkurs deutlich darunter, drohen erneute Abschreibungen. Bereits Mitte August hatte E.ON den Wert der Beteiligung um rund drei Milliarden Euro nach unten korrigiert.

Teyssen rechnet nun mit weiteren Kursturbulenzen für Uniper: "Allerdings ist zu erwarten, dass auch diese Abspaltung ähnlich wie Lanxess und Osram in den ersten Tagen und Monaten nach dem Börsendebüt durch die notwendige Achterbahnfahrt muss." Diese Beispiele von Abspaltungen zeigten aber, dass dann ruhiges Fahrwasser folge: Alle diese Unternehmen seien nach der turbulenten Anfangsphase an den Börsen "wohl gelitten", sagte Teyssen.

rtr