Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 01.06.2017 in Heftausgabe 22/2017

Günstig einkaufen und gewinnbringend wieder verkaufen - das Credo von Börsenlegenden wie Warren Buffett klingt relativ simpel. Die Erfolgsformel dieser antizyklischen Strategie: Sie setzt auf Aktien, die vom breiten Markt noch weitgehend unbeachtet und obendrein unterbewertet sind.

Um solche Schätze zu entdecken, zählt für Value-Investoren deren innerer Wert - mehr nicht. Ermittelt wird diese Orientierungsmarke zum einen durch eine Reihe von betriebswirtschaftlichen Kennziffern, die Rückschlüsse auf Finanzlage, Rentabilität und Kapitalausstattung geben. Zum anderen geht es darum, die richtigen Erkenntnisse zur Marktposition, zur Innovationsfähigkeit und zur Qualität des Managements zu gewinnen. In der wertorientierten Aktienanalyse werfen die Papiere die beste Rendite ab, bei denen es Anlegern gelingt, zu einem Kaufpreis unter dem inneren Wert einzusteigen.

Wie aber verhält es sich damit in der aktuellen Marktphase, in der zahlreiche Aktien und Börsenindizes von einem Allzeithoch zum nächsten eilen? "Wir sind toleranter, was die Anforderungen an die Bewertung angeht. Stattdessen konzentrieren wir uns stärker auf Firmen, die aus einer Krise herauskommen und mit ihrem operativen Geschäft wieder ins Laufen kommen", sagt Hendrik Leber, geschäftsführender Gesellschafter der Fondsgesellschaft Acatis.

Leber macht diese Entwicklung an der sogenannten Sicherheitsmarge fest: "Bei uns ist diese Marge von 20 auf fünf Prozent zusammengeschrumpft. Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass sich das gesamte Bewertungsniveau durch die dauerhaft niedrigen Zinsen quer durch alle Branchen nach oben verschoben hat." Die Sicherheitsmarge, also der Abstand vom inneren Wert zum Börsenwert, ist gemäß Value-Definition ein Risikopuffer für Investoren. Und je dicker dieser Puffer ist, desto günstiger ist der Kaufpreis.

Kaufkurse für wertorientierte Investoren sieht auch Vermögensverwalter Jens Ehrhardt, Geschäftsführer von DJE Kapital in Pullach bei München: "Auf Sicht der nächsten sechs bis neun Monate wird das Börsenumfeld positiv bleiben und für Value-Investoren gute Opportunitäten zu Aktienkäufen liefern." Die durchschnittliche Sicherheitsmarge in seinen Fonds beziffert der Börsenveteran auf 15 Prozent.

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Starke Firmen - Höhere Gewinne



Zugleich spricht auch eine Reihe von Indikatoren dafür, dass es an den Börsen dieses Jahr weiterhin aufwärtsgeht. So ist bei den Geschäftszahlen zum Auftaktquartal 2017 die Zahl der Unternehmen weiter gestiegen, die ihre Prognosen fürs Gesamtjahr nach oben korrigiert haben. Der noch vor einem Jahr zu beobachtende Trend, die ursprünglichen Vorgaben nach unten zu korrigieren, hat sich ins positive Gegenteil verkehrt. Das gilt vor allem für die europäischen Märkte. Eine aktuelle Studie der Bank of America Merrill Lynch kommt nach der Hälfte aller vorliegenden Quartalsberichte der Firmen aus dem gesamteuropäischen Stoxx-600-Index zu dem Ergebnis, dass 67 Prozent aller Gesellschaften beim Gewinn und 72 Prozent beim Umsatz die Analystenschätzungen übertroffen haben.

Gerade das Umsatzwachstum ist bemerkenswert, denn in den Vorjahren speiste sich das Gewinnwachstum bei vielen Firmen in erster Linie aus Synergieeffekten durch Einsparungen und Umstrukturierungen. Zuletzt waren die positiven Gewinnrevisionen auf dem höchsten Stand seit 2011. Dabei lieferte der Finanzsektor die meisten Überraschungen, aber auch Firmen aus den Branchen Industrie, Konsumgüter und Gesundheit schnitten überdurchschnittlich stark ab.

Auch das makroökonomische Umfeld stimmt: Mit Ausnahme des Sorgenkinds Italien kommt die Konjunktur in allen Kernstaaten der Eurozone wieder in Schwung. Dazu spielt ein Großteil der politischen Unsicherheitsfaktoren fürs Erste kaum noch eine Rolle - Brexit und Schuldenkrise hin oder her. Spätestens seit den französischen Präsidentschaftswahlen ist die Eurozone auf einem guten Weg zu politischer Stabilität. Der Reformwille steigt, populistische Bewegungen haben das Nachsehen.

Schatzkiste Europa



Worauf kommt es bei der Titelauswahl an? "Der ideale Mix sind europäische Firmen mit niedriger Bewertung, deren Absatzmärkte global aufgestellt sind", meint Fondsmanager Jens Ehrhardt. Zu seinen aktuellen Favoriten zählen beispielsweise Unternehmen aus der Energie- und Ölbranche. "Auch Rohstoffproduzenten haben zuletzt deutlich steigende freie Mittelzuflüsse erzielt. Ebenfalls günstig nach Value-Kriterien bewertet sind Telekomgesellschaften und Gesundheitskonzerne." Wie Leber setzt auch Ehrhardt auf ausgewählte Technologietitel. Der IT-Sektor als Ganzes sei schon gut gelaufen, aber Technologiefirmen - sowohl Bluechips als auch Nebenwerte - glänzten durch hohe Cashreserven und eine starke Eigenkapitalrendite.

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Ertragsperlen finden



Um Positionen aufzubauen, ist für Hendrik Leber die Stetigkeit des Wachstums entscheidend. Kritisch sieht er den US-Markt: "Beim genauen Blick in die Bilanzen der US-Firmen zeigt sich, dass wir hier meistens keine echten Gewinnsteigerungen sehen. Manager werden häufig nach freiem Cashflow und Gewinn pro Aktie bezahlt. Übernahmen werden per Kreditaufnahme finanziert und die Finanzkraft im Gegenzug durch Aktienrückkaufprogramme wieder gestärkt. Die Bewertung steht am oberen Ende. Zu den großen Ausnahmen zählen IT-Größen wie Microsoft, Facebook oder Alphabet, die in Zukunftstechnologien unterwegs sind."

Hans-Peter Schupp von der Fondsboutique Fidecum sieht nach dem jüngsten Aufgalopp an den Börsen vor allem das Nebenwertesegment kritisch: "Im Mid-Cap-Bereich bei Firmen mit einem Börsenwert zwischen einer und fünf Milliarden Euro gibt es kaum noch günstig bewertete Aktien. Anders sieht es bei den Bluechips und den Small Caps mit einer Marktkapitalisierung um die 500 Millionen Euro aus. Auf Länderebene werden wir vor allem in Frankreich und Italien fündig." Das schleppende Wachstum im Verbund mit der drohenden politischen Instabilität habe bislang zahlreiche Anleger davon abgehalten, diese an sich günstig bewerteten Märkte genauer nach Ertragsperlen zu durchforsten. Für den "kohärent antizyklisch" investierenden Schupp ein klares Signal, um diese Märkte nach Kaufkandidaten abzuklopfen.

Value-Aktien sollten zu keiner Marktphase in den Anlegerdepots fehlen. Denn mittel- bis langfristig werden diese günstig bewerteten Unternehmen sicherlich von vielen anderen Investoren entdeckt.

Strategie: Mehrwert mit Value



"Value-Investoren laufen keinen Markttrends hinterher, sondern orientieren sich an einem festen Wertesystem." Mit diesen Worten beschreibt der deutsche Value-Altmeister Hendrik Leber seine Anlagestrategie. Die Kunst der Aktienauswahl nach dem Value-Ansatz besteht darin, über eine Vielzahl von Kennziffern herauszufinden, welche Unternehmen in Bezug auf ihren Kaufpreis unterbewertet sind. Dazu gehören Kennziffern zur Bilanz, Liquidität und Rentabilität, aber auch Zahlen, die Rückschlüsse auf die Geschäftsentwicklung und Marktposition liefern.

Substanz. Der Blick in die Bilanz zeigt, ob eine Firma ihr Wachstum aus eigener Kraft stemmen kann. Aufschluss darüber geben eine im Branchenvergleich hohe Eigenkapitalquote, eine niedrige oder zumindest tendenziell rückläufige Verschuldung sowie steigende Kapitalrückflüsse (Cashflows). Als weiterer Hinweis auf eine gute Finanzkraft gilt, wenn eine Gesellschaft in der Lage ist, ihre Dividende aus dem Cashflow zu bezahlen und kontinuierlich anzuheben. Je größer der Spielraum für höhere Dividendenausschüttungen ist, desto besser stehen Unternehmen und Aktionäre da.

Innovation. Ein Geschäftsmodell liefert nachhaltige Wertschöpfung für Anleger, wenn Produkte und Technologien langfristiges Wachstum garantieren. Das gilt gleichermaßen für Weltkonzerne wie für mittelständische Unternehmen. Entscheidend ist eine Top-Position in den jeweiligen Absatzmärkten oder die führende Stellung in Zukunftstechnologien wie beispielsweise der Elektromobilität, dem Internet der Dinge oder der Künstlichen Intelligenz.

Bewertung. Sind alle Daten analysiert, folgt die Bewertung der Firmen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) im Vergleich zu Wettbewerbern sind hier die gängigsten Parameter. In Marktphasen mit steigenden Kursen und Bewertungen kommt es noch stärker auf die Relation aus erwartetem Gewinnwachstum der nächsten Jahre und dem KGV an. Erhöht sich der Wert gegenüber dem Vorjahr, bleibt eine Aktie trotz steigender Bewertung kaufenswert.

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Fondsquartett mit Renditekick



Wer nach dem Value-Ansatz Aktien analysieren möchte, sollte unbedingt betriebswirtschaftliche Kenntnisse mitbringen und vor allem auch den entsprechenden Zeitaufwand miteinkalkulieren, um das Zahlenmaterial durchzuarbeiten. Eine gute Alternative, um sich das zu ersparen, bieten Fonds, die ihr Portfolio nach Value-Kriterien aufbauen.

Zu den Klassikern zählt hier zum Beispiel der Acatis Gané Value. Der Mischfonds besteht aktuell zu 70 Prozent aus Aktien und zu 22 Prozent aus Anleihen. Die größten Aktienpositionen der Fondsmanager Hendrik Leber und Henrik Muhle bestehen aus Bluechips wie Berkshire Hathaway, der Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffett, doch auch Nischenplayer wie Grenke und L’Occitane sind mit von der Partie.

Der benchmarkunabhängige Fonds DJE Dividende & Substanz investiert schwerpunktmäßig in Bluechips mit hohen Cashflows und zeichnet sich durch eine starke Performance aus. Aktuell liegt der Schwerpunkt der Auswahl auf europäischen und asiatischen Aktien. Aber auch Werte aus der Schweiz und den Vereinigten Staaten sind in dem über 90 Positionen umfassenden Portfolio enthalten.

Der DWS Global Value bietet in einem auf 40 Beteiligungen konzentrierten Portfolio einen breiten Branchenmix, wobei Finanzwerte mit 30 Prozent die mit Abstand größte Position bilden. Einen Tick spekulativer ist der Lupus Alpha Dividend Champions. Vom Branchenfokus ist der Nebenwertefonds auf Unternehmen ausgerichtet, die bei Konsumgütern, im Technologiesektor und in der Gesundheitsbranche eine führende Marktposition haben. Die langjährige Performance spricht für sich, allerdings muss dafür eine höhere Volatilität in Kauf genommen werden.



Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen neun Value-Aktien aus den unterschiedlichsten Branchen vor.



BMW-Aktie: Einstiegschance für Antizykliker



Der Kampf um künftige Marktanteile verschärft sich vor dem Hintergrund des politischen Ziels der Elektromobilität. Zugleich macht US-Präsident Donald Trump mobil gegen die angeblich zu hohen Einfuhrzahlen von deutschen Autos in den USA.

Im Zeichen von autonomem Fahren und schärferen Abgasgrenzwerten müssen Autokonzerne mehr investieren, um nicht von Tesla oder Alphabet abgehängt zu werden. Angesichts dieser Herausforderungen sehen Börsianer jede Menge Risiken für die Branche. Das spiegelt sich auch in der relativ niedrigen Bewertung von Premiumanbietern wie BMW wider. Seit der kurzfristigen Erholung Ende 2016 ruht die Aktie auf der Standspur.

Dabei ist BMW weiter gut unterwegs, wie das Zahlenwerk fürs erste Quartal 2017 beweist. Mit einer Modelloffensive will der Münchner Konzern wieder an Daimler vorbeiziehen und die Nummer-1-Position im oberen Preissegment zurückerobern.

Für die BMW-Aktie sprechen die immer noch hohe Profitabilität und die starke Bilanz. Bei der Eigenkapitalrendite ließ BMW zuletzt mit 14,5 Prozent den schwäbischen Rivalen (14,4 Prozent) knapp hinter sich. Beim Free Cashflow war BMW mit 5,8 Milliarden Euro klar vor Daimler (4,4 Milliarden Euro). Dafür zahlen Anleger nicht einmal das Achtfache des für 2018 geschätzten Gewinns. Obendrauf kommen die notorisch hohen Dividenden.





Bossard Holding-Aktie: Richtig verbunden mit Wachstumsmärkten



Überall, wo gebaut und montiert wird, mischt das Schweizer Unternehmen Bossard mit seinen Schrauben, Muttern und Dübeln mit. Dank der Erholung in Europa und auf dem Heimatmarkt hat Bossard bei Umsatz und Ertrag zuletzt deutlich zugelegt.

Mit der E-Mobilität ist die Firma dabei, sich einen Zukunftsmarkt zu erschließen. Jede Menge Potenzial verspricht sich Bossard von der bis 2020 verlängerten Kooperation mit Tesla. Vor allem die Massenproduktion des neuen Model 3, die im September dieses Jahres beginnen soll, wird die Nachfrage antreiben. Bossard erwartet sich von der Allianz eine Vorbildfunktion für ähnlich gestrickte Deals mit anderen Herstellern von Elektrofahrzeugen.

Die neuen Wachstumsimpulse geben der Aktienbewertung weiteren Spielraum nach oben. Bossard liegt mit seinen zweistelligen operativen Margen deutlich über dem Branchenschnitt. Dasselbe gilt für die starke Eigenkapitalrendite von 30 Prozent. Die Mittelzuflüsse verwendet Bossard für die Produktentwicklung.

Unternehmenszukäufe dienen dem Ziel, die Position in einzelnen Märkten auszubauen. So hat Bossard 2016 mit Arnold Industries eine Firma übernommen, die in Nordamerika stark vertreten ist. Weiteren Schwung verspricht die anziehende Nachfrage in Europa, wo Bossard mehr als die Hälfte seiner Umsätze generiert.





Infineon-Aktie: Stark aufgestellt dank neuer Chips



Die Aktie des Chipherstellers Infineon kennt seit mehr als einem Jahr nur eine Richtung: nach oben. Damit honoriert der Markt die Ausrichtung des Konzerns auf Automobilelektronik.

Ob Antriebe, Beleuchtung oder Fensterheber: Überall sorgen die Halbleiter von Infineon dafür, dass Sensoren funktionieren. Und der Markt boomt: So ist nach Schätzungen der Marktforscher von Strategy Analytics der globale Markt für Autohalbleiter 2016 um 10,4 Prozent auf 30,2 Milliarden US-Dollar gewachsen.

Weitere neue Produkte von Infineon sollen in der Solarindustrie, Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder in der Stromversorgung von Klimaanlagen zum Einsatz kommen. Der Konzern rechnet hier auf Sicht der nächsten Jahre mit zusätzlichen jährlichen Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich.

Diese Ausrichtung auf Zukunftsmärkte sorgt dafür, dass Infineon die aktuell hohe Wachstumsdynamik beibehält. In Zeiten steigender Bewertungen ist die Aktie damit auch unter Value-Gesichtspunkten interessant. Das Unternehmen hat den Free Cashflow zwischen 2013 und 2016 auf 575 Millionen Euro verdoppelt. Die Gewinnerwartungen für das am 30. September endende Geschäftsjahr 2016/17 könnte Infineon angesichts der boomenden Auftragslage übertreffen.

Wir erhöhen zum wiederholten Mal das Kursziel und ziehen den Stopp nach.





Isra Vision-Aktie: Das richtige Auge für Toprenditen



Seit 2012 hat sich der Aktienkurs von Isra Vision verzehnfacht, in diesem Jahr glänzt der Titel des Anbieters von Automatisierungslösungen mit einem satten Plus von 60 Prozent. Auf Basis des für 2018 erwarteten KGVs ist die Aktie nicht mehr günstig. Langfristig orientierte Anleger nutzen jedoch Kursrücksetzer, um Positionen aufzubauen, denn die langfristige Erfolgsstory ist weiter intakt.

Das Unternehmen hat sich auf Anlagen und Software für die bildgesteuerte Qualitätskontrolle in der Industrieproduktion spezialisiert und ist in seiner Marktnische top. Zu den Endkunden zählen Unternehmen mit robotergesteuerter Montage oder auch Hersteller von Glas. Abnehmer finden sich - mit Ausnahme der USA - auf allen Kontinenten.

In den zurückliegenden fünf Jahren kletterte die operative Marge von 16,7 auf 18,9 Prozent. Die Eigenkapitalquote liegt bei strammen 60 Prozent. Seine Restschulden wird das von Firmengründer und Hauptaktionär Enis Ersü geführte Unternehmen bis 2018 quasi auf null herunterfahren. Für das am 30. September endende Geschäftsjahr 2016/17 erwarten die Analysten im Schnitt einen Gewinnanstieg von 15,6 Prozent bei einem Umsatzplus von elf Prozent. Die Auftragsbücher sind voll, und im abgelaufenen Quartal hat Isra mit einem Zuwachs von 16 Prozent beim operativen Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen kräftig vorgelegt.





Novo Nordisk-Aktie: Volkskrankheit als Gewinntreiber



Anders als das Gros der Pharmakonzerne hat das auf Medikamente gegen Diabetes und Bluterkrankheiten spezialisierte Unternehmen nicht mit Patentabläufen zu kämpfen.

Novo Nordisk ist mit einem Marktanteil von zuletzt 56 Prozent die globale Nummer 1 bei Insulinen für Diabetiker. Ein Markt, der kontinuierlich wächst: Nach Schätzungen der Internationalen Diabetes Federation wird die Zahl der Betroffenen weltweit bis 2025 um mehr als 50 Prozent auf 380 Millionen Personen ansteigen.

Die Aktie bietet aktuell eine gute Einstiegschance, denn das Unternehmen befindet sich nach dem Horrorjahr 2016 mitten in einer Trendwende. Novo Nordisk hatte 2016 im Zuge des zunehmenden Preisdrucks in den USA für Diabetesarzneien die Gewinn- und Umsatzprognosen zurücknehmen müssen.

Ungeachtet dessen bleibt die operative Marge von 43 Prozent ein Topwert im Pharmasektor. Und die jüngsten Quartalszahlen des dänischen Konzerns untermauern: Es geht wieder aufwärts. Der Umsatz verbesserte sich um fünf Prozent auf umgerechnet 3,8 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente das Unternehmen 1,4 Milliarden Euro und damit sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Zugleich hat das Management den Ausblick für 2017 angehoben. Wachstumsimpulse für die nächsten Jahre liefern neue Heilmittel gegen Diabetes und Fettleibigkeit.





Priceline-Aktie: Per Mausklick zu neuen Kurshöhen



Die meisten deutschen Anleger kennen das US-Unternehmen Priceline durch das Onlinereiseportal Booking.com oder aber durch OpenTable, einen Online-Reservierungsservice für Restaurantbesuche. Beide Firmen wurden von Priceline übernommen, denn Akquisitionen bilden einen wichtigen Bestandteil der Wachstumsstrategie. Dabei zählt zu den Stärken von Priceline.com, diese Zukäufe nahezu geräuschlos zu integrieren.

Die Firma arbeitet hochprofitabel: In den vergangenen fünf Jahren legten Umsatz und Konzerngewinn im Schnitt um jeweils 20 Prozent zu. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Mitarbeiter mehr als verdreifacht.

Branchenexperten gehen davon aus, dass Priceline in naher Zukunft weitere Zukäufe tätigt, um Wettbewerber wie Expedia abzuhängen. Da immer mehr Menschen online buchen, sorgt das für kontinuierlich steigende Erträge.

Diese hohen Erträge können nur durch Umsatzeinbußen infolge von rückläufigen Buchungen - etwa aufgrund von Terroranschlägen - geschmälert werden. Das nachhaltige Wachstum entschädigt Anleger dafür, dass Priceline bislang keine Dividende ausschüttet.

Die Aktie befindet sich weiter auf einem Höhenflug. Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich das Management bald zu einem Aktiensplit durchringt, um den Titel für Privatanleger besser handelbar zu machen.





Samsung Electronics-Aktie: Hochprofitabel und günstig bewertet



In Sachen Bewertung und Wachstum bleibt der Technologie- und Elektronikkonzern Samsung Electronics einer unserer Favoriten unter den asiatischen Aktien. Das operative Geschäft läuft rund - trotz der Korruptionsvorwürfe und des Batteriedesasters mit dem Galaxy Note 7.

Nach diesem Schock hat sich Samsung im ersten Quartal 2017 die Spitzenposition der meistverkauften Smartphones von Apple zurückerobert. Zugleich läuft das Geschäft mit Speicherchips auf Hochtouren. Mit einem Gewinnsprung von 46 Prozent auf umgerechnet 6,2 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr hat Samsung im ersten Quartal bewiesen, dass die Richtung stimmt.

Die operative Marge bleibt mit 29 Prozent top. Damit lässt es sich verschmerzen, dass der Konzernumsatz nur um zwei Prozent vorankam. Zumal der Run auf neue Produkte wie das Smartphone Galaxy S8 in den nächsten Quartalen hier für neuen Schwung sorgt. Und mit mehr als 31 Milliarden Euro an Cash ist die Kasse prall gefüllt, um in neue Geschäftsfelder zu -nvestieren - zum Beispiel in Start-ups und Technologien rund um die Themen Künstliche Intelligenz und selbstfahrende Autos. Der Verschuldungsgrad verringerte sich weiter auf 32 Prozent.

Die Aktie ist trotz der kräftigen Kursgewinne weiter zu einem einstelligen 2018er-KGV zu haben. Wir heben Stopp und Ziel an.





Takkt-Aktie: Übergangsjahr mit Einstiegskursen



Takkt, ein Versandhändler für Büromöbel, Lagerregale und Werkzeuge operiert in wenig spektakulären Geschäftsfeldern.Doch die wachsen langsam, aber stetig. Das im SDAX gelistete Unternehmen hat in den vergangenen Jahren das operative Ergebnis stärker gesteigert als den Umsatz. Dadurch kletterte die Eigenkapitalquote auf zuletzt 53 Prozent. Zugleich hat Takkt die Nettoverschuldung auf 151,7 Millionen Euro reduziert.

Weil das Unternehmen zurzeit kräftig investiert, erwartet das Management für 2017 eine rückläufige Margen- und Gewinnentwicklung. Allein 50 Millionen Euro gehen in neue Technologien mit dem Ziel, die Umsätze im Onlinehandel künftig zu verdoppeln. Dazu kommen Ausgaben für den organisatorischen Umbau im Rahmen des Konzernprogramms "Vision 2020". Die Nachfrage bei den Endkunden in Europa und den USA bleibt stabil.

Im ersten Quartal 2017 legte der Umsatz um 5,5 Prozent auf 288,8 Millionen Euro zu. Die Prognosen für das Gesamtjahr hat Takkt bekräftigt. Die Gesellschaft erwartet ein organisches Wachstum zwischen zwei und fünf Prozent. Die operative Marge soll sich in der Bandbreite von zwölf bis 15 Prozent und damit unter den 15,6 Prozent vom ersten Quartal 2017 bewegen. Das lässt Platz für positive Überraschungen. Das aktuelle Kursniveau bietet eine gute Einstiegsgelegenheit.





Technotrans-Aktie: Neue Absatzmärkte lassen Aktie abheben



Groß geworden ist Technotrans mit Flüssigkeitstechnologien für die Druckindustrie. Weil dieser Markt am Schrumpfen ist, setzt die Firma konsequent auf neue Geschäftsfelder, etwa auf die Kühlung von Batterien, Scannern und Röntgengeräten oder Lasern. Um sich in diesen neuen Märkten zu etablieren, hat das im nord-rhein-westfälischen Sassenberg beheimatete Unternehmen einige Zukäufe getätigt.

Der Wandel vom reinen Zulieferer für die Druckindustrie zum allgemeinen Spezialisten für Flüssigkeitstechnik zahlt sich aus. Von 2014 bis 2016 hat der Umsatz um 35 Prozent zugelegt. Unterm Strich schnellte der Gewinn um 64 Prozent auf 7,2 Millionen Euro nach oben.

Diese Tendenz hat sich im Auftaktquartal 2017 fortgesetzt. Bei einem Umsatzzuwachs um 73,6 Prozent auf 52,8 Millionen Euro hat sich der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern auf 4,3 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Dabei glänzte vor allem der neue Geschäftsbereich Technologie. Hier verfünffachte sich das operative Ergebnis auf zwei Millionen Euro. Gut läuft nicht nur das operative Geschäft, sondern auch die Aktie: Seit den überraschend guten Quartalszahlen sprang sie um weitere 25 Prozent nach oben.

Ausgereizt ist das Kurspotenzial bei einem 2018er-KGV von knapp 20 angesichts des für 2017 erwarteten Gewinnsprungs von 50 Prozent aber noch lange nicht.