Value-orientierte Stock-Picker suchen bevorzugt nach unterbewerteten Aktien in der Hoffnung, dass sich die Unterbewertung im Laufe der Zeit auflöst. Noch besser findet es diese Anlegergruppe, wenn ein Unternehmen als qualitativ hochwertig einzustufen ist, was typischerweise mit einem guten Geschäftsmodell, einem fähigen Management und einer soliden Bilanz einhergeht.

Qualität entsteht bei einem Unternehmen nicht zuletzt auch dank dem Vorhandensein von Wettbewerbsvorteilen. Im Englischen fasst man diese auch unter dem Begriff "Moat" zusammen. Intensiv mit Moats oder wirtschaftlichen Schutzgräben beschäftigt sich der US-Finanzdienstleister Morningstar. Für die Analysten dort bestehen Moats aus Wettbewerbsvorteilen wie Netzwerkeffekten, immateriellen Vermögenswerten, Kosten- und Größenvorteilen oder hohen Wechselkosten auf Kundenseite.

Bei den Morningstar-Favoriten, die wir dieses Mal vorstellen, ist es so, dass der US-Finanzdienstleister einen breiten ökonomischen Schutzgraben zubilligt. Das bedeutet, die Analysten trauen es diesen Gesellschaften zu, sich über einen langen Zeitraum von 20 Jahren vor der Konkurrenz schützen zu können.

Bei den von Morninstar beobachteten und mit einem "wide Moat" ausgestatteten Firmen ist es derzeit so, dass nur vier Aktien aus Europa mit einem so hohen Abstand zu dem als fair ermittelten Wert versehen sind, dass dies mit der Morningstar-Bestnote von fünf Sternen einhergeht.

Wobei bei diesem Quartett auch noch hinzukommt, dass man die mit dem errechneten fairen Wert verbundenen Unsicherheiten als maximal durchschnittlich oder sogar unterdurchschnittlich hoch einstuft. Mehr über diese vier Favoriten erfahren Sie auf den nachfolgenden Seiten.

Auf Seite 2: Imperial Brands





Imperial Brands-Aktie



Der erste Titel aus dem Aktien-Quartett aus Europa, bei dem Morningstar einen breiten Schutzgraben sowie eine deutliche Unterbewertung konstatiert, heißt Imperial Brands. Die diesem Titel derzeit verliehenen fünf Sterne basieren auf der Annahme, dass sich der faire Wert für die ADRs bei 48,00 Dollar bewegt. Das heißt, aktuell wird der britische Hersteller von Tabakprodukten bei einem Kurs von 33,85 Dollar daran gemessen mit einem Abschlag von 29 Prozent gehandelt.

Der genannte faire Wert unterstellt, wie es heißt, niedrigere Bewertungsmultiplikatoren als für die Wettbewerber Philip Morris und British American. Das wiederum hat mit der Annahme zu tun, dass Imperial über eine schwächere langfristige Wettbewerbsposition verfügt, was zu einem langsameren Wachstumsprofil führt als bei den beiden anderen Konkurrenten.

Mit Blick auf die Moat-Aussichten räumt der zuständige Analyst Philip Gorham ein, dass er zuletzt die Trendeinschätzung von stabil auf negativ senken musste. Veranlasst zu diesem Schritt hat ihn die Befürchtung, dass die Tabak-Produkte der nächsten Generation langfristig zu einer Verschlechterung der Kostenvorteile bei den großen Tabakkonzernen führen dürften. Zudem dürfte der heutige Wert einer Zigarettenmarke weniger gut übertragbar sein auf die Produkte der nächsten Generation als ursprünglich angenommen.

Trotz dieser Sorgen rund um die Schutzgräben und die Margen weist Gorham gleichzeitig aber auch darauf hin, dass die gedrückten Kurse bereits ein schwieriges Branchenszenario reflektierten. Zumal man derzeit noch immer an das Vorhandensein eines breiten wirtschaftlichen Schutzgrabens glaube. Die Zigarettenpreise verfügten in den meisten Märkten über Spielraum für mehrjährige Preiserhöhungen, was die Mengenrückgänge mehr als ausgleichen sollte.

Der breite Wirtschaftsgraben bei Imperial Brands basiere auf immateriellen Vermögenswerten. Strenge staatliche Vorschriften hätten die Markteintrittsbarrieren fast unüberwindbar gemacht und die Marktanteile stabil gehalten. Die Verbraucher seien vor allem in den Premium-Preissegmenten ziemlich markentreu und schafften damit einen weiteren immateriellen Vermögenswert, der in anderen Segmenten des Konsums nicht mehr so weit verbreitet ist wie früher. Schließlich verhelfe die eigene Größe den Großkonzernen über Vorteil beim Einkauf und beim Vertrieb.

Charttechnik



Die Langfrist-Performance von Imperial Brands sieht selbst auf dem aktuellen Kursniveau von 26,53 britischen Pfund noch akzeptabel aus und erst recht gilt das für den von März 2000 bis Dezember 2015 in der Spitze verbuchten Anstieg von 6,70 Pfund auf 51,98 Pfund. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass der Titel seit 2007 letztlich nur noch seitwärts tendiert und mit Blick auf die vergangenen drei Jahre fällt das Chartbild sogar noch dürftiger aus.



Profil



Imperial Brands PLC (vormals Imperial Tobacco Group plc) ist eine international tätige Unternehmensgruppe, die in der Herstellung von Tabakprodukten tätig ist. Die Geschäftseinheiten sind in Imperial Tobacco, Tabacalera, ITG Brands, Fontem Ventures und Logista strukturiert. Produziert, vermarktet und verkauft werden Zigaretten, Zigarren, Tabak, Rollpapier, E-Zigaretten und Filterrohre, die in mehr als 160 Ländern weltweit erhältlich sind.

Zu den Hauptmarken des Konzerns gehören Davidoff, Gauloises Blondes, West, JPS, Fortuna, Gitanes, Rizla, Drum, Golden Virginia, Winston, Maverick, Kool, USA Gold, Salem, Dutch Masters und Backwoods. Darüber hinaus ist Imperial Brands mit einem Kapitalanteil von 50% an Habanos S.A., Kuba, einer weltweit agierenden Vertriebsgesellschaft von kubanischen Zigarrenmarken, beteiligt. Das Unternehmen wurde bereits 1901 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Bristol, UK.

Auf Seite 3: British American Tobacco





British American Tobacco-Aktie



Mit British American Tobacco kommt auch der zweite Morningstar-Favorit mit einem breiten Schutzgraben sowie einer deutlichen Unterbewertung aus dem Tabaksektor. Den fairen Wert für die derzeit bei Dollar gehandelten ADRs dieses Titels geben die Analysten mit 59,00 USD an. Das heißt, der Bewertungsabschlag beträgt momentan bei einem aktuellen Kurs von 43,40 Dollar rund 26 Prozent.

Auf die kürzlich von dem Unternehmen gemachten Angaben zum Geschäftsverlauf habe der Aktienkurs zwar negative reagiert, das ändere aber nichts an der eigenen Schätzung für den fairen Wert sowie dem Urteil, dass die Gesellschaft über einen breiten wirtschaftlichen Schutzgraben verfügt. Die Bewertungen in dem Sektor seien inzwischen so tief, dass sich daraus eine gute Chance auf eine Erholung ableiten lasse.

Die drei wichtigsten Schlüsse aus den von dem Unternehmen gemachten Angaben zur Geschäftsentwicklung lauteten wie folgt: Die Produktverkäufe der nächsten Generation (Vaping und erwärmter Tabak) dürften geringer ausfallen als bisher erwartet und das Unternehmen selbst geht nun davon aus, dass der Umsatz in diesem Jahr 900 Millionen und nicht 1.000 Millionen Pfund betragen werde.

Zudem gebe es Belastungen über die Währungsschiene und die Nettoverschuldung zum EBITDA dürfte bis Ende 2019 voraussichtlich nicht auf das 3,0-fache sinken, so wie das bisher geplant gewesen sei. Dafür scheine aber der jüngste prozentual zweistellige Gewinnwachstumstrend kurzfristig gesehen intakt zu sein.

Zum unterstellten breiten wirtschaftlichen Schutzgraben heißt es, British American Tobacco verfüge über ein starkes Franchise in der Tabakindustrie, das sich aus der Zusammenführung immaterieller Vermögenswerte und Kostenvorteilen ergebe. Wie bei Imperial Brands hätten strenge staatliche Vorschriften die Markteintrittsbarrieren fast unüberwindbar gemacht und die Marktanteile stabil gehalten.

Außerdem gelte auch hier, dass die Verbraucher in den Premium-Preissegmenten ziemlich markentreu seien und es dadurch einen weiteren immateriellen Vermögenswert gebe, der anderswo im Konsumbereich nicht mehr so verbreitet sei. Ebenfalls wie bei Imperial Brands kämen auch noch Vorteile dank der Größe beim Einkauf und beim Vertrieb hinzu.

Nicht zu vergessen sei auch, dass Tabak die süchtig machende Substanz Nikotin beinhalte. Die darauf oft resultierende Abhängigkeit von Tabakprodukten senke die Ausstiegsrate auf Kundenseite. Allgemein betrachtet verfüge British American Tobacco wohl über das ausgewogenste Zigarettenportfolio aller multinationalen Hersteller, mit rund einem Viertel des Volumens in der Premium-Kategorie, rund einem Drittel in der Mittelklasse und dem Rest im Niedrigpreissegment.

Mit Blick auf die Produktion sei auch noch zu beachten, dass die Zigarettenherstellung aufgrund der Homogenität des Produkts ein skalierbares Geschäftsmodell sei. Jedenfalls bestehe dadurch eine umgekehrte Korrelation zwischen Volumen und durchschnittlichen Betriebskosten pro Einheit.

Charttechnik



Verglichen mit dem Konkurrenten Imperial Brands kann British American Tobacco eine sogar noch bessere Langfrist-Bilanz vorweisen. Schließlich ist der Kurs hier von Februar 2000 bis Juni 2017 deutlich von 4,20 Pfund auf 65,38 Pfund gestiegen. Das Dumme dabei ist nur, dass der Wert nach dem letztgenannten Rekordhoch den Rückwärtsgang eingeschaltet hat. Auf dem Weg nach unten hat der Titel zuletzt auch den langfristigen Aufwärtstrend gebrochen, was das Chartbild verschlechtert hat. Für als unterbewertet geltende Aktien ist das aber bekanntlich eher die Regel als die Ausnahme.



Profil



Die British American Tobacco Plc ist einer der international grössten Hersteller von Tabakprodukten. Zur Unternehmensgruppe gehören über 200 Zigarettenmarken wie unter anderem: Dunhill, Kent, Lucky Strike, Pall Mall, Gauloises Blondes sowie HB. Darüber hinaus werden auch Zigarren, Pfeifentabak, Feinschnitttabak zum Selberdrehen der Zigaretten wie auch Snus hergestellt.

British American Tobacco wurde bereits 1902 gegründet und produziert in 44 Fabriken in 41 Ländern weltweit. Der Hauptsitz ist in London, UK. Im Juli 2017 gab British American Tobacco die Übernahme von Reynolds American Inc. bekannt. Dadurch wurde der neue Konzern einer der weltweit größten börsennotierten Tabakhersteller.

Auf Seite 4: Roche





Roche-Aktie



Als dritter Titel aus dem in Europa beobachteten Anlageuniversum hat Morningstar Roche mit der Bestnote von fünf Sternen versehen. Das ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die ADRs des Schweizer Pharmakonzerns bei einem unterstellten fairen Wert von 42,00 Dollar mit einem deutlichen Abschlag von 29 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs von 30,36 Dollar daherkommen. Der US-Finanzdienstleister unterstellt, dass die Pharma-Division von Roche bis 2022 ein jährliches Wachstum von vier Prozent verzeichnen kann.

Den bestehenden wirtschaftlichen Graben bezeichnet die zuständige Analystin Karen Andersen als weit und den Moat-Trend als stabil. Die Unsicherheit mit Blick auf den von ihr ermittelten fairen Wert bezeichnet sie außerdem als gering. Zu den jüngsten Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump, in die Preisfindung bei Medikamenten eingreifen zu wollen, ließ Andersen wissen, sie ändere deswegen derzeit noch nichts an ihrer Einschätzung, weil die darauf eventuell resultierenden Folgen noch völlig ungewiss seien.

Ansonsten ist sie der Meinung, dass das Medikamentenportfolio und die branchenführende Diagnostik-Sparte von Roche darauf ausgerichtet seien, nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Als Marktführerin in den Bereichen Biotech und Diagnostik sei der Schweizer Gesundheitsriese in einer einzigartigen Position, um die globale Gesundheitsversorgung in ein sichereres, personalisierteres und kostengünstigeres Umfeld zu führen.

Der als breit eingestufte wirtschaftliche Schutzgraben ergebe sich bei Roche aus der erarbeiteten Stellung als führendes Unternehmen in den Bereichen Onkologie-Therapeutika (30 Prozent Marktanteil) und In-vitro-Diagnostika (20 Prozent Marktanteil). Das Unternehmen verfolge auch eine vielversprechende Strategie, die hauseigene Expertise in beiden Bereichen zu bündeln, um eine wachsende personalisierte Medikamentenpipeline zu generieren, welche die Verwendung von Begleitdiagnostika ermögliche.

Ein Großteil der Wettbewerbsvorteile von Roche im Pharmabereich sei auf die langjährige Beziehung zu Genentech zurückzuführen. Roche erwarb 1990 erstmals eine Mehrheitsbeteiligung an Genentech, bevor 2009 die Offerte für eine komplette Übernahme erfolgte. Das Portfolio von Genentech im Bereich der Blockbuster-Krebsbiologika - darunter Avastin, Rituxan und Herceptin - wachse weiter. Die Geschäftsstruktur von Genentech in den USA ergänze das internationale Geschäft von Roche.

Zu beachten ist laut Anderson auch noch, dass drei Viertel des Pharmaumsatzes von Roche auf Biologika entfallen, von denen sie glaubt, dass sie das Unternehmen auch nach Ablauf der Patente vor einer schnellen Erosion bei den Blockbuster-Medikamenten schützen.

Charttechnik



Bei den im Schweizer SMI-Index enthaltenen Genussscheinen von Roche ging es in den vergangenen 20 Jahren volatiler zu, als das die meisten Anleger von einem als solide eingestuften Schweizer Pharmakonzern vermutlich annehmen würden. Von März 2003 bis Dezember 2014 reichte es aber trotzdem zu einem Anstieg von 75,15 Franken auf 294,06 Franken. Das aktuell gültige Niveau von 245,10 Franken bedeutet aber nichts anderes, als das es seit April 2013 unter dem Strich nicht gelungen ist, Kursgewinne zu verbuchen. Positiv anzumerken ist aber, dass es der Wert trotz der jüngsten Marktturbulenzen immerhin schafft hat, sich vom bisherigen Jahrestief von 207,70 Franken abzusetzen.



Profil



Die Roche Holding ist ein führendes Healthcare-Unternehmen. Das Unternehmen engagiert sich aktiv für die Erforschung, Entwicklung und den Vertrieb neuartiger Gesundheitslösungen. Die Produkte und Dienstleistungen umfassen alle medizinischen Bereiche, von der Prävention über die Diagnostik hin zur Therapie. Roche ist der weltweit führende Anbieter von In-vitro-Diagnostika, von Arzneimitteln gegen Krebs und für die Transplantationsmedizin. Weitere Bereiche des Unternehmens sind Autoimmunkrankheiten, Entzündungskrankheiten, Virologie, Stoffwechselstörungen oder auch Erkrankungen des Zentralnervensystems.

Auf Seite 5: Anheuser-Busch InBev





Anheuser-Busch InBev-Aktie



Das Quartett an europäischen Aktien, das mit der Morningstar-Bestnote von fünf Sternen ausgestattet ist und folglich als deutlich unterbewertet gilt, sowie auch noch über einen breiten wirtschaftlichen Schutzgraben verfügt, komplettiert Anheuser-Busch InBev. Den fairen Wert für die ADRs des belgischen Brauereikonzerns taxiert der US-Finanzdienstleister auf 118,00 Dollar. Das heißt, bei einem aktuellen Kurs von 73,98 Dollar ergibt sich ein Bewertungsabschlag von gut 37 Prozent.

Zu den kürzlich von dem Unternehmen vorgelegten Ergebnissen zum dritten Quartal heißt es, diese seien beim Volumenwachstum und der EBIT-Marge leicht hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Negativ habe der Markt aber vor allem die Ankündigung einer Halbierung der Dividende aufgenommen. Dieser Schritt sei vor dem Hintergrund einer zunächst stärkeren Fokussierung auf die Schuldentilgung zu sehen und im Grunde genommen dürfte diese Entscheidung nicht komplett überraschend gewesen sein. Vielmehr sei es sogar so, dass mit der jetzt erfolgten Klarstellung einiges an Unsicherheit behoben worden sei.

Sollten sich die Investoren jetzt wieder auf die Grundlagen des Geschäfts konzentrieren, dann habe der Titel die Chance auf eine Erholung. Die Schätzung für den fairen Wert senkte man trotzdem in Reaktion auf das präsentierte Zahlenwerk um sechs Dollar von bisher 124 Dollar, das ändert aber nicht an der Einschätzung, dass derzeit ein attraktiver Einstiegspunkt vorliege.

Lobend hält man fest, dass Anheuser-Busch InBev über einen der breitesten wirtschaftlichen Schutzgräben im Konsumbereich verfüge und zu den effizientesten Anbietern gehöre. Eine starke globale Dimension und eine fast monopolistische Dominanz in mehreren lateinamerikanischen und afrikanischen Märkten verliehen AB InBev einen signifikanten Fixkostenhebel und eine hohe Preiskraft in der Beschaffung. Ein Kostenvorteil, der durch die Übernahme von SABMiller Ende 2016 weiter ausgebaut werden dürfte.

Dies zeige sich auch in den erwirtschafteten Überrenditen des Unternehmens auf das investierte Kapital und den besten Betriebs- und Bargeldzyklen, den Umschlagshäufigkeiten der Vermögenswerte und dem Working Capital Management. Die Rentabilität von AB InBev werde durch die Mehrheitsbeteiligung an Ambev, der lateinamerikanischen Brauerei, die eine beachtliche EBIT-Marge von fast 50 Prozent bei Bier in Brasilien erzielt, weiter gesteigert.

Hochwirksame Kostenstrategien seien der Kern des Erfolgs der Gesellschaft. Man übernehme immer wieder erfolgreich andere Unternehmen und die dabei angewandte Strategie besteht darin, Marken mit einer vielversprechenden Wachstumsplattform zu kaufen, den Vertrieb auszubauen und die Kosten aus dem Unternehmen konsequent zu drücken.

Die wichtigsten Vorteile bestünden auf der Kostenseite sowie auf Ebene der immateriellen Vermögenswerte. So besitze AB InBev fünf der weltweit größten Biermarken nach Volumen, entweder direkt oder über eine Beteiligung am Markenbetreiber. Die stärkste Quelle für den vorhandenen wirtschaftlichen Schutzgraben seien aber die bestehenden Kostenvorteile. Im Jahr 2017 habe der Konzern 612 Millionen Hektoliter an Getränken verkauft und damit deutlich mehr als Verfolger Heineken mit 218 Millionen Hektoliter.

Die Vorteile beim Einkauf seien dadurch erheblich. Zum Beispiel kaufe das Unternehmen jedes Jahr acht Prozent der US-Reisernte. Dank der eigenen Größe könnten auch erhebliche Kosteneinsparungen erzielt werden. So halte die Gesellschaft einen dominanten Marktanteil von fast 70 Prozent in Brasilien, dem volumenmäßig drittgrößten Biermarkt der Welt, und kontrolliere rund die Hälfte des US-Marktes, dem zweitgrößten der Welt. Diese Stärken in Schlüsselmärkten reduzierten die Komplexität der Fertigung, senke die durchschnittlichen Produktionskosten und resultierte schließlich in einer branchenweit führenden Rentabilität.

Charttechnik



Nach einem herben Absturz im Finanzkrisenjahr 2008 erlebten die Aktien von Anheuser-Busch InBev danach einen Höhenflug. Denn von Dezember 2008 bis November 2015 kletterte die Notiz von 11,45 Euro auf 123,25 Euro. Anschließend kam der Titel aber nicht mehr voran und zuletzt ist aus einem Seitwärtstrend sogar ein Abwärtstrend geworden, der angesichts von frischen Mehrjahrestiefs auch als intakt einzustufen ist.



Profil



Anheuser-Busch InBev N.V. ist eine der größten Brauereien weltweit. Nach der Übernahme im Oktober 2016 der SABMiller plc beinhaltet das Produktportfolio des Konzerns über 400 Marken wie beispielsweise Budweiser, Corona, Stella Artois, Beck’s, Leffe, Pilsner Urquell, Hoegaarden, Bud Light, Skol, Brahma, Antarctica, Quilmes, Victoria, Modelo Especial, Michelob Ultra, Harbin, Sedrin, Klinskoye, Sibirskaya Korona, Chernigivske und Jupiler. Mit Produktionsstätten und Niederlassungen in Europa, Asien-Pazifik, Mexiko, Nordamerika und Lateinamerika ist der Konzern international aktiv.