Hermann Hauser war seiner Zeit oft voraus. 1978 gründete der diplomierte Physiker die britische Firma Acorn, die erste Personalcomputer entwickelte sowie den ARM-Prozessor, der später milliardenfach Verwendung etwa in Mobiltelefonen fand. Mit 100 Pfund gegründet, war die Firma fünf Jahre später an der Börse 200 Millionen Pfund wert. Nach weiteren erfolgreichen Gründungen spielte Hauser lange eine dominierende Rolle als Business Angel und Venture Capitalist im Raum Cambridge. Er investierte in mehr als 120 Unternehmen, heute mit seinem Institute for Entrepreneurship Cambridge - Tirol (I.E.C.T.) vor allem in Start-ups in frühen Phasen mit dem Fokus auf Deep Tech. So wie etwa das Artificial-Intelligence-­Start-­up Anyline, die Südtiroler Biotechfirma Immagina oder Braintribe, das mit seinen Smart-Data-Lösungen bereits ins Silicon Valley expandiert ist. "Es ist mir eine Freude, jungen, sehr begabten Leuten zu helfen, ihre Durchbrüche auf der technischen Seite in erfolgreiche Firmen umzuwandeln, sodass man diese der Gesellschaft zur Verfügung stellen kann", so der 71-Jährige über seinen Antrieb.

Nach 30 Jahren in Cambridge war es ihm ein Anliegen, seine Heimat Tirol als Wirtschaftsstandort zu stärken, aber auch über die Grenzen hinaus zu kooperieren, wie etwa mit dem Start-up-Investoren-Netzwerk primeCROWD in Deutschland. Denn als Unternehmer ist er nicht nur der Überzeugung, dass Europa zusammenhalten, sondern vielmehr, dass es aufholen muss: "Als Europäer sind wir im Zugzwang. Wir haben große Technologien, gute Universitäten, viel Geld und sogar mehr Start-ups als die Amerikaner, das wissen viele Leute nur nicht." Mangelnde Ideen seien nicht das Thema - Hauser sieht das Problem im Scaling: "Start-ups werden bei uns nicht schnell genug groß genug." Das liege an der geringen Bereitschaft, Geld in riskante Projekte zu stecken. Doch könnten eben nur mit gewissem Risiko Firmen wie ­Google, Facebook oder Tesla aufgebaut werden.

Risikovermeidung als Bremse? Zumindest kommt der Elektroautopionier eben nicht aus der Autonation Deutschland, sondern aus den USA. Hauser sieht das als Weckruf: "Tesla hat die großen deutschen Firmen BMW, Mercedes und VW aus dem Schlummerschlaf gerissen. Jetzt machen sie große Fortschritte, weil sie müssen, aber sie sind im Verzug."

Internationaler Vergleich


Gleiches drohe beim Blick in den Osten: "Wir stehen nicht nur im Zugzwang gegenüber Amerika, sondern vor allem auch China, das auf der Überholspur unterwegs ist. Wenn wir die Resultate unserer Universitäten nicht besser ausbeuten, werden wir von den Chinesen überrollt." Aus diesem Grund engagiert sich Hauser im European Innovation Council. Dieser von der Juncker-Kommission einberufene Europäischen Innovationsrat soll dafür sorgen, dass sich aus Europas wissenschaftlichen Erkenntnissen Unternehmen entwickeln, die rascher in größerem Maßstab tätig werden können. Derzeit befindet sich das Projekt in einer Pilotphase und wird im Rahmen des nächsten EU-Forschungs- und Innovationsprogramms "Horizont Europa" ab 2021 seine Tätigkeit in vollem Umfang aufnehmen.

Doch der erfahrene Investor hat Hoffnungen, denn er beobachtet einen positiven Wandel in der Einstellung zu Start-ups: "Meine erfreulichsten Gespräche waren mit österreichischen Universitätsrektoren, die alle pro Start-ups waren. Es herrscht die richtige Einstellung, und ich glaube, das Gleiche gilt auch für deutsche Hochschulen. Vor 20 Jahren galt es noch als unpassend, sich als Professor mit Industrie zu befassen. Das hat sich zum Glück gewandelt. Jetzt haben wir die Probleme auf den verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen erkannt, nun müssen wir handeln - und zwar schnell."

primeCROWD ist eines der größten Startup-Investoren-Netzwerke im DACH-Raum und umfasst über 1.000 Investoren, inklusive Inkubatoren, Acceleratoren, VC‘s und Family Offices. Das Unternehmen agiert als Schnittstelle zwischen Startups und Kapitalgebern, vermittelt Investments für Frühphasen- und Wachstumsfinanzierungen und begleitet Startups während des gesamten Investitionsprozesses und darüber hinaus. Im Gegensatz zu Crowdfunding-Plattformen finanzieren sich Startups in Form von Eigenkapitalbeteiligungen. Investoren können ihr Portfolio um eine neue Assetklasse erweitern. Seit der Gründung 2015 wurden 18 Startups mit Kapital ausgestattet und betreut sowie Investments in der Höhe von EUR 8 Mio. vermittelt. Die Finanzierungsvolumina liegen zwischen EUR 100.000 und EUR 1.500.000, wobei Anleger ab einer Summe von EUR 10.000 einsteigen können. Mitglieder haben außerdem die Möglichkeit, die Gründer der Startups und andere Investoren aus dem Netzwerk persönlich kennenzulernen. Weitere Informationen unter: www.prime-crowd.com