Mit Serien wie "Squid Game" hat die Online-Videothek Netflix Rekorde gebrochen. Die am Dienstag veröffentlichten Zahlen zum ersten Quartal 2022 waren hingegen weniger erfreulich. Aufgrund rückläufiger Kundenzahlen hat die Aktie einen herben Kurseinbruch hinnehmen müssen. Statt der erwarteten 2,5 Millionen neuen Abonnenten verzeichnete Netflix einen Rückgang von 200.000 Nutzern. Mehr als 37 Prozent verlor die Aktie daraufhin an der Börse in New York.

Am Donnerstag folgte dann der nächste Schlag. Der Hedgefonds des Milliardärs William Ackman stieß seine 3,1 Millionen Netflix-Anteile mit einem Verlust von 400 Millionen US-Dollar ab. Erst im Januar hatte Ackman über eine Milliarde Dollar in Aktien des Streamingdienstes investiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Hedgefondsmanager seinen Anlagehorizont als langfristig bezeichnet. Nachdem Netflix über weiter sinkende Abonnentenzahlen berichtete und eine Veränderung des Geschäftsmodells in Aussicht stellte, zog Ackman die Reißleine. Unter anderem die Einbeziehung von Werbung und die Verfolgung von nicht zahlenden Kunden würden Netflix zu unberechenbar machen, zitierte die Finanzzeitschrift "Manager Magazin" den New Yorker.

Ausblick für das laufende Jahr


Netflix litt im ersten Quartal unter den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. So wurden in Russland sämtliche Kundenkonten als Folge auf den Angriffskrieg deaktiviert. Zudem verwies der Streaminganbieter auf die große Zahl von Haushalten, die ihr Abo teilen. Auch der wachsende Wettbewerb durch Konkurrenten wie etwa Disney+ könnte dazu führen, dass im laufenden Jahr weitere Kunden abgeworben werden. Kurzfristig sieht Netflix ein langsameres Umsatzwachstum als gewünscht.

Einschätzung zu Netflix


Die Streaming-Branche hat in jüngster Zeit stark gelitten. So hat die Aktie des Marktführers Netflix in den vergangenen sechs Monaten über 60 Prozent an Wert verloren. Denn mit dem starken Wachstum ist es zunächst einmal vorbei. Der Profiteur der Corona-Pandemie leidet unter dem Ukraine-Krieg und einem steigenden Wettbewerb. Die ebenfalls großen US-Streaminganbieter wie Amazon Prime stecken große Summen in eigene Produktionen und könnten so dem Marktführer weitere Kunden abjagen. Nach Berechnungen der US-Bank Wells Fargo geben die führenden neun US-Konzerne dieses Jahr über 140 Milliarden Dollar aus, um etwa in Wachstumsmärkte zu investieren und neue Inhalte zu schaffen. Ob ein geändertes Geschäftsmodell das Wachstum wieder antreiben kann, bleibt abzuwarten.

Wir sind vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen zurückhaltend. Ein Einstieg drängt sich derzeit nicht auf.

lb mit rtr