Der Name steht für Tradition. Schon seit 1897 verkauft Varta Batterien, die Fahrzeuge und kleine elektronische Geräte antreiben. Viele Jahre lang nahm der Konzern, ansässig im kleinen Ellwangen, der lange Zeit mehrheitlich zum Imperium der Industriellenfamilie Quandt gehörte, eine führende Rolle am Weltmarkt ein. In den 90er-Jahren wurden die Geschäfte aber immer schwieriger. Vor allem die fernöstliche Konkurrenz holte mächtig auf und bot ihre Produkte deutlich günstiger an. Varta drohte gar die Insolvenz, weshalb der Konzern von der Börse verschwand und anschließend unter Investoren hin- und hergereicht wurde. Das damalige Management setzte vor allem auf ein Gesundschrumpfen der Firma.

So kam 2007 der Unternehmer Michael Tojner an den Bereich Mikrobatterien, der vor allem das Geschäft mit kleinen Knopfzellen enthielt. Der Österreicher zahlte dafür nur 30 Millionen Euro und brachte die Beteiligung in sein Industriekonglomerat Montana Tech Components ein. Danach baute er das Geschäft aus, investierte in neue Technologien und stieg zugleich bei den stationären Lithium-Ionen-Energiespeichersystemen ein, die er in der eigenen Varta Storage GmbH bündelte.

Nachdem auch die Namensrechte gesichert worden waren, nutzte Tojner die renommierte Marke zur Rückkehr an die Börse. Seit Oktober 2017 ist Varta also wieder auf dem Kurszettel, wenngleich das Unternehmen beim IPO mit der alten Varta nur wenig zu tun hat. Denn in der zweiten Tochter, der Microbattery GmbH, ist das Mikrobatteriegeschäft gebündelt. Hier gehört Varta nun wieder zu den weltweit größten Herstellern. Zum Einsatz kommen die kleinen Zellen vor allem in Hörgeräten und Kopfhörern.

Der Börsengang war ein Erfolg: Vom Emissionspreis bei 17,50 Euro ging es nahezu kontinuierlich nach oben, bis zum Rekordhoch bei 128 Euro, ehe erste Gewinnmitnahmen einsetzten. Am Mittwoch bricht der Kurs dann heftig ein. Um rund 20 Prozent ging es am Morgen nach unten. Eine Studie der Commerzbank über stärkeren Wettbewerb aus China sorgte dafür, dass der Titel abrutschte. So hätte Varta die hohe Nachfrage nach Mikrobatterien nicht mehr bedienen können. Konzerne wie Samsung, Jabra, Sony und JBL wichen deswegen auf Ersatzprodukte chinesischer Hersteller wie EVE und MIC aus. Diese sollen allerdings Patente von Varta verletzt haben, die Ellwanger wollen rechtlich Schritte einleiten. Zwar reduzierte Commerzbank-Analyst Stephan Klepp sein Rating von Kaufen auf Halten. Allerdings behielt er das Kursziel von 135 Euro bei. Auch geht er nicht davon aus, dass aus fundamentaler Sicht kurzfristig Druck auf das Unternehmen kommen könnte. Klar ist allerdings: Der Markt wird künftig härter umkämpft sein.

Dennoch: Der Erfolg an der Börse steht im direkten Zusammenhang mit einem exzellenten Geschäftsverlauf. Die konstant hohe Nachfrage führte auch dazu, dass Vorstandschef Herbert Schein den Ausbau der Kapazitäten plant. Er will mehr als 60 Millionen Mikrozellen pro Jahr produzieren und erhöhte daher das Investitionsvolumen für 2019 von 90 Millionen auf bis zu 110 Millionen Euro.

Immer höhere Prognosen


Das Wachstum unterstrich der Konzern mit hervorragenden Zahlen von Quartal zu Quartal. Jüngstes Beispiel sind die Neunmonatsdaten: Der Umsatz lag mit 242,8 Millionen Euro um 22 Prozent über dem Vorjahreswert. Beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging es gar um 66,5 Prozent auf 63 Millionen Euro nach oben. Als Folge erhöhte Schein die Prognose und strebt nun einen Umsatz von 330 Millionen bis 340 Millionen Euro (vorher: maximal 330 Millionen Euro) und ein Ebitda von 84 Millionen bis 88 Millionen Euro an (zuvor 72 Millionen bis 76 Millionen). Mitte Februar kommen die endgültigen Zahlen. Das Ebitda 2020 sieht die Commerzbank bei 182 Millionen Euro. Dies entspräche einer Gewinnverdoppelung.

Auf hohem Niveau verbleiben auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. So will Schein den technologischen Vorsprung vor der Konkurrenz bewahren und Kunden langfristig binden. Zu den Abnehmern gehört neben Samsung und Sony auch Apple. Die Akkus der kabellosen Airpod-Kopfhörer stammen aus den Fabrikhallen der Baden-Württemberger.

Der Lohn für die erfolgreiche Geschäftsentwicklung und die steigende Marktkapitalisierung war der Aufstieg vom SDAX in den MDAX vor Weihnachten. Und schon kurz nach Silvester dürften in der Chefetage erneut die Sektkorken geknallt haben: Nachdem wenige Tage vorher die EU-Kommission grünes Licht dafür gegeben hatte, das einst abgestoßene Geschäft für Haushaltsbatterien vom US-Konkurrenten Energizer zurückzukaufen, meldete Varta bereits den erfolgreichen Abschluss der Transaktion. Chef Schein war der Deal 180 Millionen Euro wert, der zwei der drei alten Unternehmensteile, nämlich Mikrobatterien und Haushaltsbatterien, wieder vereint.

Großaktionär verkauft Anteile


Etwas überraschend platzierte Montana Tech 808 000 Varta-Aktien bei institutionellen Investoren und sammelte 98 Millionen Euro ein. Der Anteil sank so von 60 auf 58 Prozent, womit Tojner bestimmender Großaktionär bleibt. Das will der Österreicher auch weiterhin sein - zumindest für weitere 180 Tage. So lange verpflichtet sich Montana, keine weiteren Anteilscheine abzugeben.

Somit kommt von dieser Seite zumindest bis zum Sommer kein neues Störfeuer. Fundamental ist der Wert mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 40 zwar kein Schnäppchen. Es dürfte Schein aber 2020 gelingen, positive Überraschungen bei der Vorlage der Quartalsdaten zu liefern. Die gute Position in Zukunftsmärkten, die dynamische Gewinnentwicklung und das hohe technologische Know-how bilden dafür die Grundlage. Ein Kursanstieg bis in den Bereich von 150 Euro ist der Aktie in einem normalen Börsenumfeld daher zuzutrauen. Nach dem unglücklichen Unterschreiten unseres Stoppkurses passen wir diesen nach unten an, bleiben jedoch bei unserem Zielkurs von 150 Euro.

Kaufen
Risiko: Hoch WKN: A0TGJ5
Börsenwert: 4,7 Mrd. € KGV 2020e: 41,1
Kurs: 117,90 € Kursziel: 150,00 €
Dividendenrendite: 0,3% Stoppkurs: 75,00 €