Lange Zeit zählten Immobilienaktien zu den Lieblingen der Investoren, Betongold im Depot war gerade wegen den zahlreichen geopolitischen Krisen sehr gefragt. Mitte Mai trübte sich die Stimmung langsam ein, der drohende Mietendeckel in Berlin sorgt zunehmend für Unsicherheit. Inzwischen treibt der rot-rot-grüne Berliner Senat das Vorhaben weiter voran - gleichzeitig nimmt aber der Gegenwind zu. So könnte die Investitionstätigkeit aufgrund der unklaren regulatorischen Entwicklung sogar fallen. Neue Wohnungen werden mit dem Mietendeckel ohnehin nicht geschaffen, Investoren werden die Hauptstadt in Zukunft wahrscheinlich meiden. Zudem ist noch offen, ob die Pläne verfassungsgemäß sind. Mit der Mietpreisbremse hat die Bundesregierung bereits eingegriffen, eigene Gesetzte durch ein Bundesland sind daher nach Meinung von Experten nicht möglich.

Berlin spielt keine Rolle


Bei Vonovia gib man sich daher auch recht gelassen, finanziell wird der deutsche Branchenprimus nach Meinung von Vorstand Rolf Buch nicht leiden: "Für uns ist das irrelevant. Ich muss meine Guidance dafür nicht ändern." Vonovia hat rund 40.000 Wohnungen in Berlin, dies sind etwa zehn Prozent des gesamten Bestandes. Mit 358.000 Wohnungen sind die Bochumer Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen.

Dazu kommen rund 23.000 Wohneinheiten in Österreich und 14.000 in Schweden. Der Gesamtverkehrswert liegt bei gut 44 Mrd. Euro. Zudem verwaltet der Konzern 84.000 Wohnungen Dritter und ist somit breit aufgestellt. Die freien Mittel könnte Buch für die weitere Expansion in Schweden verwenden. Weil in Deutschland und Österreich kaum noch große Wohnungspakete zum Verkauf stehen, baut der DAX-Konzern im skandinavischen Land seine Präsenz aus.

Operativ läuft es dank deutlichen Mietsteigerungen im Bestand sowie den im Geschäftsjahr 2018 erfolgten Akquisitionen ohnehin rund. Für das 2019er-Konzernergebnis wurde nach den Q1-Zahlen die Prognose bereits nach oben genommen, das operative Ergebnis (FFO) soll von 1.132 im Vorjahr auf 1.700 bis 1.750 Mio. Euro (2,25 bis 2,35 Euro je Aktie) steigen. Die Mieteinnahmen werden in einer Bandbreite von 2.020 bis 2.070 Mio. Euro erwartet, rund 70 Prozent des operativen Gewinns sollen über Dividenden an die Aktionäre gehen. Anleger merken sich schon jetzt den 2. August vor, wenn die Ergebnisse für das zweite Quartal erwartet werden. In den kommenden Tagen könnten zudem positive Impulse von der laufenden IR-Roadshow in Italien ausgehen.

Stabil im Aufwärtskanal


Technisch hat die Korrektur ebenfalls keinen Schaden angerichtet. Bereits seit Jahren zeigt der Trend aufwärts, wie die Serie steigender Hoch- und Tiefpunkte verdeutlicht. Rücksetzer unter die anziehende 200-Tage-Linie (violett) erwiesen sich jeweils als gute Kaufgelegenheit. Nach den kräftigen Gewinnen in den vergangenen Tagen ist das Chance-Risiko-Verhältnis für kurzfristig agierende Schnäppchenjäger nicht mehr so attraktiv, Anleger mit einem mittelfristigen Horizont können aber zugreifen. Im Spätsommer verläuft die Oberseite des Trendkanals bei rund 50 Euro, das Kurspotenzial beträgt somit etwa 13 Prozent. Auf der Unterseite sind Stopps bei 41,40 oder 40,50 Euro sinnvoll.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. www.index-radar.de