Ein Vorstand eines DAX-Unternehmens ruft nach Regulierung. Dann muss es um wirklich essentielle Bedürfnisse gehen. Wohnen ist so ein Grundbedürfnis. Das sieht Rolf Buch, Vorstand des Wohnimmobilien-Konzerns Vonovia auch so und er folgert, der Wohnmarkt gehört reguliert. Nur wie, darüber ist man sich nicht einig. Temporär richtig ist für Buch die kürzlich bis 2025 verlängerte Mietpreisbremse. Allerdings müsste sie auch durchgesetzt werden. Die größte Asozialität sei aber das nicht bauen, sagt Buch. Bezogen auf Berlin, wo Buch viele freie Grundstücke wähnt, ist das ein deutlicher Seitenhieb auf die verantwortliche Politik.

Zuletzt hatten sich die Fronten auf dem Berliner Wohnungsmarkt so verhärtet, dass die Politik drastische Maßnahmen angekündigt hatte. Es wird aber nicht so heiß gegessen, wie gekocht. Die Vorschläge wurden überarbeitet. Nach dem jetzigen Mietendeckel-Entwurf dürfen ab 2021 die Mieten um bis zu 1,3 Prozent im Jahr steigen, sofern sie die geplanten Obergrenzen nicht überschreiten. Die liegen je nach Baualter zwischen 3,92 Euro und 9,80 Euro nettokalt je Quadratmeter. Hinzu können Modernisierungsumlagen von höchstens 1,40 Euro je Quadratmeter kommen.

Die politischen Vorstöße brachten die deutschen Immobilienaktien unter Druck. Dabei kann Vonovia selbst dem Berliner Entwurf gelassen entgegensehen. Nur zehn Prozent der 400.000 Wohnungen liegen in Berlin. Mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete über den gesamten Wohnungsbestand, die im ersten Halbjahr von 6,36 Euro auf 6,64 Euro gestiegen ist, hat Vonovia prächtig verdient. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurde ein FFO 1, das ist der Nettoertrag aus der Immobilienbewirtschaftung, die maßgeblichen Ertragszahl in der Branche, 609,1 Millionen Euro erzielt. Ein Plus gegenüber dem Vorjahr von rund elf Prozent. Neben den höheren Mieterlösen profitierten die Bochumer von den Zukäufen in Österreich und Schweden. Das Management hat die im Mai angehobene Prognose für das laufende Geschäftsjahr bekräftigt. Beim FFO 1 wird ein Anstieg auf bis zu 1,22 Milliarden Euro erwartet. 2018 waren es 1,13 Milliarden Euro.

In der kurzen Börsenhistorie seit 2013 schaffte die Vonovia-Aktie eine beachtliche Wertentwicklung von mehr als 150 Prozent. 2015 stieg die Immobilienaktie in den DAX auf. Seit Dezember 2016 läuft ein langfristiger Aufwärtstrend. Im Mai wurde das Allzeithoch bei 48 Euro markiert. Aktuell konsolidiert der Titel. Langfristig liegt das nächste technische Kursziel bei 60 Euro. Das deckt sich mit der Einschätzung der Analysten der UBS: Der Berliner Mietendeckel sei weniger belastend als angenommen. Für die Aktie spreche neben dem weiterhin günstigen Zinsniveau, die anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnungen und die Absicht im Ausland zu expandieren. In der Tat sieht Vonovia nach dem Einstieg in Österreich und Schweden jetzt auf dem französischen Markt gute Chancen für weiteres Wachstum.

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Kursziel 60,00 Euro
Stoppkurs 36,00 Euro