Ein sehr schwaches Börsenjahr neigt sich dem Ende entgegen. Alle deutschen Aktienindizes mussten 2018 hohe Kursverluste hinnehmen. Dass es in diesem Jahr miserabel lief, zeigt auch der Blick in die Statistik: Von 510 börsennotierten deutschen Aktien, die BÖRSE ONLINE in der Datenbank führt, ging es für 382 Titel seit Jahresbeginn bergab, 315 davon büßten zweistellig ein. Bei 45 Aktien waren die Kursverluste größer als 50 Prozent; mit den Schlusslichtern Tom Tailor, Elumeo, Windeln.de und Pantaflix mussten Aktionäre gar Abschläge von mehr als 80 Prozent verdauen.

Gewiefte Börsianer können an Silvester dennoch die Korken knallen lassen - aus Vorfreude aufs neue Jahr. Denn wer BÖRSE ONLINE regelmäßig liest, weiß, dass es bei den Verliereraktien eines Börsenjahrgangs in den Folgewochen des neuen Jahres meist zu interessanten Sondereffekten kommt. Diese können Anleger für sich nutzen. Viele Fondsmanager werfen nämlich die größten Kursverlierer des Jahres bis Silvester aus ihren Depots, um ihren Kunden im Rechenschaftsbericht nicht offenbaren zu müssen, dass sie auf die falschen Pferde gesetzt haben.

Dieses Phänomen, im Fachjargon "Window Dressing" genannt, können Anleger zum eigenen Vorteil nutzen. Denn im Januar kehren sich die Effekte oftmals um, weil die Anzahl der Verkaufsorders abebbt und Profis viele Verliereraktien wieder in ihre Depots zurückkaufen. Clevere Anleger machen sich diesen Effekt zunutze, indem sie die Kursbewegungen bereits frühzeitig antizipieren.

Dass solche Silvesterwetten funktionieren, zeigt ein Rückblick: Alle acht Aktien, die wir Ende 2017 empfohlen hatten, legten im Januar 2018 zu, im Schnitt war ein Plus von fast zehn Prozent drin. Zum Vergleich: Der DAX brachte es im selben Zeitraum nur auf eine Rendite von fünf Prozent. Auch in den Jahren zuvor ging unsere Silvesterwette in der Regel auf.



Acht Verliereraktien fürs Depot



Vor diesem Hintergrund haben wir auch für das kommende Jahr wieder acht Aktien herausgesucht, bei denen wir ein besonders ausgeprägtes Silvesterphänomen erwarten. Alle acht Werte haben im laufenden Jahr knapp 50 Prozent bis über 70 Prozent verloren. Anleger, die unsere Silvesterwetten wagen wollen, können die Kandidaten bereits in den letzten Handelstagen kaufen, sollten aber spätestens zur Schlussauktion am 28. Dezember investiert sein.

Und Obacht: Nicht alle Titel stufen wir derzeit auch aus fundamentaler Sicht als Kauf ein. Im Vordergrund steht bei dieser Spekulation nur die kurzfristige Gewinnerzielung. Auch die angegebenen Kursziele und Stoppkurse der ausgewählten Papiere weichen von unseren "normalen" Angaben in BÖRSE ONLINE ab.

Zu den größten Verlierern im Jahr 2018 zählten abermals die Banken. Während wir die Aktie der in den MDAX abgestiegenen Commerzbank auch fundamental durchaus für kaufenswert halten, ist der Titel der Deutschen Bank weiterhin nur eine Halteposition. Kurzfristig kann die Aktie aber durchaus ins Laufen kommen und von den beschriebenen Window-Dressing-Effekten zum Jahreswechsel profitieren.

Ähnlich sehen wir die Konstellation beim Spezialchemiekonzern Covestro. Die Aktie ist nach einem Kursverfall von rund 50 Prozent im laufenden Jahr ziemlich ausgebombt und ein Kandidat für den kurzfristigen Turnaround. Auch bei Ceconomy stehen die Zeichen in den kommenden Wochen spekulativ auf "Kauf". Unter den ausgewählten Kandidaten hat der Titel mit über 70 Prozent den größten Kursverlust im Jahr 2018 erlitten. Gut möglich, dass einige Investoren im neuen Jahr auf einen Rebound setzen. Auch bei RIB Software, SMA Solar, Wacker Chemie und Schaeffler könnte nach den herben Kursverlusten eine Trendumkehr zum Jahresstart einsetzen.