In den vergangenen Jahren hatte Wacker jeweils weniger investiert als abgeschrieben. Das soll sich ändern. "Ich habe keine Sorge, dass Wacker aus der Substanz lebt", sagte Staudigl, der seinen Posten im Mai an Vorstandsmitglied Christian Hartel abgibt. Siltronic, der viertgrößte Hersteller von Siliziumscheiben für die Chip-Produktion weltweit, wird an den Rivalen GlobalWafers aus Taiwan verkauft. Wacker hält bisher knapp 31 Prozent der Anteile.

Für das abgelaufene Jahr bekommen die Wacker-Aktionäre eine Dividende von zwei Euro je Aktie, viermal so viel wie für 2019. Das spiegele auch die Zuversicht für das laufende Jahr wider, sagte Finanzchef Tobias Ohler. Das Familienunternehmen rechnet mit einer kräftigen Erholung: Der Umsatz, der im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf 4,69 Milliarden Euro geschrumpft war, soll um rund fünf Prozent zulegen, der operative Gewinn (Ebitda) um zehn bis 20 Prozent. Das Geschäft mit Bindemitteln (Polymere) werde zu kämpfen haben, um seine Ziele zu erreichen. Die Polysilizium-Sparte könnte dagegen stärker wachsen als gedacht, da die Preise für Solarsilizium derzeit kräftig anziehen.

Der Jahresüberschuss werde deutlich über den 202 Millionen Euro liegen, die Wacker 2020 erwirtschaftet hat. Den Börsianern ist das nicht genug: Die Aktie gab angesichts des verhaltenen Ausblicks zeitweise um sieben Prozent nach. "Die Corona-Krise ist nicht ausgestanden", sagte Ohler, machte aber Hoffnung auf mehr: "Wenn sich die Unsicherheiten auflösen, könnte das Jahr noch besser werden." Im ersten Quartal lägen Umsatz und Ebitda jedenfalls deutlich über den Vorjahreswerten.

Zusätzliche Chancen sieht der künftige Vorstandschef Hartel in der Biosolutions-Sparte. Sie hatte im November den Auftrag bekommen, mRNA-Wirkstoffe für die Corona-Impfstoffproduktion von CureVac zu fertigen - 100 Millionen Dosen pro Jahr. Eine zweite Produktionslinie für 100 bis 200 Millionen Dosen könnte im sächsischen Nünchritz hinzukommen, sagte Hartel. Im Gespräch sei Wacker auch mit den Impfstoff-Entwicklern BioNTech und Moderna.

rtr