Herr Semrau, Sie haben 1995 ihre Reisbürokette Flugbörse verkauft, und im Jahr 2000 das Online-Reiseportal Travel 24 an die Börse gebracht. Im Alter von 69 Jahren wollen Sie es jetzt noch mal wissen und streben mit dem Ferienimmobilien-Spezialisten Homes & Holiday aufs Parkett. Haben Sie Langweile?


Es stimmt: Wenn ich nichts zu tun habe, habe ich Langweile (lacht). 2003 nach dem Börsengang von Travel24 habe ich mich zurückgezogen und eine Art Rentnerleben geführt. Das ist mir nicht gut bekommen.

Wie hat sich das geäußert?


Ich habe nach dem Abschied von Travel24 auf Mallorca mit meinen Altersgenossen Golf gespielt. Aber das wurde mir schnell langweilig. Dann habe ich einen Bootsschein gemacht und bin mit dem Bötchen rumgefahren, aber das war es auch nicht auf Dauer. Und dann habe ich gesehen, dass die Immobilien-Makler praktisch überhaupt nicht im Internet präsent waren. Damit war’s das mit dem Rentnerleben.

Sie bieten mit dem Maklergeschäft, Vermietung von Ferienimmobilien und den Dienstleitungen wie Gärtner- oder Handwerker-Dienste ein Rundumsorglos-Paket. Ist das Geschäftsmodell nicht relativ einfach zu kopieren?


Überhaupt nicht. Ferienimmobilien sind in der Regel ganz schön weit weg. Im Falle von Mallorca sind das fast 2000 Kilometer. Wir bieten Immobilienkäufern alles aus einer Hand, vom Ankauf einer Villa über die Vermietung und dem entsprechenden Handling bis zum Property Management, also die Vermittlung zusätzlicher Leistungen zum Immobilien-Unterhalt, wie Gärtner oder Handwerker mit Notfall-Service - und das alles digitalisiert über eine zentrale Plattform im Internet. Das haben wir mit www.porta-mallorquina.de getan und mit diesem Angebot im vergangenen Jahr operativ auch den Break-even geschafft. Damit ein solches Geschäft funktioniert, müssen sie aber trotzdem vor Ort sein. Das sind wir. Diesen Vorsprung können Sie nicht mal eben so kopieren. Zumal wir bei zentralen Suchwörtern bei Google die Topposition erobert haben und die auch erfolgreich verteidigen.

Sie peilen beim IPO am 3. Juli einen Emissionserlös von fünf Millionen Euro an. Was wollen Sie mit dem Geld anfangen?


Das Ziel ist klar: Wachstum, Wachstum, Wachstum. Wir wollen mit dem frischen Kapital eine Buy-and-Build-Strategie umsetzen und schnell zulegen, sowohl auf Mallorca als auch auf dem spanischen Festland. Aber natürlich auch in Deutschland, wo wir uns in den Ferienregionen an der Nord- und Ostsee sowie in Südbayern verstärken wollen.

Aber das Umfeld für Börsengänge ist derzeit nicht gerade berauschend. Mit Home 24, Hello Fresh oder Knorr Bremse stehen gleich mehrere attraktive Börsenkandidaten in den Startlöchern. Und bei den bisherigen Börsengängen fällt die Bilanz auch durchwachsen aus. DWS und der Gewerbeimmobilien-Anbieter Godewind liegen gegenüber dem Emissionspreis im Minus. Haben Sie keine Sorge, dass es Ihnen mit Homes & Holiday ähnlich gehen könnte?

Überhaupt nicht.

Wieso?


Wir haben im Rahmen unserer Pre-IPO-Präsentationen mit zahlreichen potenziellen Investoren Gespräche geführt und ihnen Homes & Holiday vorgestellt. Das Feedback war sehr positiv. Viele finden unsere Börsenstory leicht verständlich und sie weckt Emotionen. Da geht es nicht um irgendeine neue Software-Lösung oder den nächsten Pizza-Lieferdienst, sondern um Sonne, Urlaub und attraktive Renditen. Sie dürfen ja nicht vergessen: Die Käuferschichten für Ferienimmobilien haben sich grundlegend geändert. Das sind heute nicht mehr nur Menschen über 55, die ihren Lebensabend dort verbringen möchte. Die Zielgruppe heute ist im Durchschnitt in den 40igern. Zudem kaufen auch junge Internet-Millionäre, Erben und bekannte Fußballer.. Die denken ganz anders. Die kaufen eine Finca und fragen sich, welche Wertsteigerung ist für mich drin und was mache ich mit den zehn, elf Monaten, in denen ich die Immobilie nicht nutze. Da setzen wir an. Von daher bin ich für unseren IPO sehr zuversichtlich.

Homes & Holiday hat im vergangenen Jahr die Verkaufs- und Buchungserlöse um 46 Prozent auf knapp 139 Millionen gesteigert. Unter dem Strich blieb jedoch ein Verlust von zwei Millionen Euro. Woher kommt der?


Wir haben im Vorjahr erneut kräftig in unser Franchisesystem, insbesondere die Service-Zentralen in Palma und Düsseldorf, investiert und uns von einer Beteiligung getrennt.

Wann schreiben Sie netto schwarze Zahlen?


Aufgrund der IPO Kosten 2018 noch nicht. Die Analysten von GBC erwarten für 2019 den Break-even.

Der Boom bei Ferienimmobilien hängt eng mit der Niedrigzinspolitik der EZB zusammen. In den USA hat die Fed die Zinswende bereits eingeleitet. Was erwarten Sie, falls die EZB diesem Beispiel folgt?


Menschen, die sich Ferienimmobilien kaufen, sind normalerweise Millionäre. Die finanzieren ihre Ferienimmobilie in der Regel nicht, sondern bezahlen Cash. An besonders begehrten Standorten wie Mallorca sind auch bei schleppender Konjunktur kaum Preisabschläge zu beobachten, weil die Eigentümer es schlicht weg nicht nötig haben, in konjunkturell schwachen Zeiten zu verkaufen. Dazu kommt, dass Ferien-Immobilien gegenüber traditionellen Immobilien noch ein Riesen-Plus vorweisen können: Denn statt in gesichtslose Studenten-Apartments in München oder Gewerbeimmobilien in Berlin zu investieren, gibt es hier die Chance, sein Geld in eine Immobilie zu stecken, die man auch noch selbst nutzen kann, noch dazu mit schönem Wetter. Das zieht.

Gibt es prominente Kunden, die sie nennen dürfen?


Nein. Da müssen wir leider passen. Aber natürlich sind das alles tolle Leute.

Ein paar von ihren Kunden waren gerade in Eppan...?


Nein (lacht). Aber wir haben durchaus Kunden, die in der Bundesliga spielen, aber auch welche, die in Madrid spielen, dazu kommen Reiter oder Golf- und Tennisspieler.

Wenn Sie demnächst also Karten für ein tolles Fußball-Spiel in Madrid brauchen, haben Sie jetzt keine Probleme mehr, oder?


Das müsste ich erst mal ausprobieren (lacht).