Abgesehen von den Werten im TecDAX lieferten die heimischen Papiere im Börsenjahr 2014 nur eine magere Vorstellung ab. Auch im kommenden Jahr bleiben die Herausforderungen für die Werte in der ersten und zweiten Börsenreihe groß. Umso spannender sind daher Börsenstorys, die kaum auf dem Radar erscheinen. Gerade im Bereich der Small Caps, die außerhalb der bekannten Indizes gelistet sind, handelt es sich nicht selten um Aktien von Unternehmen, die Weltmarktführer sind und mit einer starken Positionierung auch in stürmischen Börsen- und Konjunkturzeiten gute Geschäfte erzielen. Zu den kaum beachteten Titeln zählt Washtec. Mit einer Marktkapitalisierung von 180 Mio. Euro ist der Wert meist zu klein für institutionelle Investoren. Der besondere Vorteil: Im Unterschied zu vielen Aktien, die mehr im Rampenlicht stehen, spielen Entscheidungen von Notenbanken oder neue Meldungen aus der Ukraine hier keine Rolle.

Dies zeigte sich sehr deutlich in den vergangenen Monaten. Während die Aktien im DAX, MDAX, TecDAX und SDAX im Oktober aufgrund zahlreicher Ereignisse eine scharfe Korrektur zeigten, behauptete sich die Washtec-Aktie auf ihrem Niveau. Hingegen führte die erst kürzlich angehobene Prognose für 2014 zu einer knackigen Rally, mit der zugleich eine seit einigen Monaten bestehende Seitwärtsspanne aufgelöst wurde.

Aber der Reihe nach. Wie der Name bereits vermuten lässt ist Washtec im Bereich Autowaschstraßenanlagen tätig und seit einigen Jahren bereits der weltweit führende Hersteller. Die Augsburger sind bereits seit 1997 an der Börse gelistet und produzieren, vermarkten und warten mit rund 1600 Mitarbeitern eine komplette Produktpalette für alle Arten von Fahrzeugen. Mit rund 20.000 installierten Autowaschanlagen ist Washtec klarer Marktführer und rund dreimal so groß wie die Nummer zwei, Christ. In den ersten drei Quartalen gingen rund 216 Mio. Euro durch die Bücher, gut ein Drittel der Erlöse erzielte das Unternehmen mit Ersatzteilen und Serviceleistungen.

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Wichtige Schlüsselfaktoren

Da Autowachanlagen in einem stark korrosiven Umfeld eingesetzt werden und in der Regel nach sieben Jahren ersetzt werden, ist ein gutes Service-Netzwerk entscheidend für die Kundenzufriedenheit. Washtec kann hier mit dem größten Angebot in Europa aufwarten. Full-Service bedeutet nicht nur Reparatur von Anlagen, sondern beinhaltet auch darüber hinaus reichende Dienstleistungen wie regelmäßige Wartung, Chemieversorgung, Hallenreinigung sowie technisches und optisches Facelifting. Für Netzbetreiber bieten die Augsburger ein umfassendes Leistungsspektrum an, das von Finanzierungsmodellen über Planung und Standortrealisierung bis hin zum Betrieb der Anlage reicht. Rund zwölf Prozent der Umsätze entfallen auf den Bereich Chemie. auwa Chemie verfügt über einen eigenen Vertrieb in Deutschland und unabhängige Vertriebspartner in Europa. Washtec kann so seine Kunden noch zielgerichteter mit der gewünschten Waschchemie beliefern.

Den Löwenanteil erzielt das Unternehmen mit Neu- und Gebrauchtmaschinen, die in den vergangenen drei Quartalen rund 112 Mio. Euro zum Umsatz beisteuerten. In Kerneuropa werden rund 80 Prozent der Erlöse erwirtschaftet, hier sind die Märkte inzwischen aber gesättigt und bieten kaum noch Wachstumsperspektiven. Nordamerika, wo Washtec seit 2006 mit der Tochter Mark VII vertreten ist, sowie Asien und Pazifik rücken daher in den Fokus. Bisher stehen beide Segmente für weniger als 20 Prozent beim Umsatz.

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Mehr Wascherlebnis in Sicht

Innovationen sind natürlich auch im Bereich der Autowaschanlagen ein wesentlicher Faktor für künftige Erfolge. Welche Möglichkeiten sich hier inzwischen eröffnen, konnten Besucher auf der Automechanika in Frankfurt erleben. Mit iWash gehen die Augsburger auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden ein. Über ein Touchterminal können Autofahrer erstmals ihre Wäsche nach eigenen Wünschen zusammenstellen. Wash&Pay vereinfacht die Abläufe beim Tanken und Waschen. Kürzere Wartezeiten, mehr Komfort und höherer Umsatz bei den Anbietern sind die Folge. Über Washtec Plus können Betreiber von mehreren Waschanlagen über eine App mit wenigen Klicks standortübergreifend Preise und Öffnungszeiten ändern, temporäre Programme variieren und Maschineneinstellungen anpassen.

Wegen zuletzt guter Geschäfte in den skandinavischen Ländern, in Deutschland und Frankreich sowie einem starken Service- und Chemiegeschäft erhöhte das Management vor wenigen Tagen die Umsatzguidance für 2014 auf etwas über 300 Mio. Euro bei einem Anstieg des Ebit auf 20 Mio. Euro. In den Planungen sind allerdings nicht die Aufwendungen für das laufende Restrukturierungsprogramm berücksichtigt. Bisher hatte Washtec das Volumen der Maßnahmen mit rund drei Mio. Euro beziffert, um ab 2016 jährlich rund drei Mio. Euro einzusparen. Warburg Resesarch rechnet nach Gesprächen mit dem Unternehmen nur noch mit 1,5 Mio. Euro an Aufwendungen. Mit dem Programm dürfte besonders die Ebit-Marge deutlich steigen, bis 2016 wird früheren Planungen zufolge ein Niveau von mindestens acht Prozent avisiert. Zur Einordnung: Im vergangenen Jahr lag die Quote bei 5,7 Prozent.

Lediglich bei der Dividende müssen Anleger für 2014 wohl Abstriche hinnehmen. Nachdem im vergangenen Jahr regulär 0,32 Euro sowie ein Bonus von 0,32 Euro gezahlt wurde und die Rendite bei über sechs Prozent lag, rechnet Warburg Research nun mit 0,36 Euro. Die Verzinsung von 2,7 Prozent liegt leicht über dem SDAX-Durchschnitt. Attraktiv sind einige Analystenprognosen. Hauck & Aufhäuser sieht die Aktie bei 14 Euro, Warburg Research rechnet sogar mit Kursen über dem bisherigen Rekordhoch von 16,50 Euro und siedelt das Ziel bei 16,80 Euro an.