Passend zum sonnigen Wetter und in Vorfreude auf den Sommer klart es beim Onlinemodehändler Zalando auf: Unerwartet haben die Berliner in den ersten drei Monaten des Jahres einen Gewinn erwirtschaftet. So soll das operativ bereinigte Ergebnis im einstelligen Millionenbereich liegen. Analysten gingen von einem Quartalsverlust in Höhe von zehn Millionen Euro aus. Im Vergleichsquartal 2018 erzielte der Modehändler noch einen mageren Überschuss von 400 000 Euro. Damals sorgte das Wetter, das bei allen Modefirmen eine mitentscheidende Rolle spielt, manchmal jedoch auch als Ausrede für Missmanagement genutzt wird, für große Sorgen. Die anhaltend hohen Temperaturen waren das ausschlaggebende Argument für die Gewinnwarnung im Spätsommer 2018 - und den Kurssturz der Aktie. Rund 20 Prozent verlor der Titel und rutschte auf ein neues Mehrjahrestief. Die Hitze zwang zu hohen Rabatten; Herbst- und Winterware, die eigentlich schon verkauft werden sollte, blieb liegen.

Doch im Dezember 2018 startete die Aktie eine furiose Aufholjagd, die weiterhin anhält: In diesem Jahr legte der Titel bereits um mehr als 80 Prozent zu. Noch liegt der Kurs aber deutlich unter dem Hoch von 50 Euro. Trotz des durchwachsenen Vorjahres bleiben die Berliner im Hinblick auf 2019 optimistisch. Für das Gesamtjahr soll der Umsatz um mindestens 20 Prozent klettern. Das Bruttowarenvolumen - Zalando-Plattform plus Partnerprogramme - soll bis zum Jahr 2023 auf 20 Milliarden Euro steigen; dieses Jahr wird es voraussichtlich bei rund acht Milliarden liegen. Der Partneranteil soll dabei signifikant von bislang zehn auf 40 Prozent anziehen. Ziel ist es, möglichst viele Firmen einzubinden, um immer mehr Zalando-Bestellungen über deren stationäre Geschäfte zu vertreiben.

Prognose bestätigt

Derweil bestätigte der Konzern die Gewinnprognose für 2019: Dann soll das bereinigte Ebit bei bis zu 225 Millionen Euro liegen. Im Vorjahr betrug es noch 173 Millionen Euro. Im Gegensatz zu anderen strauchelnden Modeunternehmen, die zu spät auf den Onlinetrend setzten und zu viel Geld in eigene Läden steckten, ist das Geschäftsmodell der Berliner deutlich aussichtsreicher, da die Kostenbasis geringer ist. Die Erwartungen sind dennoch hoch: In den kommenden zwei Jahren soll die Ebit-Marge zwischen zwei und vier Prozent liegen. Langfristig soll sie dann auf zehn bis 13 Prozent klettern. Doch anders als noch im vergangenen Jahr, als die Expansion ganz klar im Vordergrund stand, richtet Zalando den Blick aktuell verstärkt auf die Profitabilität. Das könnte auch daran liegen, dass der starke Wachstumstrend abebbt und das Unternehmen künftig stärker an der Kostenschraube dreht, um die hochgesteckten Margenziele letztlich zu erreichen. Mit geplanten Investitionen in Höhe von 300 Millionen Euro will Zalando vor allem international zulegen. Von einer Marketingoffensive profitieren soll dann auch die Kosmetiksparte. In acht Ländern hat diese ihre Markteinführung bereits hinter sich. Zudem ist die Eröffnung eines Pop-up-Stores in München für Mai geplant. So soll Parfümerieketten wie Douglas Konkurrenz gemacht werden. Auch in Berlin öffnete bereits ein Geschäft.

Interessante Konstellation

Der Wettbewerber, mit dem man Zalando am ehesten vergleichen kann, ist das britische Unternehmen Asos. Ebenfalls börsennotiert, kämpft, hadert und wächst es unter ähnlichen Voraussetzungen wie Zalando, ist allerdings etwas günstiger bewertet. Was momentan viel spannender ist: Beide Onlinehändler haben mit Anders Holch Povlsen denselben Großaktionär. Bei Zalando hält er aktuell mehr als zehn Prozent der Anteile, bei den Briten liegt er schon bei über 26 Prozent. Sein Ziel könnte sein, einen großen europäischen Amazon-Wettbewerber zu schaffen. Dafür müsste Povlsen jedoch weitere Stimmrechte aufbauen und Anteile zukaufen. Nicht ausgeschlossen, dass er mit dem anderen Zalando-Großaktionär, dem Risikokapitalgeber Kinnevik, über ein Aktien-paket verhandelt. Dieser hält aktuell rund 30  Prozent am Unternehmen. Dem Zalando-Kurs könnte das zusätzlichen Auftrieb geben. Zuletzt bekamen Shortseller, die auf fallende Kurse setzten, kalte Füße und zogen sich zurück.

Höhere Kurse erwartet auch Analyst Christian Salis von Hauck & Aufhäuser. Während es pessimistische Stimmen aus dem Markt gibt, rät er zum Kauf der Aktie. Vor allem wegen des Gewinnanstiegs - trotz der Tatsache, dass der Paketversand etwa bei DHL und Hermes teurer wurde. BÖRSE ONLINE bleibt optimistisch, dass der Titel die Höchststände wieder erreicht - wenn das Wetter mitspielt. Der Titel ist allerdings hoch bewertet und lediglich für spekulative Anleger geeignet. Diese sollten nicht vergessen, einen Stoppkurs zu setzen.