Gegessen und getrunken wird immer. Ein schöner Leitspruch, der zweifelsohne seine Berechtigung hat. Viele Anleger vertrauen auf diese These, indem sie beim Investieren bevorzugt auf Aktien von Unternehmen aus dem Nahrungsmittelsektor setzen. Allerdings verändert sich das Umfeld laufend, etwa wegen sich wandelnder Vorlieben der Konsumenten oder auch Anpassungen im regulatorischen Bereich. In so einem Prozess gibt es immer Gewinner und Verlierer. Hersteller von Lebensmittelzusatzstoffen zählen laut der Investmentbank Barclays eindeutig zu den Profiteuren. Aus Sicht der Analysten stehen diese Unternehmen im Zuge der aktuellen "Lebensmittelrevolution" zwischen den Verbrauchern, die zucker- und fettarme sowie proteinreiche Lebensmittel mit Umweltgütezeichen verlangen, und den Regulierungsbehörden, die die Lebensmittelhersteller unter Druck setzen, gesündere Nahrungsmittel zu entwickeln.

Barclays folgert daraus, dass die mit einem guten Wachstumsprofil und mit Preismacht ausgestatteten Anbieter von Aroma- und Zusatzstoffen aus Anlegersicht nie so wertvoll waren wie heute. Zumal diesen Gesellschaften die rückläufigen Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei den großen Nahrungsmittelkonzernen in die Karten spielen. Denn diese Hersteller wollen trotzdem weiterhin neue Produkte auf den Markt bringen. Dazu sind sie aber noch stärker als bisher auf Kooperationen mit Anbietern von Zusatzstoffen angewiesen.

Dauerläufer dank defensiver Qualitäten

Aktien von Duft-, Farbstoff- und Aromenherstellern sind schon seit vielen Jahren bei Anlegern beliebt - auch weil sie langfristig stetig steigende Umsätze und Gewinne liefern. Das sind Eigenschaften, die sie zu vergleichsweise defensiven Titeln machen. Zumal die Geschäftsmodelle bei den führenden Branchenvertretern in der Regel durch Markteintrittsbarrieren oder Skaleneffekte geschützt sind. Der Wettbewerb erfolgt darüber hinaus in einem Sektor mit oligopolistischen Strukturen zumeist nicht primär über den Preis, wie der deutsche Vermögensverwalter Jens Ehrhardt ergänzt. Die Kosten für Aromen und Duftstoffe bei den Kunden machen nur rund 0,5 und sechs Prozent der Produktkosten aus.

Anleger honorieren all das in Form von hohen Bewertungen, die sie den führenden Branchenvertretern zugestehen. Allerdings relativiert sich das etwas angesichts der anhaltend soliden Wachstumsaussichten. Sektorexperten sehen das globale Marktvolumen von Lebensmittelzutaten um drei bis vier Prozent per annum steigen. Für besonders gut positionierte Unternehmen sind natürlich noch höhere Wachstumsraten möglich.

Zur Steigerung des Gewinns je Aktie führen einige der Gesellschaften zudem regelmäßig Aktienrückkäufe durch. Typischerweise legen die Verantwortlichen auch viel Wert auf eine solide Dividendenpolitik. Das spiegelt sich in verlässlichen Zahlungen und stetigen Ausschüttungserhöhungen wider. Bei der Auswahl der Kaufempfehlungen achteten wir neben einer aktionärsfreundlichen Politik auf eine starke Marktstellung sowie auf überzeugende Chartbilder.

Attraktive Dividende

Der einzige Favorit aus den USA ist McCormick aus Maryland. Der 1889 gegründete Anbieter von Gewürzen, Gewürzmischungen und Aromastoffen ist als Dividendenzahler ein Hort der Stabilität. Seit 1925 fließt stets eine Dividende an die Aktionäre. Seit 1987 gab es Jahr für Jahr eine Anhebung der Ausschüttung. Auch mit dem Umsatz ging es von 2009 bis 2018 stetig von 3,19 Milliarden auf 5,41 Milliarden US-Dollar nach oben. Analysten sehen die Erlöse bis 2021 auf 5,83 Milliarden US-Dollar steigen. Die Börse honoriert das seit Anfang 2000 mit einer Kursverzwölffachung. Unter Bewertungsaspekten ist der Titel auf aktueller Ergebnisbasis zwar kein Schnäppchen, aber das Unternehmen verfügt über enorme Wettbewerbsvorteile. Außerdem halten Analysten auf Sicht von fünf Jahren einen Gewinnanstieg von gut neun Prozent jährlich für möglich.

Eine Art Dauerbrenner ist auch Givaudan. Der Schweizer Aromen- und Riechstoffhersteller ist mit 148 Standorten in 50 Ländern präsent. Givaudan hat im Vorjahr für 1,6 Milliarden US-Dollar die noch fehlenden Anteile an Naturex gekauft, einem französischen Spezialisten für Pflanzenextrakte und natürliche Inhaltsstoffe. Damit haben die Schweizer ihre führende Wettbewerbsposition weiter ausgebaut. Die Gewinnspanne stand zuletzt aufgrund von steigenden Rohstoffkosten zwar etwas unter Druck, der Aktienkurs hingegen ist auf Rekordjagd. Lobenswert aus Anlegersicht sind 18 Dividendenanhebungen in Folge seit dem Börsengang im Jahr 2000. Die Bewertung ist vergleichsweise ambitioniert, relativiert sich aber etwas angesichts der Wachstumsaussichten. Der Analystenkonsens geht von 2018 bis 2023 von einem Anstieg beim Ergebnis je Aktie von 71,92 auf 113,00 Franken aus.

Eine überaus gute Figur auf dem Börsenparkett gibt seit März 2009 Symrise ab. Der deutsche Duft- und Geschmacksstoffspezialist kann seit März 2009 einen Anstieg des Aktienkurses von 7,07 Euro auf über 82,00 Euro vorweisen. Investoren finden folglich nach wie vor Gefallen an der guten Aufstellung. Der Vorstand bestätigte jüngst erst die Langfristziele bis 2025, die allein auf organischer Basis ein Umsatzwachstum von fünf bis sieben Prozent per annum vorsehen. Analysten gehen von einer Gewinnverbesserung je Aktie von 2,08 auf 3,39 Euro bis 2023 aus. Auch mit der zuletzt neunmal in Folge erhöhten Dividende soll es demnach bis auf Weiteres nach oben gehen.

Als echte Bereicherung auf dem Kurszettel haben sich seit dem Börsengang im Juni 2010 die Aktien von Chr. Hansen entpuppt. Ausgehend von einem Ausgabepreis von 90 Kronen hat das dänische Biotechnologieunternehmen, das natürliche Lösungen für die Lebensmittel-, Ernährungs-, Pharma- und Landwirtschaftsindustrie entwickelt, kürzlich erst ein Rekordhoch von 697 Kronen erreicht. Die in einer Studie als nachhaltigstes Unternehmen der Welt bezeichnete Gesellschaft verfügt über die weltweit größten kommerziellen Bestände an Bakterien. Den Umsatz haben die Dänen von 2008/09 bis 2017/18 mit 1,1 Milliarden Euro mehr als verdoppelt.

Weiteres Wachstum in Sicht

Gleichzeitig verwandelte sich im genannten Zeitraum das Minus von 0,19 Euro beim angepassten Ergebnis je Aktie in ein Plus von 1,73 Euro. Und laut Chr. Hansen-Vorstand zeichnet sich noch kein Ende des Wachstums ab. Ziel ist es, bis zum Geschäftsjahr 2021/22 organisch jährlich um acht bis zehn Prozent zu wachsen. Aufgrund der guten Aussichten stufen wir den Wert wieder auf "Kaufen" hoch.

Unser fünfter Tipp ist DSM. Der Chemiekonzern verfügt im Segment Materials über eine breite Produktpalette von Spezialmaterialien (Kunststoffe, Fasern sowie Inhaltsstoffe für Farben und Lacke). In den vergangenen Jahren haben die Niederländer ansonsten aber Nichtkerngeschäfte verkauft oder in Joint Ventures eingebracht und dafür das Segment Nutrition durch Zukäufe weiter ausgebaut. Dieses Segment ist sowohl im Bereich Tiernahrung und -gesundheit als auch bei Human Nutrition and Health aktiv und erzielt mit Vitaminen und anderen Ernährungszusätzen rund zwei Drittel des Konzern-Ebitda. Das Unternehmen ist finanziell sehr gut aufgestellt. Für das Geschäftsjahr 2018 wurde eine um 25 Prozent erhöhte Dividende von 2,30 Euro je Aktie angekündigt. Nach guten Ergebnissen soll außerdem ab dem zweiten Quartal ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von rund einer Milliarde Euro anlaufen. Den Aktienkurs hat das auf neue Bestmarken getrieben, wodurch auch hier ein starkes Chartbild zu beobachten ist.