Das Spaghetti House in der Kensington High Street ist für Londoner Verhältnisse günstig. Penne all’arrabiata gibt es für 8,95 Pfund. Sam Walsh speist gern dort. Der Chef von Rio Tinto beherzigt auch als Privatmann das, was seiner Meinung nach Bedingung für erfolgreiches Management ist: Kostenreduzierung. Seine Leistung auf dem Gebiet schätzt der 64-Jährige als nicht zu gering ein. Die Harvard- Universität werde bald Studien erstellen, wie Rio Tinto unter seiner Führung den Turnaround geschafft habe, sagt er.

Mag arrogant klingen, ist es aber nicht. Seit Walsh im Januar 2013 das Ruder beim Rohstoffgiganten übernommen hat, kappte er durch Verkauf oder Schließung unrentabler Minen sowie den verstärkten Einsatz automatisierter Lkw die Kosten um vier Milliarden Dollar. Gleichzeitig reduzierte er die Schulden um sechs Milliarden auf aktuell rund 16 Milliarden Dollar. Walsh verhinderte so eine von der Ratingagentur S & P bereits angedrohte Herabstufung der Bonität. Rio Tinto wird weiterhin mit "A-" beurteilt. Die Sparanstrengungen zahlen sich auch anders aus: Trotz des Preisverfalls bei Eisenerz steigerte der Konzern im ersten Halbjahr den Nettogewinn von 1,72 Milliarden auf 4,4 Milliarden Dollar.

Für die sinkenden Notierungen bei Eisenerz - seit Jahresanfang verbilligte sich der zur Stahlherstellung benötigte Rohstoff um rund 40 Prozent - zeichnet Walsh mitverantwortlich. Unter seiner Führung weitete Rio Tinto die Förderung stark aus. Kleinere Unternehmen wie Fortescue Metals werfen ihm nun vor, er wolle sie aus dem Markt drängen. Walsh bestreitet dies. Doch klar ist, dass Rio Tinto von einer Konsolidierung profitieren würde.

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Ungewünschte Offerte

Walshs Erfolge haben bislang den Beifall der Aktionäre gefunden. Auch der Chef des Schweizer Rohstoffriesen Glencore, Ivan Glasenberg, ist angetan. Er legte im Sommer, obwohl die Marktkapitalisierung seines Unternehmens geringer ausfällt, ein Übernahmeangebot für Rio Tinto vor. Walsh lehnte ab. Begründung: Die Kulturen der beiden Minenbetreiber klafften zu weit auseinander. Zudem sei Glencore mehr ein Rohstoffhändler als ein Förderer. Im kommenden Jahr aber dürfte es Glasenberg, in dessen Portfolio Eisenerz gut passen würde, ein zweites Mal probieren.

Um die Anteilseigner weiterhin von seinem Kurs zu überzeugen, muss Walsh ihnen etwas bieten. Er kündigte daher für die kommenden fünf Jahre schon mal stabile Cashflows, nachhaltig steigende Dividenden und ein Aktienrückkaufprogramm an. Das erfreut die Anteilseigner. Gläubiger werden da hingegen eher nervös. Sie fürchten, Rio Tinto werde Schulden aufnehmen müssen, um die Versprechungen zu erfüllen, was den Anleihekurs belasten würde.

Völlig ausschließen lässt sich das nicht. Zumal Walsh ja auch die starke Abhängigkeit Rio Tintos von Eisenerz durch Investitionen in Kupferminen und in den Aluminiumabbau reduzieren muss. Wahrscheinlicher aber ist, dass er vom bislang so erfolgreichen Kurs nicht abweicht. Seinen Ruf als Sanierer will der Manager nicht gefährden. Bei Glasenberg sitzt das Geld dagegen locker. Allein für die Weihnachtsfeier des Konzerns ließ er 1,5 Millionen Franken springen.

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