Die Insel bleibt in ein griechisches und ein türkisches Territorium geteilt. Auch die jüngsten Verhandlungen unter dem Vorsitz der Vereinten Nationen über eine Wiedervereinigung Zyperns gingen ohne eine Einigung zu Ende. Unter dem seit 1974 ungelösten Konflikt leidet jedoch in erster Linie die türkische Republik Nordzypern. Das EU-Mitgliedsland Zypern kann hingegen an seiner wirtschaftlichen Erholung und finanziellen Stabilität weiter arbeiten. Im Jahr 2013 waren zyprische Großbanken und das Land selbst im Zuge der Finanz- und Staatsschuldenkrise in arge Schieflage geraten. Zypern musste sich bis März 2016 unter den EU-Rettungsschirm begeben.

Inzwischen hat sich die Lage deutlich entspannt. Zwar ist die Staatsverschuldung mit rund 22 Milliarden Euro beziehungsweise rund 109 Prozent des Bruttoinlandsprodukts weiterhin extrem hoch. Die Neuverschuldung ist jedoch deutlich zurückgegangen. Das Haushaltsdefizit beträgt dank Strukturreformen im Gesundheits-, Banken- und Steuersystem nur noch 0,3 Prozent. Die Wirtschaft zieht an. Im ersten Quartal des Jahres wuchs das Bruttoinlandsprodukt um drei Prozent.

Damit sich die Finanzlage nachhaltig verbessert, setzt Zyperns Regierung nicht nur auf Reformen, sondern auch auf Glücksspiel. In den Städten Limassol und Nicosia entsteht eines der größten Casinoprojekte Europas. Zyperns Finanzminister Harris Georgiades rechnet nach Fertigstellung des Projekts mit jährlichen Steuereinnahmen von rund 100 Millionen Euro. Zudem soll der Casinokomplex zusätzlich 300 000 Touristen pro Jahr anlocken. Bislang kommen jedes Jahr rund drei Millionen Urlauber auf die Insel.

Die Anstrengung, die öffentlichen Finanzen ins Lot zu bringen, gefallen auch S & P. Im März stufte die Ratingagentur die Bonitätsnote von "BB" auf "BB+" hoch, der Ausblick ist stabil. Vier Jahre nach Ausbruch der Krise ist die Mittelmeerinsel nur noch eine Note vom Investment-Grade-Bereich entfernt.