Natürlich gilt es, aufgrund der geopolitischen Situation besondere Vorsicht walten zu lassen. Dafür spricht jedoch neben einer attraktiven Bewertung bei einer grundsätzlich hohen Qualität, dass die EU-Fördergelder zur Stabilität beitragen.

Inflationsdruck, Zins- und Rezessions- sorgen belasten aktuell die Kapitalmärkte. Die damit einhergehenden Schwankungen dürften auf absehbare Zeit anhalten. In diesem turbulenten Umfeld sind viele Segmente des Anleihemarkts attraktiv, und die Zinsen bewegen sich auf so hohen Niveaus wie seit Jahren nicht mehr. Mit einem Portfolio aus Investment-Grade-Unternehmensanleihen lassen sich wieder über drei Prozent Rendite erzielen. Im High-Yield-Bereich sind die Zinsaufschlä- ge insbesondere in Europa gestiegen, während sich die Fundamentaldaten der Unternehmen verhältnismäßig robust zeigen.

Schwellenländeranleihen in Lokalwährung können ebenfalls eine interessante Ergänzung in einem breit diversifizierten Portfolio darstellen. In vielen aufstrebenden Volkswirtschaften hat die Zinswende schon im letzten Jahr begonnen, was sich in der Verzinsung widerspiegelt. Dabei könnte sich der Blick auf Energieexporteure richten, die von den aktuell hohen Preisen profitieren. In lokaler Währung denominierte Papiere bieten gleichzeitig die Chance auf Währungsgewinne. Denn es spricht einiges dafür, dass der starke US-Dollar-Zyklus künftig drehen könnte.

Das aktuelle Umfeld ist geprägt von enormen Risiken. Damit geht aber auch Potenzial für positive Überraschungen einher: Sollte sich die Situation in der Ukraine stabilisieren oder China seine Null-Covid- Politik anpassen, dürfte sich die Stimmung schnell aufhellen.

Tobias Ripka ist Anleiheexperte bei Wellington Management. Für €uro am Sonntag blickt er auf die Anleihemärkte.